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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Gesicht, als ob du sagen wolltest: Säuft er schon wieder? Glaub nicht dem Schein, der trügt!
    Glaub nicht der lügenhaften Menge,
vergiß den Zweifel, der dich quält ...
    Ich saufe nicht, ich ›nippe‹ nur, wie sich dieser Schweinehund ausdrückt, dein Freund Rakitin, der noch als Staatsrat sagen wird: ›Ich nippe‹ ... Setz dich! Ich möchte dich nehmen, Aljoscha, und dich an meine Brust drücken, aber so, daß ich dich erdrücke! Denn auf der ganzen Welt, wahrhaftig, wahr-haftig ... liebe ich nur dich!«
    Er hatte die letzten Worten beinahe verzückt gesprochen.
    »Nur dich! Und dann noch eine ›Verworfene‹, in die ich mich verliebt habe! Und dadurch bin ich denn auch ins Verderben gestürzt. Aber sich verlieben, das bedeutet nicht dasselbe wie lieben. Sich verlieben kann man, auch wenn man haßt. Vergiß das nicht! Jetzt sage ich das noch heiter! Setz dich, hier an den Tisch, und ich werde mich neben dich setzen und werde dich ansehen und werde reden. Du wirst immerzu schweigen, ich aber werde immerzu reden, weil die richtige Zeit dafür gekommen ist. Übrigens, weißt du, ich habe mir überlegt, daß ich tatsächlich leise sprechen muß, weil hier ... hier ... ganz unerwartet offene Ohren sein können. Ich werde dir alles erklären. Wie sagt man: Fortsetzung folgt. Warum habe ich mich auf dich gestürzt, mich nach dir gesehnt, alle fünf Tage und noch soeben? Es sind nämlich schon fünf Tage, daß ich hier vor Anker liege. Warum also? Weil ich dir allein alles sagen will, weil das notwendig ist, weil ich dich brauche, weil morgen mein Leben zu Ende geht und neu beginnt. Kennst du das aus eigener Erfahrung? Hast du einmal geträumt, wie man von einem Berg in eine Grube stürzt? So gleite auch ich jetzt hinab, bloß nicht im Traum. Und ich fürchte mich nicht, und fürchte du dich auch nicht! Das heißt, ich fürchte mich, aber es ist ein süßes Gefühl. Das heißt, es ist kein süßes Gefühl, sondern ich bin begeistert ... Na, zum Teufel, es ist ja ganz egal, was das für ein Gefühl ist. Ganz egal, ob mein Geist stark oder schwach oder weibisch ist! Laß uns die Natur preisen! Sieh, nur, wieviel Sonne wir noch haben und wie rein der Himmel ist und wie grün noch alle Blätter, es ist noch ganz Sommer, und jetzt um vier Uhr nachmittags diese Stille! Wohin wolltest du gehen?«
    »Zum Vater. Und vorher wollte ich noch bei Katerina Iwanowna vorbeigehen.«
    »Sie und der Vater! Na so was! Ist das ein Zusammentreffen! Warum habe ich dich gerufen? Warum habe ich mich nach dir gesehnt, nach dir gehungert und gedürstet mit allen Kammern meines Herzens und sogar mit allen meinen Rippen? Um dich mit einem Auftrag zum Vater zu schicken und dann zu ihr, zu Katerina Iwanowna! Damit ich auf diese Weise mit ihr wie auch mit dem Vater zu Ende komme. Einen Engel wollte ich schicken. Ich könnte ja jeden beliebigen schicken, aber ich wollte einen Engel schicken. Und da bist du nun von selber auf dem Weg zu ihr und zum Vater!«
    »Wolltest du mich wirklich hinschicken?« entfuhr es Aljoscha, und auf seinem Gesicht drückte sich Schmerz aus.
    »Warte mal, du hast es gewußt. Ich sehe, daß du alles mit einem Schlag begriffen hast. Aber schweig, schweig vorläufig! Bedauere mich nicht und weine nicht!«
    Dmitri Fjodorowitsch stand auf, dachte nach und hielt den Finger an die Stirn. »Sie selbst hat dich rufen lassen. Sie hat dir einen Brief oder sonst etwas geschrieben. Deshalb wolltest du zu ihr gehen. Denn sonst wärst du noch nicht gegangen?«
    »Da ist das Billett«, sagte Aljoscha und zog es aus der Tasche. Mitja überflog es.
    »Und du bist hinten herum gegangen! O ihr Götter! Ich danke euch, daß ihr seine Schritte hinten herum gelenkt habt und er gerade auf mich gestoßen ist – wie im Märchen das goldene Fischchen auf den alten dummen Fischer. Hör zu, Aljoscha! Hör zu, Bruder! Jetzt werde ich dir alles sagen. Denn irgend jemandem muß ich es doch sagen, ich muß. Meinem Schutzengel im Himmel habe ich es schon gesagt, aber ich muß es auch einem Engel auf Erden sagen. Du bist ein Engel auf Erden. Du wirst mich anhören, du wirst dein Urteil fällen, und du wirst mir verzeihen. Und das ist mir eben ein Bedürfnis. Jemand, der über mir steht, soll mir verzeihen. Höre. Wenn zwei Menschen sich plötzlich von allem Irdischen losreißen und in ungewöhnliche Regionen fliegen, oder wenigstens der eine von ihnen, und wenn dann dieser eine vorher zu dem anderen kommt und sagt: Tu für mich das und das, etwas, worum

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