Der Weg der Helden
erwiderte sie. » Die Kristallkönigin weiß von Anu und seiner Pyramide. Meine Reise hierher ist jetzt sinnlos geworden.«
» Das ist sie nicht, meine Schwester. Ich habe die Graue Straße beschritten. Ich habe es gesehen. Sie versucht die Magie um sein Lager zu durchdringen. Sie versucht ihn aufzuhalten, bevor er seine Arbeit vollendet hat. Du kannst ihre Macht schwächen. Du kannst Anu Zeit geben. Nichts ist vergeblich. Geh zum Berg. Wir werden die Almecs von euch wegführen.« Er hielt inne, und Trauer überzog sein Gesicht. » Zuerst jedoch flieg zu deiner Stadt aus Stein. Dort ist viel geschehen. Die Geister der Toten fliegen darüber, und die Raben warten darauf, dass die Helden ausreiten. Ich werde dich auf dem Berg sehen.« Er glitt in seinen Körper zurück, winkte ihr zum Abschied zu und führte seine Läufer nach Norden.
Sofarita kehrte zum Schiff zurück, sagte Talaban, er solle in die Bucht einlaufen, und reiste dann erneut nach Egaru.
Als sie knapp eine halbe Stunde später zurückkehrte, warteten Talaban und Mondstein bereits im Büro auf sie. Die Schlange ankerte in der Bucht, und sie konnte von hier aus die großen Berge im Südwesten sehen. » Dorthin müssen wir gehen«, erklärte sie. » Einäugiger-Fuchs erwartet uns dort.«
» Wie viele Krieger hat er?«, erkundigte sich Talaban.
» Zwanzig.«
» Hast du irgendwelche Almecs gesehen?«
» Hunderte«, erwiderte sie.
Talaban fluchte leise. » Ich habe versprochen, das Schiff und seine Mannschaft nach Egaru zurückzuschicken. Aber wir werden die zwanzig Avatar-Krieger mit ihren Zhi-Bogen dringend brauchen. Hast du Zeit, noch einmal Kontakt mit Rael aufzunehmen und ihn darum zu bitten?«
» Nein«, sagte sie. Ihre Stimme klang hart. » Aber sie werden in Egaru weder gebraucht, noch werden sie dort willkommen geheißen. Verwende sie so, wie es dir gefällt.«
» Was soll das heißen?«, fragte er sie.
» Darüber will ich jetzt nicht sprechen. Lasst uns an Land gehen.«
» Glaubst du, sie werden uns verraten?«, fragte Pendar, als die einhundertzwölf Avatar durch das Südtor ritten und den Weg zur Küstenstraße einschlugen. Mejana lehnte sich an die Zinnen und beobachtete die Reiter. Sie antwortete nicht. Wie schön sie aussehen in ihren silbernen Rüstungen, dachte sie, wie die Helden aus den Legenden. Es war verwirrend, sie so zu sehen. Dies hier waren die bösen Männer, die ihr Volk beherrscht hatten, die ihre eigene Lebensdauer verlängert hatten, indem sie anderen ihre Lebenskraft raubten. Es waren dieselben Männer, die ihr die Tochter weggenommen und sie ihr geistesschwach und uralt zurückgegeben hatten. Doch jetzt schien die Sonne glitzernd auf sie herab, und sie ritten in den Tod, um die Zwillingsstädte zu retten. Mejana wusste nicht mehr, was sie denken oder fühlen sollte. Sie hatte ihren Untergang so lange geplant, so viele einsame, bittere Jahre darauf verwendet.
Jetzt endlich war dieser Tag gekommen.
Aber sie verspürte keinerlei Triumph, empfand keine berauschende Freude. So hatte sie es sich nicht vorgestellt.
» Sie werden einen Pakt mit den Almecs schließen«, sagte Boru. » Man kann ihnen nicht trauen. Wir alle werden sterben.«
» Du magst vielleicht Recht haben«, antwortete Mejana schließlich. » Aber ich bin anderer Meinung als du. Ihre Frauen und Kinder sind tot, ihre Macht ist beinahe vergangen, ihr Tag neigt sich dem Ende zu. Es werden die letzten Befehle des Questor Generals sein, die wir ausführen.«
Die Landschaft im Osten der Stadt war immer noch überflutet, aber im Süden war der Boden etwas höher, und sie sah, wie Rael in seiner silbernen Rüstung seine Reiter einen niedrigen Hügel hinaufführte. Dann blickte sie nach unten, hinter die Mauer, wo Hunderte von Milizionären nervös hinter den Toren warteten. Einige waren mit Schwertern und Speeren bewaffnet, die meisten jedoch hatten nur Langmesser oder primitive Knüppel. Sie hatten keine Rüstungen, und es gab nur einige wenige Bogenschützen unter ihnen. Sie drehte sich zu Pendar herum.
» Geh jetzt zum dritten Tor. Wenn Rael angreift, führe die Armee heraus. Die Miliz wird folgen.«
» Es wird fürchterliche Verluste geben, Großmutter«, warnte er sie.
» Versuche, nicht dazuzugehören«, sagte sie. Pendar verbeugte sich, dann lief er über die Bastionen bis zu der Stelle, wo die Soldaten der Vagaren warteten. Mejana drehte sich zu Boru herum und sah ihm in die harten blauen Augen. » Du kannst hier bei mir bleiben oder mit der Miliz
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