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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Stockwerk tiefer neugierig ihren Kopf durch das Treppengeländer steckte. Als der Studiosus sie bemerkte, gab er dem Padre mit dem Kopf einen Wink und zeigte nach unten ins Treppenhaus.
    Don Anselmo beugte sich über das Geländer, und mit belegter Stimme zischte er: »Weg da, das geht Sie nichts an!«
    Im Nu war die Frau verschwunden. Ein paar Stockwerke tiefer fiel eine Tür ins Schloss.
    Völlig unerwartet wurde plötzlich die Wohnungstür geöffnet. Wie eine Marienerscheinung aus dem neunzehnten Jahrhundert stand sie da in einem dünnen himmelblauen Schlafrock mit bleichem Gesicht und ohne Schminke, das halblange Haar nur flüchtig hochgesteckt und gerade deshalb von einer gewissen Laszivität.
    Welch ein Prachtweib, dachte Don Anselmo, der die Frau nicht kannte, nicht von Angesicht, der aber gewarnt war und wusste, was auf ihn zukommen würde. Er war es auch, der als Erster die Fassung wiederfand.
    Denn während die beiden anderen noch dastanden und die Frau mit den Augen verschlangen wie eine Götterspeise, setzte der Padre einen Fuß in die Tür. Aus der Wohnung schlug ihnen stickige Wärme entgegen. Für eine Wohnung im obersten Stockwerk nicht ungewöhnlich um diese Jahreszeit. Auch die Nacht brachte keine Abkühlung.
    Trotz der Hitze und aus Verlegenheit, ja sogar Scham den drei Männern gegenüber, hielt die schöne Frau den Kragen ihres Schlafrocks mit beiden Händen geschlossen.
    »Sind Sie von der Polizei? Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«, fragte sie verwirrt und starrte die Männer mit großen Augen an.
    Don Anselmo hielt ihr einen Briefbogen unter die Nase. »Wir sind nicht von der Polizei, Signora. Sie wissen, worum es geht!«
    Doch die Signora war viel zu aufgeregt, um das Schreiben zu lesen, das obendrein in lateinischer Sprache abgefasst war. Sie sah nur das päpstliche Wappen im Briefkopf und den Absender Città del Vaticano sowie dick unterstrichen NORMA OBSERVANDA CIRCA EXORCIZANDAM A DAEMONIO.
    Ihr kleines Latinum, das sie in der Schule erworben hatte, reichte gerade, um dem holprigen Kirchenlatein einen Sinn zu geben: Richtlinie zur Austreibung eines Dämons.
    Die schöne Signora holte tief Luft. Teufelsaustreibung!, schoss es durch ihr Gehirn.
    Sie hatte davon gehört, sogar einen Hollywood-Film gesehen mit dem Titel
Der Exorzist
, ein gruseliges Machwerk, aber sie hatte das alles für Fiktion gehalten. Undenkbar, dass es heute noch so etwas gab.
    »Hören Sie, das muss eine Verwechslung sein!« Ihre Stimme wurde laut: »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich vom Teufel besessen bin?«
    Don Anselmo setzte ein hintergründiges Lächeln auf: »Der Satan bemächtigt sich nicht selten der schönsten Geschöpfe, die Gott der Herr geschaffen hat.«
    Da begann die schöne Signora laut und künstlich zu lachen. Sie lachte, verschluckte sich und hustete sich die Seele aus dem Leib, und es hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre an ihrem Gelächter erstickt.
    Der Padre warf dem begleitenden Neurologen einen vielsagenden Blick zu, und der Doktor erwiderte die Geste mit einem leichten Kopfnicken. Schließlich streckte er seinen Arm aus und drängte die Frau zur Seite.
    »Wir wollen doch kein weiteres Aufsehen erregen«, sagte er, während er die Wohnung betrat. Seine Begleiter folgten ihm stumm und ohne aufzublicken. Die Signora war zu überrumpelt, um sie aufzuhalten.
    »Mein Name ist übrigens Don Anselmo«, sagte dieser, während er sich in dem geschmackvoll eingerichteten Salon umsah. »Und das ist der Neurologe Dottore … der Name tut nichts zur Sache. Angelo, ein angehender Theologe, der zu großen Hoffnungen Anlass gibt, wird mir bei der Liberatio assistieren.« Angelo machte eine ungelenke Verbeugung wie ein Zirkusartist bei der Ankündigung seiner Nummer. Dann reichte er dem Padre seine Tasche.
    »Hören Sie, was soll das alles?« Das Telefon fest im Blick, stand die schöne Signora vor dem Sofa mitten im Raum. Während der Padre begann, den Inhalt seiner Reisetasche auf dem niedrigen Couchtisch zu verteilen, suchte die Frau nach einer Möglichkeit, wie sie aus dieser verfluchten Situation herauskommen konnte. Mit ängstlichem Blick betrachtete sie jeden einzelnen Gegenstand, den Don Anselmo aus seiner Tasche hervorzog.
    »Ich bitte Sie, was soll der Unsinn?« Ihre Stimme wurde laut. »Verlassen Sie sofort die Wohnung!«
    Als sie die vier Spanngurte sah, die der Padre auf dem Tisch vor ihr ausbreitete, stieß sie einen gellenden, nicht enden wollenden Schrei aus. Da spürte sie, wie

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