Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
Die Aura kam ihm entfernt bekannt vor. Dieser Roger stand also in einer Art Beziehung zu Finn und anhand seiner Reaktion konnte Dave sich auch gut denken, in welcher. Seine Mundwinkel zuckten belustigt. Anscheinend war er nicht der einzige, der den schüchternen Finn attraktiv fand.
Prüfend sog er die Luft ein. Er lächelte belustigt. Russell hielt sich gut verborgen, aber er roch und spürte seine Präsenz natürlich sehr deutlich. Sollte er doch. Der Halbdämon war harmlos und wohl nur neugierig. Er würde ihn einfach ignorieren, solange er ihm nicht in die Quere kam.
Glühende Augen verfolgten Roger auf dem Weg durch die Fußgängerzone zu seinem Auto und als ob er seinen Verfolger bemerken würde, drehte er sich einige Male um und blickte irritiert zurück. Russell war jedoch erfahren genug in der Verfolgung seiner Opfer, sodass er jedes Mal unauffällig mit der Umgebung verschmolz. Wenn er eins gelernt hatte in all der Zeit, die er schon lebte, dann war es, unsichtbar zu sein.
Neugierde trieb ihn voran. Wer war der junge Mann, mit dem sich Dave unterhalten hatte? Es konnte sich nicht um denjenigen handeln, den Dave in Hamburg angegriffen hatte, denn dazu war Daves Verhalten zu kühl und distanziert gewesen. Zudem hatte dieser Mensch hier eine sehr deutliche Aura. Sie leuchtete inmitten all der anderen Menschen heraus und Russell hätte sie auch aus weitaus größerer Entfernung sofort ausgemacht und erkannt. Ein innerlich sehr starker Mensch. Er roch nach Rauch, und obwohl seine eher schmale Gestalt nicht recht dazu zu passen schien, erkannte Russell ihn als Schmied. Nicht jeder Mensch konnte die Magie des Feuers bändigen. Dieser hier schon und war damit ein Gegner, den man ernst nehmen musste.
Russell knurrte leise. Nach dem letzten Gespräch mit Dave hatte er dessen Wohnung nicht aus den Augen gelassen und ihn dabei beobachtet, wie er sie gegen Mittag verließ. Da er ihn nicht hatte kommen sehen, vermutete Russell, dass Dave den unauffälligen Weg durch die Luft gewählt hatte, um sie zu betreten. Dave hatte sich in die Innenstadt begeben und dort ohne Umwege den kleinen Buchladen aufgesucht.
Russell wollte sich Dave nicht zu sehr nähern, aus Angst, dieser würde ihn sofort bemerken, daher blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, dass er den Laden wieder verließ, was er zu Russells Glück auch recht schnell getan hatte. Dieser Mann ihm eilig gefolgt und hatte ihn angesprochen. Auch wenn Russells Gehör wesentlich schärfer war als das der normalen Menschen, war er zu weit entfernt gewesen, um etwas von ihrem Gespräch zu hören. Die Körpersprache des Menschen hatte ihm leider auch kaum einen Aufschluss über den Inhalt ihres Gesprächs gegeben. Er hatte nur erkennen können, dass er offensichtlich - wie die meisten Menschen - von Daves Präsenz beeindruckt war und eher unsicher auf die Gegenwart des Dämons reagierte.
In welcher Beziehung stand er zu Dave? Was hatte der in einem Buchladen der Menschen zu suchen?
Als Dave in die Luft schnupperte, hatte Russell kurz den Eindruck, er hätte ihn bemerkt und würde direkt in seine Richtung sehen. Doch Dave hatte sich nur umgedreht und war gegangen. Selbst wenn er ihn bemerkt hatte, was durchaus möglich war, ignorierte er ihn anscheinend. Das gab Russell einen winzigen Stich in sein menschliches Herz. Immerhin war er so etwas wie Daves Freund oder hielt sich dafür. Dass der alte Dämon ihn in dem Café auf diese Weise angegangen war, hatte ihn auf mehr als der physischen Ebene getroffen, auch wenn er es nicht gerne zugeben würde. Das ganze Verhalten des Dämons war mehr als merkwürdig. Russell beglückwünschte sich zu seiner Idee, ihn zunächst nur zu beobachten, um womöglich herauszufinden, wo der Mirjahn sich versteckt hielt.
Der junge Mann mit dem Schmiedegeruch schloss sein Auto auf, einen alten, verbeulten Land Rover in einem undefinierbaren Farbton, der alles von Grün über Blau zu Braun sein konnte, und stieg ein. Russell verfluchte, dass er kein Auto dabei hatte und ihm vielleicht nicht folgen konnte, wenn er zu schnell fuhr. Seine Befürchtungen waren jedoch unbegründet, denn in dem dichten Stadtverkehr Lüneburgs hatte er nur wenig Mühe, dem alten Geländewagen zu Fuß zu folgen. Immerhin war er Dämon genug, um sich wesentlich schneller als ein Mensch zu bewegen.
Der Wagen fuhr nicht weit und hielt vor einem der schiefen Fachwerkhäuser. Der Fahrer hupte kurz. Oben in dem Haus flog ein Fenster auf und ein anderer Mann
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