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Der Tod Verhandelt Nicht

Der Tod Verhandelt Nicht

Titel: Der Tod Verhandelt Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Morchio
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Gruppe alter Freunde, die von einer noch kleineren Insel als Sardinien stammten, die bekannt dafür war, dass sie während des Faschismus berühmte Sommerfrischlerbeherbergt hatte. Auch dort hatten wir kein Glück. So beschlossen wir, einen letzten Versuch zu unternehmen, und gingen zum Porto Antico, wo ein Freund und Zechbruder von mir ein Antiquariat hatte, der sich auch sonst mächtig ins Zeug legte, um das kulturelle Leben zu fördern und die Stadt aus ihrer dumpfen Schläfrigkeit zu reißen.
    »Diebe, Nutten und Buchhändler«, sagte Gina, während wir um die Ecke des Palazzo del Millo bogen, »darauf beschränken sich meine Bekanntschaften in der Altstadt.«
    »Ich kenne da auch noch so eine total hippe Anwältin.«
    Fünf Minuten später kam sie strahlend mit einem als Geschenk verpackten Buch wieder aus dem Laden meines Freundes.
    »Warum gerade Tertenia?«, fragte ich.
    Sie zuckte die Schultern, mit einem Ausdruck falschen Bedauerns. Falscher Zerknirschtheit. Alles inszeniert, von Anfang an.
    Du Aas, in was für eine Falle hast du mich da bloß gelockt?
    Ich hatte meine Vespa, eine alte amaranthfarbene 200   PX, vor der Fakultät für Architektur auf der Via Sant’Agostino geparkt. Gina wartete daneben, während ich hinauf in meine Wohnung eilte, um zwei Helme zu holen.
    »Komm schon, Bacci Pagano«, flüsterte sie mir von hinten ins Ohr, als ich mich in den Verkehr einfädelte. »Wir haben fast Juni. Der ideale Zeitpunkt für Urlaub auf Sardinien.«
    »Du kannst mich mal, Frau Anwältin.«
    »Dich nicht, denn morgen Abend bin ich mit dem Vertreter eines Lexikonverlags zum Essen verabredet, den ich auf den Klippen von Pieve kennengelernt habe. Der hat sich an mich drangehängt wie eine Klette. Brillant ist er nicht gerade, im Gegenteil, eher langweilig, aber er hat Wahnsinnsschultern. Und den Rest wage ich mir kaum vorzustellen.«
    Ihren weißen Polo hatte sie an der Via Corsica geparkt. Die Rotunde von Carignano, von der aus man zum Touristenhafen und den Werften kommt, war menschenleer. Der Sonnenuntergang hatte das Meer in ein rötliches Licht getaucht.
    »Jetzt zick nicht so rum«, fügte sie noch hinzu, während sie in ihr Auto stieg. »Du machst ein bisschen Urlaub und verdienst nebenbei einen Haufen Geld. Und Gabriele Sanna wird dich im Übrigen im Voraus bezahlen.«
    Und damit gab sie Gas und fuhr davon. Allein mit der Vespa, deren Motor ruhig zwischen meinen Knien knatterte, schaute ich hoch zur Sonne, die bald hinter dem Monte Beigua verschwinden würde, und dachte, dass die Frauen, so sehr sie einem auch eine gute Freundin sein und Freud und Leid mit einem teilen und so treffsicher sie unsere Befindlichkeiten erfassen konnten, manchmal gar nichts verstanden. Ihr Pragmatismus siegte dann über jede Art von Gefühl. Und um diese harte Schale zu durchbrechen, brauchte man schon einen Hammer.

Ankunft auf Sardinien
    Klares Wasser sprudelte und schäumte um die rotierende Schiffsschraube. Der kleine Hafen feierte die Ankunft der Tirrenia-Fährschiffe jedes Mal wie ein Großereignis. Wie aus Krippenbauten zusammengesetzt wirkte der Hafen von Arbatax mit seinem Nuraghen-Nachbau aus Beton, der Bar »Rosa dei venti« und der langen asphaltierten Mole, deren Belag in der Hitze fast zu schmelzen schien. Kaum hatte ich mit der Vespa laut scheppernd die Rampe des Schiffes überwunden, überwältigten mich die Luft und die Sonne. Süß und gleichzeitig herb. Glühend. Die Reise war lang und beschwerlich gewesen, und der Zwischenstopp in Olbia hatte das Ganze nur noch aufreibender gemacht. Zwanzig Stunden Langeweile, lustlose Lektüre und kaum Schlaf. Die Fähre war voll mit Deutschen und Holländern, allesamt blond, blass und hungrig nach Wärme und Sonne, was ihre milchweiße Haut sicher teuer zu stehen kommen würde. Bald würde sie sich knallrot färben und leuchten wie glühende Holzscheite.
    Es war ein klarer Tag mit einer feuchten Brise, die vom Meer herüberwehte. Am Horizont war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Ich setzte die Sonnenbrille auf und reihte mich gerade in die Schlange der Autos ein, die von der Rampe fuhren, als ich ihn bemerkte, vermischt mit dem Gestank der Auspuffe, dem salzigen Geruch des Meeres, dem Deodorant, das die Nordlichter ein wenig zu verschwenderisch aufgetragen hatten,um die Strapazen der langen Reise zu übertünchen: Es war der Duft der Zistrosen. Ich schloss die Augen und wusste: Ich war auf Sardinien.
    Die Straße von Tortolì nach Cagliari, eingebettet zwischen dem

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