Dicke Luft auf Schreckenstein
allein?“ fragte der Psychobart. „Aus Sicherheitsgründen!“ entgegnete Stephan. „Die Treppe knarzt fürchterlich. Man muß da einen bestimmten Slalom gehen. Den muß man natürlich kennen, und außerdem ist Mücke der Leichteste.“
Wieder herrschte Stille, bis Dampfwalze sich leise räusperte. „Ich geh mal an die frische Luft!“ verkündete er. „Mach hinter mir zu.“
„In Ordnung“, flüsterte Dieter.
Leise schnappte das Türschloß des Hauptportals, ein kurzes Quietschen, ein kühler Luftzug und abermals das Türschloßgeräusch . Dann wieder Stille.
„Nicht erschrecken! Ich bin’s“, flüsterte Dieter plötzlich in nächster Nähe der Gäste.
„Ich bin aber erschrocken!“ hauchte die Schnittlauchsemmel.
„Aha!“ Auf Lauschposten am Fuß der Treppe raunte Andi dem Schulkapitän ins Ohr. „Sie gibt bereits menschliche Töne von sich.“
Von oben hörten sie das leise Klirren des Glasverschlusses, der den Korridor vom kalten Treppenhaus trennt. Dann, etwas tiefer, ein kurzes Knarzen , schließlich Mückes alberne Frage: „Seid ihr noch alle da?“
Nun konnte der Psychobart seine Neugier nicht länger zügeln. „Was hast du da oben gemacht?“ wollte er wissen.
„Ein paar Mädchen geweckt“, antwortete der kleine Chefredakteur betont beiläufig. „Ich hab ihnen gesagt, sie sollen runterkommen, wir wären da!“
Die Schnittlauchsemmel japste vor Aufregung. „Da gehst du so einfach rauf…?“
„Muß er ja!“ meinte Dieter. „Oder er müßte klingeln.“
„Dann steckt ihr mit ihnen unter einer Decke!“ kombinierte der Psychobart.
„Das würde ich nicht so sehen“, beschwichtigte ihn Hans-Jürgen. „Warten Sie mal noch eine Minute.“
Atmen im Hundetempo verriet den seelischen Barometerstand. Die Ruhe der Ritter und das Warten auf Ungewisses kochte die Studienmacher sozusagen bei kleiner Flamme langsam weich. Leise klirrte oben die Glastür.
„Achtung!“ flüsterte Andi in das Versteck und knotete sein Sprungseil auf.
Fremdenführer Hans-Jürgen verließ den Platz zwischen den Gästen. „Entschuldigen Sie mich einen Augenblick“, sagte er übertrieben höflich.
Eichenbohlen knarzten , zwischen den Balustern des Treppengeländers flammte kurz ein Lichtschein auf.
„Alle vier!“ flüsterte Mücke.
An der Tür klapperte der Schlüssel.
„Nicht aufmachen!“ zischte eine Stimme.
„Ist da jemand?“ fragte eine andere, nicht eben leise.
„Ja!“ kam es von draußen zurück. „Ich bin’s, Dampfwalze! Ist die Bettina da? Ich muß sie dringend sprechen.“
„Sag erst, was du willst!“ forderte drinnen eine Stimme.
„Das wird zu laut! Nun mach schon auf!“ drängte Dampfwalze draußen und rüttelte an der schweren Tür.
Das war das Zeichen.
Mückes starke Taschenlampe flammte auf. Ihre Sprungseile wie Lassos in einer Hand, stürzten sich Ottokar, Stephan, Dieter und Hans-Jürgen auf die geblendeten Mädchen.
„Keinen Ton! Die Horn ist noch wach!“ zischte Stephan.
Die Überrumpelung war gelungen. Im Nu hatten die vier keine Hand mehr frei, um sich zu wehren. Auch nicht Kratzbürste Esther, die Ottokar sich vorgenommen hatte. Mücke drehte den Schlüssel um und zog die Tür auf. Von draußen blendete Dampfwalze die Gefesselten.
Mücke blinkte kurz in das Versteck. „Kommen Sie! Schnell!“
Vor dem Schloßeingang mahnte Ottokar: „Absolute Schnauze! Sonst ruf ich die Horn.“
Eine Hand an der Fessel auf dem Rücken, mit der anderen ein Taschentuch auf den Mund der Mädchen gedrückt, rannten die Ritter mit ihnen durchs Dunkel zu den Büschen am Wald.
Hier blendete Dampfwalze wieder auf, und hinunter ging’s. Diesmal nicht völlig geräuschfrei. Mücke folgte mit den Gästen, die vor Verblüffung ihre Sprache noch nicht wiedergefunden hatten.
Auf dem steilen Weg durch den Wald boten Entführer und Entführte im Schein von Dampfwalzes Taschenlampe ein gespenstisches Bild.
„Der Raub der Sabinerinnen!“ wiederkäute der Psychobart höhere Schulbildung.
„Die ist auch dabei“, bestätigte Mücke, absichtlich mißverstehend .
Vom Hafen gab Klaus Lichtzeichen, daß alles in Ordnung sei. Allmählich faßte sich die Schnittlauchsemmel wieder. „Ich möchte nur wissen, was dieser Überfall mit euerm Beweis zu tun hat?“ fragte sie mit ihrer rauhen Stimme.
„Eins nach dem andern!“ antwortete Mücke. „Erst wollen wir uns mal einschiffen.“
Elektroboot und Anhänger lagen auslaufbereit im Hafen.
„Mann o Mann! Viel zu viele Weiber!“
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