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Der Verräter von Westminster

Der Verräter von Westminster

Titel: Der Verräter von Westminster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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steifen Hüten, Mützen und Hauben sah. Er konnte es sich nicht leisten, länger zu warten. Ob Gower sich noch in der Gasse befand, in der er gegen die Mauer geprallt war, womöglich verletzt? Pitt konnte sich das nicht recht vorstellen.
    Vor sich erkannte er jetzt erneut West, der eine Lücke im Verkehr nutzte, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Drei Droschken folgten einander in so geringem Abstand, dass es aussichtslos war, sich zwischen ihnen hindurchschlängeln zu wollen. Vor Ungeduld kochend, stand Pitt am Straßenrand. Unmöglich, sich jetzt in den Verkehr zu wagen, zumal
ihm auch noch ein vierspänniges Fuhrwerk entgegenkam – er würde mit Sicherheit überfahren.
    Gleich darauf näherte sich ein Pferdeomnibus, unmittelbar gefolgt von zwei schwer beladenen Fuhrwerken. In der Gegenrichtung blockierten weitere Fuhrwerke und ein Bierkutscher mit seinem Gespann die Straße. In der Zwischenzeit hatte Pitt West vollständig aus den Augen verloren, während sich Gower in Luft aufgelöst zu haben schien.
    Kaum entstand eine winzige Lücke im Verkehr, als Pitt im Laufschritt quer über die Straße stürmte, wobei er sich geschickt zwischen den verschiedenen Fahrzeugen hindurchwand, ohne sich um den Zorn der Kutscher zu kümmern, den er damit auf sich zog. Nur um ein Haar verfehlte ihn die scharfe Schnur einer Peitsche. Jemand brüllte ihn an, doch er achtete nicht darauf. Auf der anderen Straßenseite erkannte er einen kurzen Augenblick lang den leuchtenden Schopf Wests, der gerade um eine Ecke in eine weitere schmale Gasse bog.
    Pitt stürmte ihm nach, konnte aber nichts von ihm entdecken, als er die Gasse erreichte.
    »Haben Sie einen Mann mit roten Haaren gesehen?«, erkundigte er sich bei einem Mann, der belegte Brote verkaufte. »In welche Richtung ist er gegangen?«
    »Woll’n Se eins?«, fragte ihn der Mann mit weit geöffneten Augen. »Die sin’ sehr gut, heute Morg’n frisch gemacht. Nur zwei Pennies.«
    Mit einem Griff in die Tasche förderte Pitt ein Taschenmesser, ein Taschentuch und einige Geldstücke zutage. Er gab dem Mann eine Drei-Penny-Münze und lehnte das belegte Brot höflich ab. Auch wenn es frisch sein mochte, war er jetzt nicht in der Stimmung, etwas zu essen.
    »Wohin?«, fragte er grimmig.
    »Da rüber!« Der Mann wies in die dunkle Gasse.

    Pitt begann erneut zu rennen. Dabei musste er sorgfältig darauf achten, nicht über den sich überall häufenden Unrat zu stolpern. Eine Ratte rannte zwischen seinen Füßen hindurch, und beinahe wäre er über einen Betrunkenen gestolpert, dessen Beine aus einem Hauseingang ragten. Jemand schlug mit der Faust nach ihm, er wich rasch aus, verlor einen Augenblick lang das Gleichgewicht, sah aber West immer noch vor sich.
    Jetzt war der Mann wieder verschwunden, ohne dass Pitt hätte sagen können, wohin. Er versuchte es mit mehreren Nebensträßchen, die Sackgassen waren, sowie mit Höfen, aus denen es ebenfalls nicht weiterging – vergebens. Nach Minuten, die ihm endlos vorkamen, sah er Gowers vertraute Gestalt aus einer Seitenstraße kommen.
    Mit den Worten »Hier entlang! Rasch!« fasste Gower ihn so fest am Arm, dass er unwillkürlich keuchte.
    Gemeinsam eilten sie weiter, Pitt an den dunklen Mauern entlang über den schadhaften Gehsteig, Gower in der Gosse, so dass seine Stiefel bei jedem Schritt das schmutzige Wasser nur so hochspritzen ließen. Als sie eine Ecke umrundeten, sahen sie, wie am Eingang zu einer Ziegelei ein Mann vor etwas, was am Boden lag, hockte und sich vorbeugte.
    Mit einem Wutschrei stürmte Gower voran, wobei er Pitt in die Quere kam und mit ihm zusammen zu Boden ging. Pitt war rechtzeitig wieder auf den Beinen, um zu sehen, wie sich der Hockende zu ihnen umdrehte, sich rasch aufrichtete und davonlief, als gehe es um sein Leben.
    »Großer Gott!«, stieß Gower hervor, der inzwischen wieder auf den Beinen war. »Ihm nach! Ich kenn den Burschen.«
    Pitt sah auf den Boden und erkannte das grüne Jackett und das leuchtend rote Haar Wests. Das Blut, das ihm vom Hals über die Brust lief, begann schon eine dunkle Lache auf den Steinen zu bilden. Er konnte unmöglich noch am Leben sein.

    Gower jagte bereits dem anderen nach. Pitt folgte ihm und holte ihn diesmal mit seinen langen Beinen ein, bevor er die Straße erreicht hatte. »Wer ist das?«, stieß er atemlos hervor.
    »Wrexham!«, gab Gower zurück. »Den haben wir schon seit Wochen im Auge.«
    Das war Pitt bekannt, doch er hatte den Mann nie zuvor gesehen, kannte

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