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Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman

Titel: Der wahrhaftige Volkskontrolleur - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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die Kinder auf.“
    Bei der Erwähnung der Kinder brach Manjascha in Tränen aus. Davon erwachte der drei Monate alte Petka, weinte und schrie gemeinsam mit ihr.
    Auch Pawel spürte, dass sich seine Augen gleich mit Tränen füllen würden, und er ballte seine Hände so fest wie möglich zu Fäusten, um sich zu beherrschen.
    Am Morgen brach er auf. Aus dem Bezirk war ein Fuhrwerk geschickt worden. Auf dem Kutschbock saß ein greiser Zwerg von nur anderthalb Metern. Er rauchte eine selbstgedrehte Zigarette und schielte nach der Türschwelle, wo Pawel sich von seiner Frau verabschiedete.
    Der Abschied fiel schwer. Manjascha hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, sie hatte den Reisesack für ihren Mann gepackt. Schließlich war sie doch noch fertig geworden.
    „Dann gehe ich also“, sprach Pawel schließlich entschlossen, um die unvermeidliche Quälerei augenblicklich zu beenden.
    „Warte!“ Seine Frau klatschte plötzlich in die Hände und lief hinters Haus zum Holzschuppen.
    Was braucht sie noch von dort?, überlegte Pawel, aber schon nach einer halben Minute war Manjascha wieder zurück. In ihren Augen standen noch die Tränen von vorher, und in ihren Händen hielt sie eine Axt.
    „Da, nimm die mit auf die Reise!“, bat sie.
    „Wie meinst du das?“, wunderte sich Pawel. „Eine Axt? Wozu brauche ich die dort?“
    „Nimm sie doch!“, beharrte die Frau. „Wie kannst du dort ohne Werkzeug sein … Was ist, wenn du auf Banditen stößt?“
    „Na gut.“ Pawel nahm die Axt, warf sich die Tasche über die Schulter und ging zum Fuhrwerk.
    Manjascha folgte ihm, aber ihr Schritt war unsicher, sie sah den Weg nicht vor sich, da sie das Gesicht mit den Händen bedeckt hielt und weinte. Schließlich blieb sie irgendwo zwischen Haus und Tor stehen und erstarrte dort.
    „Auf geht’s!“, schnauzte der greise Zwerg sein Pferd an, und die hölzernen Räder klapperten über den abgefahrenen Schotterweg.

Kapitel 2
    Nachdem die Sonne über dem Zifferblatt des Himmels einen Halbkreis beschrieben hatte, tauchten ihre Strahlen hinter den Horizont hinab, dorthin, wo der Abgrund begann. Eingehüllt in die abendliche Dunkelheit gähnte auf der Erde alles Leben, bereitete sich auf den Kraft spendenden Schlaf vor; und sogar die Pflanzen schlossen ihre Blüten, damit die summenden Insekten, die wegen ihrer Schnelllebigkeit keine Müdigkeit kannten und keinen Schlaf brauchten, sie nicht umkreisten. Alles hielt inne, alles war friedlich, außer der Luft, die der Atem von Mensch und Tier in Bewegung hielt.
    Inmitten der Stille kam ein Engel auf die Erde herab. Er blickte sich nach allen Seiten um und legte sich ins Gras, nachdem er sich von der Ruhe der Welt ringsum überzeugt hatte. Sofort verspürte er Müdigkeit – der Weg herab war weder leicht noch schnell gewesen. Als der Engel die Augen schloss, hatte er einen Traum, der eigentlich kein Traum war, sondern eine Erinnerung an jenen schweren Tag, an dem er sich endlich entschlossen hatte, seine Brüder und Schwestern zu verlassen, die dieselben weißen Gewänder trugen wie er, also das Paradies zu verlassen, um in dieses rätselhafte Land herabzukommen, das riesig war und voller Geheimnisse und über das keiner von seinen inzwischen schon ehemaligen Mitbrüdern mehr wusste, als dass dessen Bewohner nach dem Tod nicht ins Paradies gelangten. Vielleicht hatte mit diesem seltsamen Wissen sein Traum von einer Reise hierher begonnen, aber es war keine gewöhnliche Neugier, die ihn dazu gebracht hatte, einen dermaßen schwierigen Weg anzutreten: Er wollte einfach nicht glauben, dass es in einem so großen Land keine Gerechten gab, beweisen konnte er es allerdings nicht. Wenn es nämlich Gerechte gegeben hätte, dann wären die Pforten des Paradieses für sie immer offen gewesen. Da er also das, was für die anderen Bewohner des Paradieses unumstößlich war, nicht glauben mochte, hatte er beschlossen hierherzukommen, um einen wirklich Gerechten zu finden, diesen auf dessen irdischem Weg bis zum Ende zu begleiten, ihn dann durch die weiße, mit Perlen und Diamanten verzierte Pforte zu führen und von seinen Brüdern und Schwestern Vergebung dafür zu erlangen, dass er das Paradies eigenmächtig und heimlich verlassen hatte.
    Die Sterne erstrahlten nun heller, sie machten sich die Abwesenheit des Tagesgestirns zunutze, das auch nicht stillstand, sondern bereits bis zur Mitte des unteren, von hier aus nicht sichtbaren Zifferblattes des Himmels fortgeschritten war.
    Der Traum, der

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