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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Sie las den Text noch einmal und drehte ihn dann um. Plötzlich schnaubte sie verärgert.
    »Was bin ich nur für eine Idiotin.« Sie hielt das Stück Papier den anderen hin. »Unser Ziel ist Raaxfall.«
    Phelps stieß einen entnervten Seufzer aus und blickte hilfesuchend zum Doktor. »Das ist eine Anzeige für ein Haarwuchstonikum.«
    »Ja«, sagte Miss Temple, »schauen Sie sich die Wörter an.«
    »Haarwuchs? Tonikum?«
    »Nein, nein …«
    Phelps las laut vor. »Neue garantierte Formel für medizinische Linderung! Aus Monsieur Henri’s Pariser Fabrik! Ein Rezept zur Heilung, Vitalisierung und für neues Wachstum!«
    Miss Temple stieß einen Finger auf das Papier. »Fabrik – medizinisch – Formel – Heilung – neues Wachstum! Diese Worte – bezogen auf den Comte d’Orkancz …«
    »Aber sie beziehen sich nicht auf …«
    »Er ist auf der anderen Seite des Papiers! Verbinden Sie die beiden! Das ist die Art der Contessa!«
    Phelps schüttelte den Kopf. »Selbst wenn es so ist – was ich bezweifle –, wie kommen Sie auf Raaxfall? Wenn, dann würde ›neues Wachstum‹ auf das sanierte Harschmort hinweisen, oder sogar auf Parchfeldt!«
    Miss Temple schlug gegen das Papier. »Es ist offensichtlich! ›Monsieur Henri‹!«
    »›Monsieur Henri‹?«
    »Henry Xonck.«
    »Ganz sicher nicht …«
    »Doktor Svenson!«
    Sie drehte sich zu ihm um und machte ein ausdrucksloses Gesicht, als würde sie seine objektive Einschätzung akzeptieren. Er schürzte die Lippen.
    »Ich würde das nicht so interpretieren …«
    »Ha!«, rief Phelps aus.
    Svenson war noch nicht fertig. »Aber das Rätsel ist auch nicht an mich geschickt worden, um es zu lösen, sondern an Celeste … und die Contessa ist jemand, die ihr Ziel kennt.«
    Miss Temple lächelte, doch ihr Triumph war geschmälert. Man hatte ihre Klugheit wie ein Puzzleteil in den Plan ihrer Feindin eingefügt.
    Raaxfall tauchte als verwischter rußiger Fleck von Arbeiterhütten an der Flussbiegung auf. Die Ufer waren gesäumt von schmierigen Kais, und das Holz war so schwarz von Teer wie das Wasser von Schmutz. Alles in der Stadt schien düster und kaputt zu sein, sogar der aschfarbene Himmel. Die Kutsche brachte sie zu einem Wirtshaus, wo der Kutscher vielleicht warten würde, während sie eine Mahlzeit einnahmen, da es schon fast Mittag war.
    »Ich habe die Xonck’schen Werke nur einmal betreten, zur Vorführung eines neuen Karabinermodells für den inländischen Einsatz – es herrschte Uneinigkeit über die benötigte Projektilgröße zur Bekämpfung einheimischer Milizen.« Phelps räusperte sich und fuhr fort: »Die Werke befinden sich außerhalb von Raaxfall selbst und entsprechen weniger einer normalen Fabrik als einem Militärlager, mit getrennt liegenden Werkstätten, zum Schutz gegen unerwartete Explosionen. Im Wirtshaus treffen wir vielleicht Männer, die man entlassen hat und die mehr darüber wissen, was derzeit dort geschieht und die uns einen weniger sichtbaren Zugang als den über die Hauptstraße zeigen können.«
    Miss Temple spürte den Kies unter den Stiefeln, als sie aus der Kutsche stieg, und war sich angesichts des tristen Orts der Farben ihrer Kleidung bewusst – grüne Stiefel, lavendelfarbenes Kleid, violetter Reisemantel –, und ihr kastanienrotes Haar umrahmte in Locken ihr Gesicht. Mr. Brines grober Wollmantel hatte die Farbe von dunklem Porter, während Mr. Phelps noch immer das Schwarz des Ministeriums trug. Doktor Svenson tauchte als Letzter auf, wieder im stahlgrauen Militärmantel der mecklenburgischen Marine. Er stand gleich neben Miss Temple und klopfte mit einer Zigarette auf sein silbernes Etui.
    »Ich dachte, Ihr Mantel wäre verloren gegangen«, sagte sie.
    »Mr. Cunsher ist es gelungen, einen Ersatz in der diplomatischen Vertretung zu organisieren – zusammen mit meiner Medizintasche und meinen Zigaretten.«
    »Genial.«
    »Sehr sogar. Ich frage mich, ob wir ihn je wiedersehen.«
    Sie waren die einzigen Gäste im Wirtshaus. Das Mittagessen war so farblos wie die ganze Stadt – alles war fast zu einem Brei zerkocht. Die Männer tranken Bier, während Miss Temple sich mit Gerstenwasser zufriedengab, ungeduldig, weil sie scheinbar so viel Zeit verschwendeten. Sie stand auf, lange bevor die anderen fertig waren.
    »Ich bin draußen«, verkündete sie. »Lassen Sie sich Zeit.«
    »Was ist, wenn man Sie sieht?«, fragte Mr. Brine, der eine weiße Kartoffel wie ein Auge auf sein Messer gespießt hatte.
    » Sieht ?«, wiederholte

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