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Die Nanny und der Traummann

Die Nanny und der Traummann

Titel: Die Nanny und der Traummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Celmer
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1. KAPITEL
    Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
    Als ehemaliger Abwehrspieler, Spitzenathlet und Mannschaftskapitän der New York Scorpions zählte Cooper Landon zu den beliebtesten Sportlern der Stadt. Seine Eishockeykarriere war eine Aneinanderreihung von Erfolgen gewesen. Doch jetzt schien ihn das Glück zu verlassen.
    Er blickte aus dem Fenster des Konferenzraums der Anwaltskanzlei auf Manhattan hinunter. Die Hände in seinen Jeanstaschen vergraben, beobachtete er den Verkehr auf der Park Avenue und die Passanten, die sich unten auf dem Gehweg tummelten. Die Hochhausfenster auf der anderen Straßenseite reflektierten das grelle Licht der Junisonne. Geschäftsmänner, die Taxen hinterherwinkten. Mütter mit ihren Kinderwagen. Noch vor drei Wochen war auch er einer dieser Normalbürger gewesen. Ein Mann, der keine Ahnung hatte, wie schnell sein Leben auf den Kopf gestellt werden konnte.
    Ein sinnloser Unfall hatte ihm den letzten Rest seiner Familie genommen. Jetzt waren sein Bruder Ash und seine Schwägerin Susan tot. Und die Zwillinge Vollwaisen.
    Beim Gedanken an die Ungerechtigkeit des Ganzen ballte Coop vor Wut die Fäuste. Am liebsten hätte er die getönten Glasscheiben zerschlagen.
    Wenigstens hatte er noch seine beiden Nichten. Ash und Susan hatten sie zwar adoptiert, aber geliebt wie ihr eigen Fleisch und Blut. Jetzt unterlagen sie Coops Obhut, und er war fest entschlossen, ihnen das denkbar beste Leben zu verschaffen. Er würde ihnen all das ermöglichen, was Ash für sie gewollt hätte.
    „Also, was hast du von der letzten Kandidatin gehalten?“, fragte ihn sein Anwalt Ben Hearst. Er saß Coop gegenüber am Konferenztisch, sortierte geflissentlich einen Stapel Bewerbungsunterlagen und machte sich Notizen zu all den Nanny-Kandidatinnen, die sie heute Nachmittag kennengelernt hatten.
    Coop wandte sich ihm zu. Ihm gelang es nicht, seine Frustration zu unterdrücken. „Ich würde ihr nicht mal einen Hamster anvertrauen.“
    Wie schon die drei Bewerberinnen zuvor hatte auch die letzte Kandidatin mehr Interesse an seiner Hockey-Karriere als an den Zwillingen gezeigt. Coop kannte sich aus mit dieser Sorte Frauen. Kurzer Rock, tief ausgeschnittene Bluse, stets auf der Suche nach einem berühmten Ehemann. In der Vergangenheit hätte er sich allerdings über die Aufmerksamkeit gefreut und die Situation wahrscheinlich sogar ausgenutzt. Mittlerweile fand er derartige Gespräche aber nur noch nervtötend. Er wurde nicht als der Erziehungsberechtigte zweier Kleinkinder wahrgenommen, die gerade ihre Eltern verloren hatten, sondern wie ein Stier auf dem Viehmarkt behandelt. Gerade mal zwei Wochen war es her, dass sein Bruder gestorben war – und nicht eine einzige Bewerberin hatte ihm ihr Beileid bekundet.
    Nach zwei Tagen und einem Dutzend unproduktiver Bewerbungsgespräche befürchtete er mittlerweile, dass er nie im Leben eine Nanny finden würde, die seinen Ansprüchen genügte.
    Aber seine Haushälterin, die ihm nur unter lautem Murren mit den Zwillingen half, war schon gute zwanzig Jahre über ihre Muttergefühle hinweg und drohte damit zu kündigen, falls er nicht bald jemanden für die Kinder fand.
    „Tut mir wirklich leid“, sagte Ben. „Ich hätte damit rechnen müssen, dass es so kommt.“
    Vielleicht hätte Coop auf den Rat seines Anwalts hören und eine Arbeitsagentur einschalten sollen. Andererseits bezweifelte er aber, dass ein Haufen Wildfremder dazu in der Lage war, eine Nanny auszusuchen, sie seinen Vorstellungen entsprach.
    „Die Nächste könnte dir gefallen“, fuhr Ben fort.
    „Ist sie qualifiziert?“
    „Eigentlich sogar überqualifiziert.“ Er reichte Coop die Akte. „Ich habe mir sozusagen das Beste bis zum Schluss aufgehoben.“
    Sierra Evans, sechsundzwanzig. College-Abschluss in Erziehungswissenschaften, derzeit tätig als Kinderkrankenschwester. Coop blinzelte erstaunt, dann sah er zu Ben auf. „Stimmt das, was hier steht?“
    Der Anwalt nickte und lächelte. „Ich war auch überrascht.“
    Sie war Single, kinderlos, keine Vorstrafen. Nicht mal ein Knöllchen wegen Falschparkens. Auf dem Papier wirkte sie absolut perfekt. Allerdings hatte Coop schon häufig feststellen müssen, wie sehr der erste Eindruck täuschen konnte. „Und was ist der Haken an der Sache?“
    Ben zuckte mit den Achseln. „Scheinbar gibt es keinen. Sie wartet draußen in der Lobby. Soll ich sie reinrufen?“
    „Ja, lass uns das hinter uns bringen.“ Zum ersten Mal, seit das Chaos ausgebrochen

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