Die Flusswelt Der Zeit
ausbreiten würde.
Vorausgesetzt natürlich, man verbaute ihm nicht mit Steinen den Weg und leitete es in einen Kanal.
»Wir könnten aus den dickeren Bambusstäben eine Wasserleitung bauen«, sagte Frigate.
Sie stellten ihre Grale auf den Pilzfelsen, merkten sich sorgfältig den jeweiligen Standort und warteten ab. Burton beabsichtigte, später, wenn die Grale gefüllt waren, weiterzuziehen. Ein Lagerplatz, der zwischen dem Gralstein und dem Wasserfall lag, schien ideal zu sein. Zumindest war es dort nicht so sehr überlaufen.
Im gleichen Moment, in dem die Sonne den Zenit erreichte, schossen aus dem Felsen brüllende, blaue Flammen empor. Diesmal enthielten die Behälter Salat, Schwarzbrot mit Kräuterbutter, Spaghetti, Hamburger, einen Becher mit Rotwein, Zitronen, Kaffeepulver, zehn Zigaretten, ein Marihuanatäfelchen, eine Zigarre, Toilettenpapier, Seife und vier Schokoladenriegel. Obwohl sich einige Leute darüber aufregten, daß ihnen das italienische Essen nicht schmeckte, lehnte doch keiner ab, es zu verzehren.
Zigaretten paffend setzte die Gruppe sich anschließend in Richtung Wasserfall in Bewegung. Sie fanden ihn am Ende eines dreieckigen Canyons, wo sich bereits mehrere Männer und Frauen in einem Lager versammelt hatten. Das Wasser, das aus der Höhe in das Felsenloch stürzte, war eiskalt. Sie spülten ihre Grale aus, ließen sie trocknen, füllten die Wasserbehälter und machten sich dann in Richtung auf den Rückweg. Etwa einen Kilometer weiter fanden sie, was sie suchten: einen mit Pinien bestandenen Hügel, auf dessen Gipfel ein mächtiger Eisenbaum wuchs. Überall stand Bambus in Massen. Unter der Führung von Kazz und Frigate, der einige Jahre in Malaysia verbracht hatte und deshalb Erfahrung hatte, begannen sie Bambus zu schneiden und Hütten zu bauen: runde Gebilde mit einer Tür, einem einzigen Fenster auf der Rückseite und konisch zulaufenden Dächern. Da sie den ganzen Nachmittag über durcharbeiteten und sich nicht die kleinste Verschnaufpause gönnten, waren am Abend die Hütten bis auf die Dächer fertig. Während Frigate und Monat als Wachen ihres neuen Lagers zurückblieben, machten die anderen sich mit den Gralen auf den Weg. Als sie den Stein erreichten, war die Menschenansammlung auf mindestens dreihundert Personen angewachsen. Überall wurden Hütten und Überdachungen gebaut. Burton hatte das erwartet. Die meisten Leute würden nicht einmal einen Kilometer – und das dreimal am Tag – zurücklegen, um zu ihren Mahlzeiten zu kommen, sondern es bevorzugen, sich in Scharen um einen Gralstein zu drängen. Die Hütten, die sie errichteten, waren chaotisch angeordnet und standen enger beieinander als nötig. Da sie allerdings das Frischwasserproblem noch nicht gelöst hatten, wunderte er sich, warum sie sich ausgerechnet hier in solch dicken Trauben ansiedelten. Dann erfuhr er von einer hübschen Slowenin, daß man erst vor ein paar Stunden in unmittelbarer Nähe eine Quelle entdeckt hatte. Es war nur ein Rinnsal, das der nackten Felswand entsprang. Burton untersuchte es. Das Wasser kam geradewegs aus dem Fels und lief in ein Becken von etwa zwölf Metern Durchmesser, das zweieinhalb Meter tief war, und Burton fragte sich, ob jene, die für die Anlage dieses Ortes verantwortlich waren, damit nicht eine bestimmte Absicht verfolgten.
Er erreichte den Gralstein gerade im richtigen Augenblick: Die blauen Flammen donnerten in die Höhe.
Kazz, der eben dabei war, sein Wasser abzuschlagen, schien nicht auf den Gedanken zu kommen, sich dazu eine bestimmte Stelle zu suchen. Loghu kicherte, Tanya wurde rot, die Italienerinnen, die es gewohnt waren, daß Männer sich einfach gegen die nächste Hauswand stellten, wenn die Natur sie überkam, reagierten gar nicht; Wilfreda war mit irgend etwas beschäftigt, während Alice ihn keines Blickes würdigte. Für sie war er nicht mehr als ein Hund. Möglicherweise erklärte das ihre Ignoranz: Kazz war für sie kein Mensch, also konnten auch die von Menschen gemachten Verhaltensnormen von ihm nicht erwartet werden.
Dennoch gab es keinen Grund, Kazz für das, was er sich soeben geleistet hatte, verantwortlich zu machen. Schließlich verstand er ja nicht einmal eine der ihnen geläufigen Sprachen. Aber sobald er sich das nächste Mal anschickte, sein Geschäft zu verrichten, während die anderen auf dem Boden saßen und damit begannen zu essen, mußte er sich ihm irgendwie mit Zeichen verständlich machen. Es mußten jedem seine Grenzen klargemacht
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