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Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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Die Wilden
Utze
     
     
    D ie Fledermaus Tutulla hatte sich in einer Felsenhöhle zum Schlafen
aufgehängt. Mit ihren kleinen Krallen klammerte sie fest am Gestein, und sie
hörte nichts von dem, was um sie herum vorging.
    Sie merkte nicht, daß sich unter ihr alle Erdmännchen
versammelten, die Wirsche, Wolde, Gilche, Trumpe und Murke. Und sie wußte
natürlich auch nicht, daß Kalle Wirsch bei ihnen war; Kalle Wirsch, König der
Unterirdischen.
    Tutulla schlief fest und träumte. Sie träumte
von der aufregenden Zeit, als Zoppo Trump König werden wollte. Sie träumte, wie
der feige, hinterhältige Zoppo versucht hatte, König Kalle aus dem Weg zu
räumen, wie er ihm überall Fallen gestellt hatte.
    Sie träumte von dem Uranstein, den der Drache
Murrumesch geraubt hatte. Von dem schwarzen Stein, der Kalle Wirsch gehörte,
durch den er Hüter der Erdstrahlen war.
    »Murrumesch«, murmelte Tutulla im Traum, und sie
schlief beruhigt weiter: Kalle Wirsch hatte den Uranstein zurückerobert. Er
trug ihn jetzt wieder in der Bleikapsel um seinen Hals. Niemand konnte Unheil
anrichten mit den gefährlichen Strahlen, die der Stein aussandte.
    Und Tutulla träumte auch von dem Fährmann auf
dem See der Finsternis, der auf seine Erlösung hoffte.
    Wenn Tutulla sich so weit in die Vergangenheit
träumte, konnte sie nur eines aufwecken: der Gedanke ans Essen. Denn Tutulla
war von einer unersättlichen Gefräßigkeit.
    Jetzt also hörte sie bis in ihren Tiefschlaf
hinein Kalle Wirsch sagen:
    »Brüder, laßt uns ein Fest feiern! Laßt uns den
Frieden feiern, den das unterirdische Reich endlich erlangt hat.« Tutulla
kombinierte im Schlaf: Fest heißt Festmahl, heißt Leckerbissen wie
Mottenklößchen und Spinnenpudding. Sofort war sie hellwach, flatterte eine
Runde durch die Höhle und rief: »Eine prächtige Idee. Wann und wo? Ich bin zur
Stelle.«
    »Beim nächsten Vollmond in unserer Burg«,
erklärte Kalle Wirsch.
    »Das dauert aber noch!« rief Tutulla. »Bis dahin
bin ich bestimmt verhungert.«
    Die Erdmännchen lachten sie aus, und Kalle
Wirsch sagte: »Du brauchst dir inzwischen ja nur selbst etwas zu suchen.«
    »Das tue ich auch, und zwar sofort. Ich kenne
ein liebliches Tal, in dem es fette Motten gibt.« Damit segelte Tutulla aus der
Höhle.
    Auch Kalle Wirsch und die Erdmännchen verließen
die Höhle. Sie nahmen einen Gang, der tief in die Erde führte zur
Wiwogitrumu-Burg. Der Name der Burg kam von den Anfangsbuchstaben der fünf
Erdmännchenvölker, der Wirsche, Wolde, Gliche, Trumpe und Murke.
    Alle freuten sich auf das Fest, und sie ahnten
nichts von der Gefahr, die heraufzog.
    Die Gefahr aber waren die Wilden Utze.
    Die Wilden Utze waren drei Brüder, drei
Feuermänner. Sie sahen sich zum Verwechseln ähnlich. Alle drei hatten brandrote
Haare, rote Bärte und mächtige rote Fäuste. Und auch ihre Namen klangen so
ähnlich, daß man ganz genau hinhören mußte, um sie unterscheiden zu können. Sie
hießen Butz, Dutz und Gutz.
    Wenn sie ihre roten Fäuste ballten, dann
prasselte Feuer heraus. Mit dem brannten sie alles nieder, was ihnen in den Weg
kam. Es waren gewalttätige Kerle, die nach Macht strebten. Sie schweiften
überall im Land herum; ihren Unterschlupf aber suchten sie in einsamen Gegenden
in Felsenhöhlen. Ihr bester Freund war ein Feuersalamander.
    Der Salamander war ein Doppelwesen; er konnte in
zwei Elementen leben: im Wasser und im Feuer. Er hatte einen scharfen Verstand,
und die drei Utze holten sich oft bei ihm Rat, denn sie selbst waren dumme,
grobe Tölpel.
    Wie dumm die Wilden Utze waren, zeigte sich
jetzt, als sie ohne den Feuersalamander einen Plan ausheckten. Sie saßen jeder
auf einem Felsblock und raunzten vor sich hin.
    »Ich hab es satt!« grollte Butz.
    »Wir müssen handeln«, schrie Dutz.
    »Wir wollen die Obersten sein«, brüllte Gutz.
»Die Obersten und die Höchsten und die Besten und die Ersten, weil wir stark
sind.«
    Und dann dröhnten alle drei durcheinander:
    »Wir werden’s ihnen zeigen!«
    »Sie sollen erfahren, wer die Wilden Utze sind!«
    »Mit Feuer nehmen wir uns die Macht.«
    »Mit Gewalt nehmen wir uns die Macht.«
    »Mit Feuer und mit Gewalt!«
    Sie begannen auf ihren Felsen heftig zu stampfen
und zu tanzen und stimmten ein wüstes Gelächter an.
    »Laßt uns anfangen, Brüder!« schlug Butz vor.
»Laßt uns ein Feuerchen machen, daß allen die Augen übergehn.«
    »Ein Feuerchen«, johlte Dutz.
    »Ein Feuerchen«, gröhlte Gutz.
    Jetzt waren sie in Fahrt, und sie

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