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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Fuß auf seine Zeichnung.
    »Wusstest du, dass deine Mutter irre ist?« »Das liegt an meinem Vater«, sagte er traurig, ohne aufzusehen.
    Ich setzte mich neben ihn. »Manchmal jault meine Mutter nachts wie ein wilder Hund.«
    »Ist sie verrückt?«, fragte Josua.
    »Morgens scheint es ihr dann gut zu gehen. Sie singt, wenn sie Frühstück macht.«
    Josua nickte, war wohl zufrieden, dass Wahnsinn auch vergehen konnte. »Früher haben wir in Ägypten gewohnt«, sagte er.
    »Nein, habt ihr nicht, das ist zu weit. Sogar noch weiter als der Tempel.« Weiter als beim Tempel von Jerusalem war ich als Kind noch nicht gewesen. In jedem Frühling machte sich meine Familie auf den fünftägigen Marsch zum Passahfest nach Jerusalem. Er schien mir ewig zu dauern.
    »Wir haben hier gewohnt, dann waren wir in Ägypten, jetzt wohnen wir wieder hier«, sagte Josua. »Es war ein weiter Weg.«
    »Du lügst, es dauert vierzig Jahre, bis man in Ägypten ist.«
    »Nicht mehr. Jetzt ist es näher.«
    »Steht in der Thora. Mein Abba hat es mir vorgelesen. "Vierzig Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste."«:
    »Die Israeliten hatten sich verirrt.«
    »Vierzig Jahre lang?« Ich lachte. »Die Israeliten müssen ganz schön blöd sein.«
    »Wir sind die Israeliten.«
    »Sind wir?«
    »Ja.«
    »Ich muss meine Mutter suchen«, sagte ich.
    »Wenn du wiederkommst, lass uns Moses und Pharao spielen.«
    Der Engel hat mir anvertraut, dass er den Herrn fragen will, ob er Spider-Man werden darf. Dauernd sitzt er vor dem Fernseher, selbst wenn ich schlafe, und er ist ganz besessen von dieser Geschichte mit dem Helden, der Dämonen von Dächern aus bekämpft. Der Engel sagt, das Böse sei jetzt größer als zu meiner Zeit, und deshalb seien auch größere Helden nötig. Die Kinder brauchen Helden, sagt er. Ich glaube, er will sich nur in roten Strumpfhosen von den Häusern schwingen.
    Außerdem: Welcher Held könnte die Kinder dieser Welt beeindrucken, mit ihren Maschinen, den Medikamenten und Entfernungen, die nicht mehr zu sehen sind? (Raziel: noch keine Woche hier, und schon würde er das Schwert Gottes hergeben, um der Netzschwinger zu werden.) Zu meiner Zeit waren unsere Helden rar gesät, aber sie waren real ... Mancher von uns konnte sogar seine Herkunft bis zu ihnen zurückverfolgen. Josua spielte immer die Helden - David, Josua, Moses - und ich die Bösen: Pharao, Ahab und Nebukadnezar. Hätte ich einen Schekel für jedes Mal, da ich als Philister erschlagen wurde, nun, dann müsste ich so bald kein Kamel mehr durchs Nadelöhr reiten. Wenn ich zurückdenke, wird mir klar, dass Josua für das übte, was aus ihm werden sollte.
    »Lass mein Volk ziehen«, sagte Josua als Moses.
    »Okay.«
    »Du kannst nicht einfach >Okay< sagen.«
    »Nicht?«
    »Nein, der Herr hat dein Herz gegenüber meinen Forderungen verstockt.«
    »Wieso hat er das getan?«
    »Ich weiß nicht, hat er einfach. Also, lass mein Volk ziehen.«
    »Kein Stück.« Ich verschränkte meine Arme und wandte mich ab, wie jemand, dessen Herz verstockt war.
    »Siehe, wie ich diesen Stab in eine Schlange verwandle. Und jetzt lass mein Volk ziehen!«
    »Okay.«
    »Du kannst nicht einfach >Okay< sagen.«
    »Wieso? Das war ein ziemlich guter Trick mit dem Stab.«
    »Aber so geht das nicht.«
    »Okay. Nie im Leben, Moses, dein Volk muss bleiben.«
    Josua schwenkte seinen Stock vor meiner Nase. »Siehe, ich werde dich mit Fröschen plagen. Sie werden dein Haus und auch dein Schlafgemach bevölkern und an deine Sachen gehen.«
    »Und?«
    »Und das ist verheerend. Lass mein Volk ziehen, Pharao.«
    »Ich mag Frösche irgendwie.«
    »Tote Frösche«, drohte Moses. »Haufenweise dampfende, stinkende, tote Frösche.«
    »Oh, in dem Fall solltest du lieber dein Volk nehmen und von dannen ziehen. Ich muss sowieso noch ein paar Sphinxe und so was bauen.«
    »Verdammt, Biff, so geht das nicht! Ich hab noch mehr Plagen für dich auf Lager.«
    »Ich will auch mal Moses sein.«
    »Das kannst du nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich hab den Stock.«
    »Oh.«

    Und so weiter und so fort. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Bösewichter ebenso gern gespielt habe wie Josua die Helden. Manchmal rekrutierten wir unsere kleinen Brüder für die verabscheuungswürdigeren Rollen. Josuas kleine Brüder Judas und Jakobus spielten ganze Völker, etwa die Sodomiten vor Lots Tür.
    »Schick die beiden Engel raus, damit sie uns kennen lernen können.«
    »Das tue ich nicht«, sagte ich, denn ich spielte Lot (einen

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