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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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vorher gern gemacht. Da dies jedoch der Fall
ist, wurde sie die Grüne Mutter.«
    »Ist sie denn dann noch meine Ma?«, fragte das
Mädchen. »Ist sie, wer sie war - nämlich Sarra Beneksri?« »Bist du noch
diejenige, die du warst?«, fragte die Katze. Dhana wollte schon sagen, dass sie
das selbstverständlich noch sei, doch dann stutzte sie. Dhana aus Winterthal
konnte ebenso wenig Tiere heilen oder sich problemlos in eines verwandeln, wie
die Sonne im Westen aufgehen konnte. Sie stand auf, ungeachtet eines leichten
Schwindelgefühls, das sie überkam. »Bitte entschuldigt mich. Ich muss einen
Spaziergang machen.« »Sei vorsichtig«, sagten beide Tiere im Chor. »Möchtest
du, dass dich jemand führt?«, fragte Breitfuß, Besorgnis in der Stimme.
»Manche Sterbliche finden die Göttlichen Reiche überwältigend.«
    »Keine Begleitung, danke«, sagte Dhana und eilte zum
Tor. Außerhalb der Mauern verlief ein gut markierter Pfad. Rechts herum bog er
ums Haus. Links führte er zu einer Holzbrücke über einen Bach und in den Wald.
In der Nähe des Waldes ragte eine felsige Anhöhe empor. Wer da hinaufkletterte,
musste eine Aussicht über viele Meilen haben.
    Beim Überschreiten der Brücke merkte sie, dass ihr
Kopf klarer geworden war. Die Kraft kehrte in ihre Arme und Beine zurück. Am
Fuß der Anhöhe verließ sie den Pfad und kletterte die Felsen hinauf. Als sie
nach beständigem Steigen eine Atempause einlegte, fühlte sie sich durch das
Glucksen von einer in den Felsen versteckten Quelle anzogen. Sie brauchte nur
ein paar Schluck Wasser und ihre Adern füllten sich mit prickelnder Energie,
die sie weiter bergauf trug.
    Während des Anstiegs hatte sie über vieles
nachzudenken. Ihre Mutter eine Göttin?
    Sie wusste, dass niedere Götter die Reiche der
Sterblichen nur bei Tagundnachtgleiche und in der Mittsommernacht betreten
konnten. Also gab es unter den Göttern verschiedene Rangunterschiede. Wenn das
so war, mussten niedere Götter vielleicht gar nicht so allmächtig sein und
Sarra konnte deshalb jetzt ein göttliches Wesen sein.
    »Ich schätze, es könnte schlimmere Göttinnen geben als
Ma«, meinte sie seufzend.
    Als ihre dünnen, hübschen Schuhe zu drücken begannen,
ließ sie sie unter einem Busch zurück. Nachdem sie ihre Fußsohlen dadurch
verstärkt hatte, dass sie sie mit Hilfe ihrer Magie mit Elefantenhaut versah,
stieg sie mühelos weiter. Als sie den Gipfel erreicht hatte, eine breite,
steinerne Plattform, war sie jedoch etwas außer Atem.
    Unter ihr lag das Dach des Waldes, eine ausgedehnte
Fläche zahlloser Grünschattierungen, durchbrochen von Lichtungen, Bächen und
Teichen. Sie drehte sich um und erblickte Berge, die in den Himmel ragten, die
Gipfel in den Wolken, die Bergrücken weiß vom Schnee.
    »Oh, wie schön«, flüsterte sie und ging ein Stückchen
weiter, um zu sehen, was auf jener Seite unterhalb der Plattform lag. Als sie
an einer Vertiefung vorbeikam, blieb sie stehen. Sie blickte in einen Tümpel
aus einer eigenartigen, unheimlichen Masse. Auf seiner Oberfläche schimmerten
grüne, gelbe, graue und blaue Lichter, ganz ähnlich denjenigen, die Dhana am
Nachthimmel gesehen hatte. Sie bildeten ständig verschiedene Muster - Kreise,
Wellen oder Streifen. Beim Hinschauen wurde ihr ganz schwindlig. Sie schwankte
und streckte eine Hand aus. »Nicht berühren!«, warnte hinter ihr eine Stimme.
    Vergebens kämpfte sie darum, ihre Augen abwenden zu
können. In jenen bewegten Farben lag etwas Schreckliches, etwas, wogegen sie
sich auflehnte, während es sie gleichzeitig immer mehr anzog. Schmerz
durchzuckte ihren Fußknöchel, dadurch wurde die Macht des Tümpels durchbrochen.
Dhana wankte ein paar Schritte zurück.
    »Vorsicht!« Eine Eidechse klammerte sich an ihren Fuß.
»Tut mir Leid, dass ich dir wehgetan habe, aber ich dachte, du brauchst Hilfe.«
Sie war groß für ihresgleichen, fünfunddreißig Zentimeter lang, grün mit
weißen und schwarzen Streifen und einem gelben Maul. Ihre schwarzen Augen
glitzerten schlau.
    Dhana bückte sich, um die Eidechse hochzuheben.
»Richtig.« Sie ging ans andere Ende des Steilhangs, möglichst weit weg von dem
unheimlichen Tümpel. Dort ließ sie sich nieder und setzte die Eidechse neben
sich auf den Boden. Dann sah sie sich ihren Knöchel an und merkte, dass er ein
wenig blutete. »Danke.«
    »Gern geschehen.« Die Eidechse sprang auf einen nahe
gelegenen Stein, um auf gleicher Höhe mit dem Mädchen zu sein. »Wenn du das
nächste Mal eine

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