Des Kaisers Gespielin
Ahnung davon, wie sehr mich dieser Gedanke verstörte. Der Kaiser sah mich an, dann zuckte es um seinen Mund und er kicherte höchst unkaiserlich.
„Ich erwarte nicht, dass Ihr meinen Thronfolger gebären sollt, kleine Lila.“
Erleichtert fiel die Anspannung aus meinen Schultern und ich fiel höflich in sein Kichern ein. Er hatte mich wirklich erschreckt. Gleichzeitig hoffte ich, dass dieser kleine Scherz ihn nicht auf derartige Gedanken bringen mochte. Nach einem Moment der Stille zog er mich zu sich herab in eine vertraute Umarmung, legte meinen Kopf an seine Schulter und sprach versonnen weiter.
„Mein ältester Sohn wird meinen Platz einnehmen, wenn ich einmal durch die Hand eines Gegners oder den unerbittlichen Streich des Todes nicht mehr sein werde. Er ist noch jung, gerade erst ein Mann, aber er wird lernen.“
„Wird er an den Hof kommen? Ich meine... wer sollte ihn unterweisen, wenn nicht mein Gebieter selbst?“, flüsterte ich fragend in sein drahtiges Brusthaar.
Der Kaiser schwieg eine Weile und hielt mich fest an sich gedrückt. Ich wusste, dass er mich gerne so hielt. Meine kleine Statur schenkte ihm ein Gefühl der Stärke und weckte seinen Beschützerinstinkt.
„Es wird Zeit für den Jungen, mit seinen Studien zu beginnen. Zu lange schon habe ich ihn auf ihr Flehen hin bei seiner Mutter belassen. Es ist richtig, dass ein Sohn seine Mutter liebt, aber schließlich soll aus ihm eines Tages mein Nachfolger werden. Und was dieses Reich braucht, ist kein verhätscheltes Muttersöhnchen, sondern ein entschiedener, ein starker Herrscher, der eine Vision hat und bereit ist, sie auch durchzusetzen. Der Unterricht bei Hofe und die Kampfesübungen mit unseren Kriegern werden ihm gut tun.“
Ich war neugierig und da wir mittlerweile sehr vertraut miteinander waren, wagte ich auszusprechen, was ich mich schon lange gefragt hatte: „Wie ist sie? Die Kaiserin?“
Nachdenklich sah mich Seine Hoheit von oben an. Dann küsste er mich zart auf die Stirn.
„Sie war ein äußerst edles und schönes Mädchen... vor vielen Jahren, als wir einander versprochen wurden. Das ist es doch, was ihr Frauen immer wissen wollt, nicht wahr? Schön war sie wie der Tag und die Nacht zugleich, nur ihr Innerstes hat sie mir nie gezeigt. Aber ihr kühles und abweisendes Wesen konnte sie nicht lange verbergen. Ich... ich habe mich lange gefragt, ob es an mir lag. Ob sie einen anderen vielleicht hätte lieben können. Es war nicht so, dass wir eine Wahl gehabt hätten. Wir waren einander versprochen, lange bevor auf eigenen Füßen stehen konnten. Sie ist meinen Kindern eine gute Mutter, nehme ich an, aber eine gute Ehefrau war sie nie. Zumindest nicht für mich. Nie hat sie mir mehr gegeben, als unbedingt nötig war. Zwar hat sie mich bei sich liegen gelassen, aber Freude hat sie dabei keine empfunden. Nicht einmal!“
Seine Hand fand meine Brust und zupfte an ihrer Spitze bis sie hart gegen seinen Daumen rieb. Dann fuhr er fort.
„Ich mag es, wie dein Körper reagiert... Die Kaiserin mochte es nicht berührt zu werden. Ihr Körper hat nie zu mir gesprochen, wie es der deine tut. Aber sie mochte auch nicht, wenn ich meine Bedürfnisse zu jemand anderem getragen habe. Und so war ich dann sehr froh, als sie endlich unseren Sohn in sich trug und ich meine Pflicht erfüllt hatte. Noch bevor sie ihn geboren hat, habe ich sie fortgeschickt, auf dass sie ein glücklicheres Leben führen kann. Und ich glaube das tut sie auch. Zumindest wirkt sie zufrieden, wann immer ich sie aufsuche, und um ehrlich zu sein... es ist nicht leicht für einen Mann sich derartiges einzugestehen, aber ich glaube meine Anwesenheit ist für sie bestenfalls störend. Aber ich bin nun einmal der Kaiser und sie ist nun einmal die Kaiserin und ich habe ein Recht auf kaiserliche Nachkommen. So muss sie doch dann und wann in den sauren Apfel beißen und meine Nähe ertragen.“
Ich wusste nicht, wie er meine Frage aufnehmen würde, aber ich stellte sie trotzdem.
„Trägt sie denn wieder Leben unter dem Herzen?“
Der Kaiser nickte müde.
„Sie war sich sicher, als ich sie verließ. Aber es wird zunehmend schwerer für sie zu empfangen. Wahrscheinlich wird dies unser letztes Zusammentreffen gewesen sein. Ich kann nicht behaupten, dass ich darüber betrübt wäre.“
Er nickte bekräftigend und fügte mit vor Stolz geschwellter Brust an: „Sieben Söhne hat sie mir geschenkt und fast genauso viele Töchter. Das ist ein gutes Lebenswerk für eine Frau.
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