Des Kaisers Gespielin
dieser Gedanke war überraschend tröstlich für mich.
Ich zuckte zusammen. Schwere Schritte erklangen auf der Treppe und kurze Zeit später klopfte es an der Tür.
„Bist du wach?“
Elli steckte ihren Kopf herein, das runde Gesicht schwermütig verzerrt.
„Ich habe dir ein Bad vorbereitet, ich dachte du könntest es brauchen...“
Ihre Stimme brach und ihre Augen suchten einen unbestimmten Punkt hoch über meinem Kopf. Ich nickte ergeben und schwang mich aus dem Bett. Sie hatte recht, ein Bad konnte meiner..., ich lächelte spöttisch,... Inspektion nur helfen.
Das Wasser war wunderbar, fast noch heiß und es duftete nach Kräutern, die Elli frisch gesammelt hatte. Ein paar wenige schlaffe dunkle Blätter trieben noch in dem Zuber und ich schnipste sie gedankenverloren mit den Fingern heraus. Ich ließ mich tiefer in das Wasser gleiten und konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob es das letzte Mal sein würde, dass ich einen solchen Luxus genießen würde. Elli war nur zu besonderen Anlässen bereit, so viel Wasser zu erwärmen, meist mussten wir Mädchen uns mit einer kaum handhohen Waschschüssel und eiskaltem Quellwasser begnügen. Ich nahm an heute war solch ein Anlass und ich fühlte mich beinahe geneigt, dankbar zu sein. Man musste auch die guten Seiten eines dunklen Tages zelebrieren können, dachte ich spöttisch, und lehnte mich genüsslich zurück. Was würde mich im Palast erwarten? Quellwasser oder eine heiße, dampfende Wanne?
Vor dem Haus brach plötzliche Geschäftigkeit aus und meine Glieder wurden starr vor Schreck. Sie waren hier!
Elli kam durch die Tür gestürmt, ein leichtes Sommerkleid über dem Arm.
„Sie sind hier. Komm raus da, schnell!“, wies sie mich atemlos an.
Jetzt war offensichtlich nicht die Zeit für Mitleid oder Traurigkeit, mit militärischer Strenge hob sie mich aus dem Zuber, als wäre ich eine Puppe und setzte mich unsanft auf den Schemel. Ich versuchte geschwind mein Haar zu trocknen, während Elli mich grob überall sonst abrieb. Sie schob mich in das Kleid und verknotete hastig die Bänder im Rücken. Ich hatte keine Chance mein überlanges Haar in der kurzen Zeit zu trocknen, zu lange lebte ich schon damit und kannte seine Eigenheiten. Also gab ich auf und band es mir im Nacken zu einem feuchten unförmigen Knoten zusammen. Alsdann zog mich Elli hinter sich her und stellte mich ins Foyer, wo sie mir noch einen letzten prüfenden Blick zuwarf. Ihr schien zu gefallen, was sie sah und ihre Mine wurde weich. Sie strich mir noch einmal zärtlich über die Wange, bevor sie schneller als ich es je bei ihr gesehen hatte, in der Küche verschwand.
Und ich stand allein im Foyer, mein Brustkorb hob und senkte sich vor Aufregung und ich wartete.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür. Mutter und Vater traten mit vor Aufregung geröteten Gesichtern ein, im Schlepptau einen würdevoll aussehenden älteren Mann, ohne Zweifel der Statthalter, und zwei Frauen. Die Jüngere hielt ihren Blick zu Boden gesenkt. Aha, sie musste eine Sklavin sein, dachte ich unangenehm berührt. Das überraschte mich nicht, es hieß, es gäbe viele Sklaven im kaiserlichen Palast. Es war nur so, dass ich noch nie einen zu Gesicht bekommen hatte. Das Mädchen war klein und schmal und unter ihrem Arm klemmten diverse Taschen. Das Augenfälligste an ihr war aber ihr Blick, der ausdruckslos und abwesend nichts und niemanden anzuschauen schien, als wäre sie eigentlich gar nicht hier.
Die ältere Frau aber war zweifellos alles andere als eine Sklavin. Sie hatte eine Art und einen Gang, dass ich nicht meine Augen von ihr wenden konnte. Solch eine Präsenz hatte ich mein Lebtag noch nicht gesehen und ich versuchte zu ergründen, was es denn war, was mich an ihr so faszinierte. Herrisch schaute sie herum, und der abschätzige Zug um ihren Mund zeigte, dass sie alles andere als beeindruckt war. Sie war älter als meine Mutter, aber auch würdevoller und war sicher in ihrer Jugend eine echte Schönheit gewesen. Und schön war sie immer noch. Sie hatte zwar ein Netz aus feinen Falten um die Augen, aber volles schwarzes, glänzendes Haar, so dick, dass ich am liebsten darüber streichen würde, um zu sehen, ob es sich so seidig anfühlte, wie es aussah. Ihr Mund war streng und ihre Augen hart und dennoch schien sie das Schönste, was ich je gesehen hatte. Die Frau trug ein umwerfendes, zweifellos teures Kleid aus schwarzer Spitze und nickte würdevoll zur Begrüßung, als sie meiner ansichtig wurde. Ich
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