Die Gefährtin des Vaganten
aufgezogen hatte. Und ihr hatte er großes Leid angetan. Aber dennoch, er hatte aus Liebe zu ihr, Laure, gehandelt, als er Hagan aus den Händen der Mater Dolorosa befreit hatte.
Auch um ihn trauerte sie.
Hagans Arm legte sich um ihre Hüften, und sie lehnte sich an ihn.
Er hatte das Heim gefunden, das er so lange gesucht hatte.
Ein unbändiges Glücksgefühl durchströmte sie.
Er hatte es bei ihr gefunden.
»Gehen wir nach Hause«, flüsterte er.
»Ja, nach Hause.«
46. Nachwort
Friedrich von Saarwerden – seine vierundvierzigjährige Amtszeit war die längste, die je ein Kölner Erzbischof zu verzeichnen hatte – wurde bereits mit 20 Jahren dank Vermittlung seines Onkels, des Trierer Erzbischofs Kuno von Falkenstein, für die Stelle vorgeschlagen. Da er aber zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre jünger als das vorgeschriebene Alter für die Bischofsweihe war, musste für ihn ein Dispens von Papst Urban erwirkt werden. Es wurde noch zwei Jahre lang herumgeklüngelt, dann war es aber so weit.
Nur – das alles kostete Geld.
Friedrich war stets in Geldnöten, aber er war ein ehrgeiziger und streitbarer junger Mann. Ich bin ihm erstmals zusammen mit Begine Almut begegnet, als er noch ganz neu in seinem Amt war. Auch in weiteren Romanen aus dem Kölner Mittelalter hat er dann seine Finger gehabt, und so lernte ich ihn einigermaßen gut kennen.
Sein Tod fiel just in die Zeit des Konzils in Konstanz, das dem großen abendländischen Schisma ein Ende setzte. Weshalb ich mich hier von ihm verabschiedet habe.
Allerdings nicht, ohne vorher über ihn nachgedacht zu haben.
Er war jung – ein junger, energischer Mann –, als er das Pontifikat übernahm. Und junge Männer, so dachte ich mir, stehen beispielsweise den strengen Regeln des Zölibats sicher nicht sehr aufgeschlossen gegenüber. Also fand ich es gerechtfertigt, ihm einen kleinen Fehltritt anzudichten.
Was passiert, wenn man erst einmal anfängt zu recherchieren?
Es stellt sich heraus, dass die dichterische Wahrheit der tatsächlichen entspricht. Friedrich von Saarwerden hatte einen Sohn gezeugt. Im biographisch-bibliographischen Kirchenlexikon fand ich folgenden Eintrag:
Verwandtschaftliche Förderung erfuhr auch der Sohn des Erzbischofs, Heinrich. Er hatte ihn vermutlich mit einem Stiftsfräulein in Dietkirchen oder Villich bei Bonn gezeugt. Als Sohn eines Klerikers war Heinrich eine geistliche Laufbahn eigentlich verwehrt. Auf Betreiben seines Vaters erteilte der in Pisa residierende Papst Alexander V. († 1410) 1409 Dispens und befreite den jungen Mann vom Geburtsmakel. Er räumte ihm die Möglichkeit ein, die heiligen Weihen sowie beliebig viele miteinander zu vereinbarende Benefizien mit Ausnahme pontifikaler Dignitäten zu empfangen. In Gnadenersuchen an den Heiligen Stuhl musste er seinen Geburtsmakel nicht mehr erwähnen.
Leider erschöpfen sich damit auch die Hinweise auf diesen Sohn, selbst das Historische Archiv des Erzbistums Köln konnte mir keine weiteren Auskünfte zu jenem Heinrich geben. Darum habe ich mir erlaubt, ihm eine eigene Vita anzudichten und ihn kurzerhand in Hagan (eine alte Namensvariante von Heinrich) umgetauft.
Vielleicht hat sich sein Leben ja wirklich so abgespielt.
Vielleicht auch ganz anders.
Dramatis personae
Laure Rademacher – die junge Wirtin des Gasthofs »Zur Bischofsmütze« vor den Toren Kölns, die mit spitzer Feder über ihre Gäste Buch führt.
Hagan Bastard von Saarwerden – der Bischof von Speyer, der seine Bischofsmütze ablegt, um unerkannt einen alten Zwist zu bereinigen und dabei einer Ungeheuerlichkeit auf die Spur kommt.
Im Gasthof
Jan und Paitze – Laures Kinder aus ihrer Ehe mit Kornel Rademacher, der vor fünf Jahren verstarb.
Goswin – Sohn aus der ersten Ehe des Kornel Rademacher, jetzt der Wagner und Mitbesitzer des Gasthauses.
Elseken – Goswins Weib, die kinderlose Köchin, die Laure ihre Sanftheit und ihre Kinder neidet.
Alard und Curt – ehemalige Söldner aus den bergischen Fehden, mit denen sich Goswin angefreundet hat.
Lucas Overrath – Drugwarenkrämer auf Reisen, der Laure mit italienischem Papier versorgt.
Evert von Alfter, genannt Herringsstetz – ein bedauerliches Opfer mit abseitigen Neigungen.
Pfarrer Elias – ein ermordeter Dorfpfarrer.
Hemma – eine ehemalige Stiftsfrau, die nun als fromme Einsiedlerin im Königsforst lebt und als Friedensstifterin gilt.
Martine – die stumme Bettlerin, in deren wortloser
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