Die Donovans 1: Die gefährliche Verlockung
sanft und beruhigend wie ihr Blick.
„Nein, du störst nicht“, sagte Morgana, während Nash sich erhob. „Wir sind sowieso fertig.“
„Wir haben gerade angefangen“, verbesserte er. „Aber wir können später weitermachen. War nett, Sie kennenzulernen“, sagte er zu Anastasia. Dann lächelte er Morgana an und steckte ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Bis zum nächsten Mal also.“
Morgana nahm einen der kleinen Töpfe aus dem Karton. „Ein Geschenk.“ Sie versah ihn mit ihrem nettesten Lächeln und dem Topf.
„Wicken. Sie symbolisieren den Aufbruch.“
Er konnte nicht widerstehen. Er beugte sich über den Karton hinweg zu Morgana und berührte flüchtig mit den Lippen ihren Mund. „Einfach nur so.“
Damit ging er hinaus.
Und entgegen aller Vorsätze musste Morgana lächeln.
Anastasia ließ sich mit einem Seufzer auf einem Stuhl nieder. „Willst du darüber reden?“
„Da gibt es nichts zu reden. Er ist ein charmantes Ärgernis. Ein Autor mit den stereotypen Ansichten über Hexen.“
„Ah, der Nash Kirkland also.“ Anastasia griff nach Morganas Kelch und trank einen Schluck Wein. „Der, der diesen blutrünstigen Film gemacht hat, in den du und Sebastian mich geschleift haben. Diesen Film, nach dem ich tagelang nicht richtig schlafen konnte.“
„Eigentlich war ja der Film doch ziemlich intelligent gemacht.“
„Hm.“ Anastasia nahm noch einen Schluck. „Und blutrünstig. Aber du hattest ja schon immer eine Vorliebe für so was.“
„Das Studium des Bösen ist eine unterhaltsame Art, das Gute zu bestätigen.“ Morgana runzelte die Stirn. „Leider muss ich zugeben, dass Nash Kirkland dabei ausgezeichnete Arbeit leistet.“
„Mag sein. Ich sehe mir trotzdem lieber die Marx Brothers an.“ Anastasia stand auf und begutachtete die Kräuter auf der Fensterbank. „Die Spannung war nicht zu ignorieren. Du sahst aus, als wolltest du ihn jeden Moment in eine hässliche Kröte verwandeln.“
Die Vorstellung amüsierte Morgana. „Die Versuchung war groß. Seine Selbstgefälligkeit hat mich gereizt.“
„Du lässt dich viel zu leicht reizen. Hattest du nicht gesagt, du würdest an deiner Selbstbeherrschung arbeiten?“
Mit einer tiefen Falte auf der Stirn nahm Morgana Nashs Glas hoch. „Er ist doch heil und auf zwei Beinen hier herausgegangen, oder nicht?“ Sie nippte an dem Glas und merkte sofort, dass es ein Fehler gewesen war. Er hatte zu viel von sich selbst in diesem Wein zurückgelassen.
Ein mächtiger Mann, dachte sie und stellte den Kelch wieder ab.
Trotz des charmanten Lächelns und des lässigen Auftretens.
Sie wünschte, sie hätte die Blumen, die sie ihm gegeben hatte, mit einem Spruch belegt, aber dann verwarf sie den Gedanken sofort wieder.
Vielleicht trieb sie irgendetwas zueinander, aber sie würde damit umgehen.
Damit und mit Nash Kirkland, und zwar ohne Magie.
2. KAPITEL
S chon immer hatte Morgana die ruhigen Sonntagnachmittage genossen. Das war ihr Tag, um sich zu verwöhnen.
Vom ersten Atemzug an hatte sie den Wert des Verwöhnens geschätzt.
Nicht, dass sie Arbeit mied. Sie hatte viel Zeit und Mühe in ihren Laden investiert, damit alles glatt und auch Gewinn bringend lief – und zwar ohne ihre besonderen Fähigkeiten einzusetzen. Aber sie war der festen Uberzeugung, dass man nach anstrengender Arbeit ein unverbrüchliches Recht auf Entspannung hatte.
Im Gegensatz zu den meisten Geschäftsinhabern zerbrach Morgana sich nicht den Kopf über Buchhaltung, Inventar und Umsatzzahlen. Sie tat einfach das, was sie für nötig hielt, und stellte sicher, dass sie es auch richtig und gut tat. Sobald die Ladentür hinter ihr zufiel, und sei es auch nur für eine kurze Lunchpause, vergaß sie jeden Gedanken an Arbeit. Es erstaunte sie immer wieder, dass es Menschen gab, die an einem wunderbaren, sonnigen Tag in einem Zimmer saßen und über Zahlen brüteten. Dafür hatte sie einen Buchhalter.
Eine Haushälterin hatte sie nicht. Weil es ihr nicht behagte, wenn jemand in ihren persönlichen Sachen herumschnüffelte. Sie, und nur sie allein, kümmerte sich um diese Dinge. Ihr Garten war riesig, und wenn sie auch nicht den gleichen fantastischen grünen Daumen wie Cousine Anastasia hatte, so pflegte sie alle Pflanzen doch selbst. Sie fand den Zyklus von Pflanzen, Gießen, Unkrautjäten und Ernten erfüllend.
Sie kniete gerade in einem Beet, in dem Kräuter und Frühlingsblumen im hellen Sonnenlicht gediehen. Ein Hauch von Rosmarin und Anis, von Hyazinthen und
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