Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
einmal alt genug, dass ihm ein Bart wächst, aber er will mir etwas von Verkehrsregeln erzählen“, brummelte sie empört. „Ich hoffe, Sie haben noch eine Minute Zeit für mich?“
„Aber natürlich.“ Morgana konnte nichts dagegen tun, sie mochte die alte Dame einfach.
„Ach, Sie sind ein Schatz. Sie ist doch ein Schatz, nicht wahr?“, wandte sich Mrs. Littleton an Nash.
„Dem kann ich nur zustimmen.“
Mrs. Littleton strahlte. Unter dem Klimpern von vielen Ketten und Armreifen wandte sie sich ihm jetzt ganz zu. „Sie sind Schütze, nicht wahr?“
„Ah …“ Rasch berichtigte Nash in Gedanken sein Geburtsdatum, um der alten Dame einen Gefallen zu tun. „Stimmt. Woher wussten Sie das?“
Sie atmete schwer aus, und ihr ausladender Busen hob und senkte sich.
„Mit aller Bescheidenheit darf ich von mir behaupten, eine ausgezeichnete Menschenkennerin zu sein. Ich werde Sie wirklich nur einen Moment von Ihrer Verabredung abhalten.“
„Es ist keine Verabredung“, berichtigte Morgana. „Also, Mrs. Littleton, was kann ich für Sie tun?“
„Ach, es handelt sich nur um einen winzigen Gefallen.“ Mrs. Littletons Augen begannen zu funkeln, und Morgana unterdrückte gerade noch einen Seufzer. „Es geht um meine Großnichte. Bald ist doch der Abschlussball, und da ist dieser süße Junge in ihrem Geometriekurs …“
Dieses Mal würde sie hart bleiben, schwor Morgana sich. Hart wie Stein.
Sie nahm Mrs. Littleton beim Arm und zog sie ein Stück von Nash weg. „Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass ich das nicht mache.“
Mrs. Littleton klimperte mit den falschen Wimpern. „Ich weiß, dass Sie so etwas normalerweise“, sie zog das Wort lang, „nicht machen. Aber in diesem Fall ist es wirklich etwas ganz Besonderes.“
„Das ist es immer.“ Sie warf Nash, der unauffällig näher gekommen war, einen argwöhnischen Blick zu und zog Mrs. Littleton noch weiter in den Laden hinein. „Ich bin sicher, Ihre Nichte ist ein ganz entzückendes Mädchen, aber eine Verabredung für ihren Abschlussball zu arrangieren wäre leichtfertig – solche Dinge haben immer Nachwirkungen. Nein“, fügte sie sofort an, als Mrs. Littleton protestieren wollte. „So etwas zu arrangieren bedeutet, etwas zu verändern, das nicht verändert werden sollte. Es könnte ihr ganzes Leben beeinflussen.“
„Es ist doch nur dieser eine Abend.“
„Wenn man das Schicksal für einen Moment verändert, ist es durchaus möglich, dass Jahrhunderte einen anderen Gang nehmen.“ Bei Mrs. Littletons enttäuschtem Gesicht kam Morgana sich mies und schäbig wie ein Geizkragen vor, der einem hungernden Mann ein Stück Brot verweigerte. „Ich weiß, wie sehr Sie sich eine besondere Nacht für Ihre Nichte wünschen, aber man darf nicht mit dem Schicksal spielen.“
„Sie ist doch so schüchtern“, seufzte Mrs. Littleton. Ihr Gehör war noch scharf genug, der Hauch von Schwäche in Morganas Stimme war ihr nicht entgangen. „Und sie denkt, sie sei nicht hübsch genug. Aber sie ist hübsch.
Sehen Sie nur.“ Bevor Morgana etwas erwidern konnte, hatte Mrs. Littleton bereits ein Foto ihrer Nichte hervorgezogen.
Sie wollte sich das Foto nicht ansehen, und doch senkte sie die Augen auf das Konterfei des hübschen Teenagers. Dieser melancholische Blick gab ihr dann den Rest.
Drachenblut und Höllenfeuer! Morgana fluchte stil . Warum nur musste sie bei den ersten zarten Gefühlen junger Menschen immer schwach werden! „Ich kann aber für nichts garantieren, nur vorschlagen.“
„Oh, das würde schon genügen.“ Mrs. Littleton holte ein weiteres Bild hervor, offensichtlich aus dem Jahrbuch der Highschool herausgeschnitten.
„Das ist Matthew. Ein hübscher Name, nicht wahr? Matthew Brody und Jessie Littleton. Sie fangen doch bald an, oder? Der Ball ist am ersten Samstag im Mai.“
„Wenn es so sein soll, wird es auch geschehen.“ Morgana ließ die beiden Fotos in ihrer Tasche verschwinden.
„Ach, Sie sind einfach wunderbar.“ Strahlend küsste Mrs. Littleton Morgana auf die Wange. „Jetzt will ich Sie aber nicht weiter aufhalten. Ich komme am Montag wieder vorbei.“
„Ein schönes Wochenende.“ Verärgert über sich selbst, sah Morgana Mrs. Littleton nach.
„Hätte sie Ihnen nicht ein Silberstück dafür geben müssen?“
Beim Klang von Nashs Stimme wandte Morgana den Kopf. Ihre Augen blitzten wütend. „Ich bereichere mich nicht durch die Macht.“
Er zuckte nur die Schultern und kam auf sie zu.
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