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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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wisst schon.«
    Weder Finn noch Mellow wagten, etwas zu sagen.
    »Ihr seid doch nicht allein, oder? Ich meine, ihr habt doch Verstärkung oder etwas in der Art mitgebracht? Tapfere Vahits, die uns hier herausholen werden? Nun sagt schon?!«
    Finn und Mellow starrten einander in der Düsternis an. »Nun«, fasste sich Finn endlich ein Herz, »es ist zumindest fast so, wie du sagst, Herr Banavred. Ich habe, nun ja, meine Verstärkung gewissermaßen gleich mitgebracht. Mellow hier ist zu meinem Bedauern der einzige tapfere Vahit, den ich auftreiben konnte. Es tut mir wirklich leid!«
    »Ihr seid nur zu zweit? So ist alles verloren!«, entfuhr es Banavred.
    »Bevor du das sagst«, warf Mellow ein, »würde ich gern wissen: Was ist hier überhaupt geschehen?«
    »So habt ihr meinen Brief gar nicht bekommen?«
    »Doch«, widersprach Finn, »das haben wir. Allerdings schriebst du nur von Merkwürdigkeiten und einem gerissenen Schaf. Deinen, ähm, Besuch erwähntest du mit keinem Wort.«
    »Meinen Besuch?«, fragte der Himmelsforscher aufgebracht. »Ja, so könntest du es nennen. Zwar uneingeladen und ein wenig derb in den Sitten, könnte ich hinzufügen, aber aufgesucht haben sie mich, in der Tat. Obwohl Heimsuchung es besser treffen würde.«
    »Wer sind diese Menschen?«
    »Menschen?«, entrüstete sich der alte Vahit. »Nur einer von ihnen ist ein Mensch. Oder etwas, das einem der Großen Leute vielleicht am nächsten kommt. Ich meine den mit der schwärzlichen Haut, den ihr wohl bemerkt habt. Die anderen? Ich weiß nicht, was sie sind. Ich habe dergleichen nie gesehen oder auch nur von Wesen gehört, die ihnen ähnlich wären. Gidrogs nennt der Mensch sie. Ob das ihr Name ist oder ein Schimpfwort, das hat er nicht verraten. Sie sprechen unsere Sprache kaum, und wenn sie untereinander reden, hört es sich für meine Ohren an wie Gewürge oder Gegrunze. Er ist ihr Anführer, und sie fürchten ihn, obwohl sie ihn zu hassen scheinen. Sein Name ist Saisárasar.«
    »Saisárasar«, wiederholte Finn langsam. »Das klingt fremd . Ich meine, fremder als zum Beispiel jemand heißen würde, der aus Revinore, Vindland oder Arelian stammt.«
    »Woher willst du das denn wissen?«, fragte der alte Vahit mit bitterer Miene. »Kennst du jemanden dort?«
    »Nein, ich meine nur   … im Unterricht betonte Herr Ludowig immer wieder, die Sprache der Großen Leute und die unsrige sei einst ein und dieselbe gewesen. Ich denke nur, wenn er aus einem der drei Königreiche stammt, dann müsste sein Name   – ich weiß nicht   – irgendwie vertrauter klingen als   … Saisárasar. Was soll das überhaupt bedeuten?«
    »Mich beschäftigt mehr, warum er hier ist«, sagte Mellow. »Und auch, seit wann er sich hier aufhält. Als du deinen Brief verfasstest, Herr Banavred, da war es der 22. September. Du erwähntest ihn und diese Gidrogs mit keinem Wort. Folglich kamen sie erst später. Wann war das?«
    »An Mahtfas«, antwortete Banavred. »Und niemand hatte sie eingeladen, mein Wort drauf. Anselma und ich hatten ein wenig gefeiert und Selbstgebrautes verkostet an jenem Abend. Dazu gab es Pilze und Kartoffeln. Die letzte warme Mahlzeit, die wir hatten, und was mich betrifft, das letzte überhaupt, was ich gegessen habe. Jedenfalls, später am Abend wollte Anselma noch ein paar Äpfel pflücken und ging hinunter in die Vorburg. Ich hörte sie nur schreien und dachte, sie wäre gestürzt. Ich rannte hinunter zum Garten. Was soll ich sagen   – sie haben mich genauso schnell gefangen wie meine Frau. Wir wurden getrennt. Mich steckten sie in den Turm, und wohin sie Anselma brachten, weiß ich nicht. So ist es seitdem. Ab und zu holen sie mich heraus. Sie zerren mich in den Hof, und Saisárasar stellt mir Fragen; höchst seltsame Fragen, wie ich hinzufügen sollte.«
    »Was für Fragen sind das?«, wollte Finn wissen.
    »Alle möglichen Dinge über das Hüggelland scheinen ihn zu interessieren. Alle Dörfer sollte ich ihm benennen. Ihm sagen, wie viele Vahits wo wohnen. Was sie dort tun, will er wissen. Und immer wieder fragt er danach, wo unsere Streitmacht steht und wie stark sie ist.«
    »Unsere Streitmacht?«, entfuhr es Mellow. »Was denn nur für eine Streitmacht?«
    »Ich sage ja, er stellt seltsame Fragen. Er wird wütend, wenn ich ihm zu erklären versuche, dass wir Vahits keine Streitmacht haben. Er nennt mich einen Lügner und wirft mich zurück in den Turm. Einmal meinte er, ich könne noch so listig sein, am Ende würde es mir nichts

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