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Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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die Stimmen der Harfner drunten im Saal, ab und zu unterbrochen von Gelächter. Es war also nicht so spät, wie sie anfangs geglaubt hatte, wenn die Meister und älteren Gesellen noch unten saßen und plauderten.
    Sanft schob sie die Echsen zur Seite, kroch aus den Decken und trat ans Fenster. Aus einigen der Fenstervierecke fiel noch Licht in den Hof, vom Großen Saal und aus einem Raum darüber – Robintons Arbeitszimmer, wenn sie sich nicht täuschte.
    Prinzessin stieß einen besorgten Ruf aus und flog Menolly auf die Schulter. Sie wickelte den Schwanz ganz fest um den Hals des Mädchens und vergrub sich zitternd in ihrem Haar. Auch die anderen begannen jetzt angstvoll zu schreien. Menolly hastete zu ihrem Bett. Ausgerechnet jetzt, da sie in der Harfnerhalle einquartiert waren, machten sie einen solchen Krach!
    Sie versuchte die Kleinen mit einem leisen Wiegenlied zu beruhigen, aber Prinzessins Stimme erhob sich streitsüchtig über die ihre. So blieb ihr keine andere Wahl, als die ganze Schar eng an sich zu drücken und zu streicheln.
    Und plötzlich überkam auch sie ein Gefühl der drohenden Gefahr. Sie kämpfte gegen die Panik an, die in ihr aufstieg. »Benehmt euch doch nicht so albern! Was kann uns hier in der Harfnerhalle geschehen?«
    Prinzessin und Rocky stupsten sie drängend an und jammerten zum Erbarmen. Durch ihre Nähe und ihre Gedanken gewann sie den deutlichen Eindruck, daß sie vor einer Gefahr zitterten, die weit jenseits der Gildehalle drohte.
    »Aber dann kann sie euch doch nichts anhaben!«
    Unvermittelt nahm das Entsetzen der Kleinen eine solche Schärfe an, daß Menolly aufschrie.
    »Nicht!« Sie versuchte, die Hände vor das Gesicht zu schlagen, um sich vor der unbekannten Gefahr zu schützen, aber die Echsen klammerten sich an ihre Arme. Und stammelnd wiederholte sie: »NICHT! NICHT!«
    Aus der Leere empfing Menolly Bilder und Eindrücke: heftige Turbulenzen, wild, grausam, zerstörerisch; ein unerbittlicher, tödlicher Druck; brodelnde Massen einer glitschigen, fahlgrauen Substanz, die sich aufbäumte und zusammensackte; Hitze, die in hohen Wogen heranbrandete. Furcht! Entsetzen! Ein unausgesprochenes Sehnen!
    Ein Schrei in ihrem Innern, ein Schrei wie ein Messer, das Nervenstränge durchtrennte!
    »LASST MICH NICHT ALLEIN!«
    Menolly glaubte nicht, daß sie aufgeschrien hatte. Sie war, soweit sie noch klar denken konnte, sicher, daß sie den Schrei nicht gehört hatte; sie fühlte, daß jemand in tiefster Not und Verzweiflung die Worte gedacht hatte.
    In diesem Moment flog die Tür zu ihrem Zimmer auf, und der Wach-Drache auf den Feuerhöhen der Burg stieß einen wilden Schrei aus, in dem das gleiche Flehen mitschwang, das sie in ihrem Innern vernommen hatte. Sie überlegte, ob der Drache sie gerufen hatte. Aber Drachen bedienten sich nicht der Menschensprache.
    »Menolly! Was geht hier vor?«
    Meister Robinton kam auf sie zugelaufen. Die Feuerechsen stoben aus einem Fenster und kamen durch das andere wieder hereingeschossen, halb wahnsinnig vor Angst.
    »Der Drache!«
    Menolly deutete zur Burg, um dem Harfner zu zeigen, daß sich nicht nur ihre Echsen in Aufruhr befanden. Sie sahen beide, wie sich der Drache mit einem verzweifelten Trompeten ohne seinen Reiter in die Lüfte warf und verschwand. Robinton und Menolly hörten in der Ferne schwache Antwortschreie. Einen Augenblick lang war alles still, und dann begann im Burghof ein Wher zu heulen.
    »Sind denn alle geflügelten Wesen von Pern verrückt geworden?« fragte Robinton.
    »Und weshalb hast du so laut › NICHT! ‹ geschrien, Menolly?«
    »Ich habe keine Ahnung!«
    Menolly liefen Tränen über die Wangen. Ein dumpfer Schmerz hatte sie nun erfaßt, und sie wehrte sich gegen die kalte Furcht, die sie bis ins Innerste durchdrang.
    »Wirklich nicht!«
    Robinton duckte sich, als Prinzessin an der Spitze ihres Schwarms an ihm vorbeischoß. Sie jagten in die Nacht und tauchten gleich darauf ins Dazwischen. Ehe Menolly eine Erklärung stammeln konnte, kam Meister Domick ins Zimmer gerannt.
    »Robinton, was ist hier los?«
    »Ruhe!« unterbrach ihn die scharfe Stimme des Meisterharfners. »Was immer Menolly geängstigt hat, scheint auch die Drachen und den Wach-Wher in der Burg zu beunruhigen. Der Drache ist ohne seinen Reiter ins Dazwischen getaucht!«
    »Was?« rief Domick verblüfft. Sein Zorn schien sich gelegt zu haben.
    »Menolly!«
    Robinton legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Atme tief durch! So – und noch einmal

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