DGB 13 - Nemesis
Kopf geworfen. Dann zwinkerte er, während die Verärgerung
für den Moment nachließ. »Oh. Ja. Das ist ein Weinlager. Viele der kleineren
Weingüter lagern da ihre Estufagemi-Jahrgänge. Da hat der Wein jahrelange Ruhe,
um zu reifen.«
»Wie viel Personal?« Sabrat
schüttelte den Kopf, als wäre er in Gedanken mit etwas anderem beschäftigt.
»Das ... das ist alles automatisiert.« Die Kufen des Fliegers polterten laut,
als das Luftfahrzeug aufsetzte. »Schnell«, sagte der Vogt und sprang von seinem
Platz auf. »Wenn der Coleopter zu lange am Boden verharrt, wird Sigg merken,
dass wir ihm auf der Spur sind.«
Hyssos folgte ihm auf der
Landerampe nach unten in eine Wolke aus aufgewirbeltem Staub und Blättern.
Er sah, wie Sabrat dem Piloten
nur kurz zuwinkte, dann stieg der Coleopter auch schon wieder auf und zwang sie
dazu, sich zu ducken, da sie von einer kräftigen Windböe erfasst wurden.
Als der Lärm abgeebbt war,
fragte Hyssos unschlüssig: »War das jetzt eine gute Idee? Wir könnten ein
Augenpaar mehr gut gebrauchen.« Der Vogt ging schon weiter und strebte der
Dachkante des flachen Lagerhauses entgegen, auf dem sie sich hatten absetzen
lassen. »Sigg ist beim letzten Mal weggelaufen«, gab er kopfschüttelnd zurück.
»Wollen Sie, dass sich das wiederholt?« Sabrat sagte es in einem Tonfall, als
sei das Ganze die Schuld des Ermittlers gewesen.
»Nein, natürlich nicht«,
antwortete Hyssos betreten, während er aus seinem Gewand eine Waffe und eine
tragbare Auspex-Einheit hervorholte. »Wir sollten uns aufteilen und getrennt
nach ihm suchen.« Sabrat nickte und hockte sich hin, um eine Dachluke zu
öffnen. »Einverstanden. Arbeiten Sie sich Ebene für Ebene nach unten vor, wir
treffen uns dann auf dem untersten Geschoss wieder. Wenn Sie ihn finden,
schießen Sie einmal in die Luft.« Ehe Hyssos darauf noch etwas erwidern konnte,
hatte sich der Vogt durch die Luke fallen lassen und war in der Dunkelheit
darunter verschwunden.
Hyssos atmete tief durch und
ging weiter, bis er am andren Ende des Gebäudes eine weitere Luke entdeckte.
Nachdem er seine Verstärkerbrille aufgesetzt hatte, begab er sich ins Innere.
Im Weinlager gab es nur wenig
Licht, aber dieses Problem löste die Brille für ihn. Die Schatten verwandelten
sich in eine Landschaft aus den Farben Weiß, Grau, Grün und Schwarz. Als er die
oberste Ebene erreicht hatte, konnte Hyssos die Umrisse riesiger Vorratstanks
erkennen, die sich um ihn herum in die Höhe reckten.
Die Rundungen der hoch aufragenden
hölzernen Bretter bildeten die Wände der großen Doppelmagnum-Behältnisse. Alles
war durchdrungen vom intensiven Geruch des Weins, der die Luft schwül und warm
wirken ließ.
Vorsichtig setzte er einen Fuß
vor den anderen, bei jedem Schritt knirschte unter seinen Stiefeln der Zucker,
der sich in den Freiräumen zwischen den Holzbrettern des Fußbodens abgelagert
hatte. Das Holz reagierte mit einem leisen stöhnenden Knarren auf sein Gewicht.
Das Auspex, das vom Aussehen
her an ein Buch mit einem reichhaltig verzierten Einband erinnerte, hing
geöffnet an seinem Gürtel, ein gemächlich pulsierendes Licht zeigte an, dass er
seine Aufgaben erledigte.
Das gleichmäßige Blinken wies
ihn darauf hin, dass es in dem von den Scannern erfassten Bereich keine
Hinweise auf menschliches Leben gab. Hyssos wunderte sich zwar, dass das Gerät
nicht mal Sabrat registrierte, andererseits wies das Innere des Lagers viel
störendes Metall auf, und natürlich war der Radius der Scanner begrenzt.
Die Gedanken des Ermittlers
kehrten zu der Datentafel zurück, die Perrig hinterlassen hatte. Nach der Lage
der Tafel in der Asche musste Perrig sie in der Hand gehalten haben, als das
Ende sie ereilte. Durch die Foci-Objekte vom Blasko-Weingut hatte sie Erno Sigg
gesehen und ihn durch das Etherium bis hierher zurückverfolgen können — aber
das andere Wort, das in der dritten Zeile auf der Tafel ... Was sollte es
bedeuten? Was hatte sie damit sagen wollen? Ging es um die Art, wie sie
gestorben war? Er konnte diese Fragen einfach nicht auf sich beruhen lassen,
also zog er mit der freien Hand die zerschlagene Datentafel aus der Tasche.
Ein weiterer Fehler , meldete sich eine Stimme in
seinem Hinterkopf. Die Datentafel war ein Beweisstück, und trotzdem hatte er
sie vom Tatort mitgenommen. Er schob die Brille hoch auf die Stirn und
betrachtete im Dämmerlicht den Bildschirm. Die hingekritzelten Buchstaben waren
eigentlich unleserlich, aber er kannte
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