Des Kaisers Gespielin (German Edition)
machte sich selbst in der Küche zu schaffen, wo sie mit klappernden Handgriffen einen heißen Tee brühte. Der Junge beobachtete mich neugierig, ließ mich dabei aber nicht auf die Decke warten.
„Hier, Schätzchen, das wird dir guttun!“
Mit Schwung setzte die Bäuerin eine dampfende Tasse neben mich und setzte sich dann zu mir.
„Ich danke für Eure Gastfreundschaft, gute Frau... so früh am Morgen. Ich möchte Euch wirklich nicht stören!“, versuchte ich mich kleinlaut zu entschuldigen, aber die Bäuerin winkte nur lachend ab.
„Ach was, kleines Ding. Hier auf dem Lande sind wir mit dem ersten Hühnerschrei wach, nicht wahr Nesto?“
Liebevoll fuhr sie ihrem Sohn durchs Haar und erntete ein breites Grinsen, welches durch seine Zahnlücke nur an Charme gewann.
„Nimm dem Mädel mal den Umhang ab, in diesem feuchten Teil wird ihr nie warm werden.“, wies sie ihn freundlich, aber bestimmt an.
Ihre Augen wurden groß, als sie meine feinen Kleider darunter bemerkte.
„Oh, eine feine Dame haben wir hier zu Besuch. Entschuldigung, ich wollte Euch nicht kränken. Kann ich Euch etwas bringen, etwas Essbares vielleicht?“
Verlegen schaute sie in ihre Küche: „Wir haben leider nur Brot und Käse, aber einen feineren Ziegenkäse werdet Ihr nirgends finden, meine Dame. Mein Mann und ich stellen ihn selbst her...“
Ich konnte den Stolz in ihrer Stimme hören und nahm dankbar an. Hungrig wie ich war, wäre ich sogar über eine Handvoll roher Körner hergefallen.
„Das klingt einfach himmlisch, gute Frau. Ich bin Euch sehr verbunden.“
Neugierig sah sie mir beim Essen zu und ich konnte förmlich spüren, wie sie ihre Fragen an mich herunter schluckte.
Doch schließlich konnte sie nicht mehr an sich halten: „Wo seid Ihr denn weggelaufen, dass eine so feine Dame hier mitten in der Nacht allein unterwegs ist?“
Unter ihren fragenden Augen wurde ich rot, aber ihr Gesicht wirkte eher interessiert, als gehässig. Ich lachte kurz nervös auf.
„Ich... ähm ich war auf dem Weg aus der Kaiserstadt zu meiner Familie, als unsere Kutsche.. ähm... überfallen wurde. Ich konnte ungesehen entkommen, aber irgendwie muss ich in der Dunkelheit vom Weg abgekommen sein...“
Diese kleine Lüge schien mir nahe genug an der Wahrheit zu sein, um einleuchtend zu klingen. Mit unschuldigem Blick sah ich der Bäuerin fest in die Augen.
Mitleidig schüttelte sie den Kopf: „Schlimme Zeiten sind das, wenn nicht einmal eine feine Dame unbehelligt übers Land fahren kann. Armes Ding, so allein in der Dunkelheit. Ihr seid nun leider wirklich nicht für einen Fußmarsch gekleidet... Man hat Euch ganz schön erwischt, Kindchen. Beinahe hatte ich geglaubt, Ihr seid Eurem Mann davongelaufen. Nicht dass ich Euch dafür verurteilt hätte...“
Ich legte meine Hand an mein Gesicht und zuckte zusammen. In der Kälte der Nacht hatte ich nichts gefühlt, aber jetzt pochte es an meiner Wange. Ich wünschte, ich hätte einen Spiegel.
„Sieht es schlimm aus?“
Die Bäuerin winkte ab: „Macht Euch keine Gedanken, Kindchen. Man sieht es kaum. Ich habe ein gutes Auge für derlei Dinge, aber ich bezweifle, dass es einem anderen auffallen würde.“
Bedauernd sah sie auf meine durchnässten Schuhe, die eher zum Tanzen als zum Laufen gemacht waren.
„Wo müsst Ihr denn hin, meine arme kleine Dame?“
Umständlich versuchte ich ihr zu erklären, in welcher Richtung das Haus meiner Familie lag und endlich schien sie zu begreifen.
„Das könnt Ihr aber unmöglich laufen, Kindchen!“, rief sie aus. „Ich denke, ich weiß ungefähr, wohin Ihr wollt. Wie wäre es mit folgendem Vorschlag? Ihr bleibt ein wenig hier, wärmt Euch auf und ruht Euch aus. Vielleicht könnt Ihr sogar ein wenig schlafen. Nesto würde Euch sicher gern sein Bett überlassen, nicht wahr, kleiner Mann?“
Der Junge nickte eifrig, bemüht zu gefallen.
Die Bäuerin fuhr fort: „Und am Nachmittag, wenn die gröbste Feldarbeit getan ist, dann kann Euch mein Mann auf dem Fuhrwerk bringen, wohin Ihr wollt.“
Schüchtern senkte ich meine Lider: „Das kann ich nicht annehmen, gute Frau.“
Die Bäuerin winkte ab: „Ach was! Was wären wir denn für Menschen, wenn wir so eine süße, hilflose feine Dame wie Euch einfach durch die Wildnis spazieren lassen würden. Innerhalb weniger Stunden würdet Ihr wahrscheinlich genüsslich von den Wölfen verspeist werden... Nein, nein! Mein Mann wird Euch bringen, und dabei belassen wir es.“
Ihr Ton war freundlich, aber
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