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Hoffnung am Horizont (German Edition)

Hoffnung am Horizont (German Edition)

Titel: Hoffnung am Horizont (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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Prolog
    Colorado-Territorium, 14. Mai 1870
    Im Schatten der Rocky Mountains
     
    A nnabelle Grayson McCutchens schaute den todkranken Mann neben sich an und wünschte sich genau wie an dem Tag, an dem sie ihn geheiratet hatte, sie hätte ihren Mann mehr lieben können. Sie hätte die gleichen starken Gefühle für ihn gehabt, die er ihr entgegenbrachte. Nach all den Männern, mit denen sie in ihrer Vergangenheit zu tun gehabt hatte, war sie nun mit einem wirklich guten Mann verheiratet, der sie trotz allem, was sie getan hatte, liebte. Warum konnte sie diesem Mann ihr Herz nicht ganz öffnen, obwohl sie es wirklich wollte?
    Jonathan versuchte einzuatmen. Annabelle wand sich innerlich, als sie bemerkte, wie sich die Luft mühsam durch seinen Hals bewegte und kaum seinen Brustkorb hob. Es rasselte dumpf, als die Luft auf die Flüssigkeit in seiner Lunge traf.
    Großer Schmerz machte sich in ihr breit. Wie hatte dieser Berg von einem Mann so schnell umgeworfen werden können? Die Schmerzen in seinem Brustkorb begannen ohne Vorwarnung, und die Erschöpfung und die Hustenanfälle, die Jonathan seit einigen Wochen plagten, hatten in den letzten Tagen unheilvollere Ausmaße angenommen. Wie konnte das Herz eines Mannes einerseits so stark und gleichmäßig schlagen und andererseits so schnell schwächer werden?
    Ein Windstoß bewegte die Wagenplane und lenkte Annabelles Blick nach oben zur Frühlingssonne, die halb versteckt hinter den höchsten Gipfeln der Rocky Mountains hing. Ein orangeroter leuchtender Schein überzog die weite Prärie des Ostens und bereitete die Landschaft auf die Abenddämmerung vor. Der Wagentreck, mit dem sie vor fast einer Woche in Denver aufgebrochen waren, hatte, wie es vor Anbruch der Fahrt für solche Situationen vereinbart worden war, einen Tag gewartet, ob Jonathan wieder zu Kräften käme. Aber als seine Schmerzen schlimmer wurden und die Aussicht auf eine Genesung immer hoffnungsloser schien, hatte Jack Brennan widerstrebend entschieden, dass der Treck weiterziehen müsse. Sie mussten die Zeit aufholen, die sie wegen ihres verspäteten Aufbruchs aufgrund ungewöhnlich starker Frühlingsregenfälle verloren hatten, um das Idaho-Territorium noch vor dem ersten Schneefall zu erreichen.
    Nach mehreren Minuten wurde Jonathans Atmung wieder gleichmäßiger. Seine Augen waren geschlossen. Annabelle fragte sich, ob er wieder eingeschlafen sei.
    „Du bist die hübscheste Frau, die ich mir je hätte wünschen können, Annie.“ Seine Stimme war sanft. Er hob eine Hand und strich mit den Fingern über ihre Stirn und dann an ihrer Wange hinab.
    Sie lachte traurig und schüttelte über seine albernen Worte den Kopf. „Ja, ich bin ein richtig guter Fang. Nur gut, dass du mich so schnell geheiratet hast, denn es standen noch eine ganze Reihe anderer Bewerber bei mir Schlange.“ Als sie sah, wie er einen Mundwinkel verzog, lächelte Annabelle.
    In jüngeren Jahren war sie hübsch gewesen, aber die Schönheit war etwas, das die Jahre – und die Entscheidungen, die sie getroffen hatte – aus ihrem Gesicht vertrieben hatten, und das wusste sie. Eine dünne, hervortretende Narbe lag über ihrem rechten Backenknochen und zog sich zackig bis zu ihrer Schläfe und zu ihrem Haaransatz hinauf. Mit dieser Narbe lebte sie seit fünfzehn Jahren. Sie war eine unauslöschliche Erinnerung daran, was manche Männer, die ein Bordell besuchten, als Vergnügen betrachteten.
    „Was machst du da, Annabelle?“
    Erst jetzt wurde sich Annabelle bewusst, dass sie verlegen ihre Haare auf dieser Gesichtsseite nach unten zog. Schnell ließ sie die Hand sinken und lachte in der Hoffnung, ihre Befangenheit damit verbergen zu können. Ihr Lachen klang gezwungen und nicht überzeugend. „Ich überlege nur, dass du Narben attraktiv finden musst, Jonathan McCutchens.“
    Mit liebevoller Zärtlichkeit streichelte er ihre Wange. „Ich finde dich attraktiv, Mrs McCutchens. Nur dich.“
    Seine Zärtlichkeit ließ sie die schlagfertige Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunterschlucken, und der Schmerz in ihrem Herzen pochte in einem immer lauteren Rhythmus. Sie empfand für diesen Mann mehr, als sie in ihrem Leben je für einen anderen Menschen empfunden hatte, warum konnte sie also ihre Gefühle nicht zwingen, genauso stark zu sein wie seine? Aber sie hatte, so weit sie zurückdenken konnte, immer wieder erlebt, dass man Gefühlen nicht trauen durfte. Gefühle lebten für kurze Zeit auf, dann verblassten sie und wurden mit der

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