Die geheimnisvollen Pergamente
»Buch der Kriegszüge des Propheten«, verfasst von al-Waqidi, und eine große biographische Sammlung über die Gefährten des Propheten von Ibn Saad, der 844 starb. Anhand dieser Schriften lässt sich die Lebensgeschichte des Propheten Mohammed in den wichtigsten Punkten rekonstruieren.
Mohammeds Vater, der Kaufmann Abdallah, und seine Mutter Amina starben kurz nacheinander, sodass der sechsjährige Knabe als Waise zurückblieb. Die nächsten zwei Jahre lebte er bei seinem Großvater, der dann ebenfalls starb, woraufhin Mohammed von seinem Oheim Abu Talib aufgenommen wurde. Dieser nahm den jungen Mann mit auf Handelsreisen in ferne Länder. So gelangte der junge Mann wohl auch bis nach Basra in Syrien. Dort soll der nestorianische Mönch Bahira Mohammed seine künftige Rolle als Prophet geweissagt haben, wie schon eine frühe arabische Legende berichtet. Doch schon der Koran wendet sich gegen diese Darstellung: »Auch wissen wir, dass einige sagen: ›Ein gewisser Mensch lehrt ihn die Verfassung des Korans‹; aber die Sprache des vermeintlichen Menschen ist eine fremde und die des Korans ist die deutliche arabische« [Sure 16, 103]. Später sollte aus dieser Anekdote die Behauptung abgeleitet werden, die Lehren Mohammeds basierten auf den häretischen Lehren der Nestorianer. Kontakte zu Christen hatte Mohammed zweifellos. Im Koran werden jedenfalls christliche Priester und Mönche respektvoll erwähnt [Sure 5, 83].
Schließlich trat Mohammed in die Dienste der reichen Witwe Chadidscha, die er im Alter von 25 Jahren heiratete; sie war zu dem Zeitpunkt 40 Jahre alt. In den zwanzig Jahren bis zu ihrem Tod führten sie eine glückliche Ehe. Chadidscha unterstützte ihren Gemahl in der ersten Zeit seines Prophetentums und gab ihm in Krisen Halt. Aus der Ehe gingen auch einige Kinder hervor. Außer zwei schon früh verstorbenen Knaben hatte das Paar vier Töchter: Zainab, Ruqajja, Umm Kulthumm und Fatima.
Im Laufe der Zeit begann Mohammed sich immer mehr mit Glaubensfragen zu beschäftigen. Er suchte Antworten, die er in den religiösen Lehren seiner Zeitgenossen nicht fand.
Als er in einer Höhle am Berg Hira meditierte, kam es dort schließlich, wie im Koran selbst berichtet wird, zur Offenbarung seiner Gesandtschaft und zur ersten Mitteilung der göttlichen Botschaften. Dieser Offenbarung ist die Sure »El-Kadr« gewidmet, in der es heißt: »Siehe, wir haben ihn [den Koran; JD] in der Nacht El-Kadr geoffenbart. Und was lehrt dich zu wissen, was die Nacht El-Kadr ist? Die Nacht El-Kadr ist besser als tausend Monde. Hinabgestiegen sind die Engel und der Geist in ihr mit ihres Herrn Erlaubnis zu jeglichem Geheiß. Frieden ist sie bis zum Anfang der Morgenröte« [Sure 97]. Die Nacht El-Kadr ist eine der letzten fünf ungeraden Nächte des Monats Ramadan, des neunten Monats des arabischen Mondjahres. Durch die Herabsendung des Korans geheiligt, ist dieser Monat bis heute der Fastenmonat der Muslime. Es heißt, der Erzengel Gabriel sei Mohammed im Schlaf erschienen und habe ihm die im Koran niedergelegten Lehren vermittelt.
Schon in den frühesten Versen des Korans wird die klare Ablehnung der Vielgötterei, der die Araber weitgehend anhingen, betont und Allah als die einzige und alleinige Gottheit herausgestellt. Den Einwohnern Mekkas wird ihre Vielgötterei vorgeworfen. Und es wird auch von vornherein bestritten, dass Allah überhaupt zeugen könne, wenn es heißt: »Haben wir etwa die Engel weiblich erschaffen? Und waren sie Zeugen? Ist’s nicht eine Lüge, wenn sie sprechen: ›Allah hat gezeugt?‹ Wahrlich, sie sind Lügner« [Sure 37, 149-152]. Damit wandte sich die Lehre des Islam auch gegen die Gottessohnschaft Jesu, die zentrale Lehre des Christentums.
In den ersten drei Jahren vertraute sich Mohammed nur wenigen an: seiner Frau, seinem Vetter Ali, seinem Adoptivsohn Zaid, seinem Freund Abu Bakr und seinem Schwiegersohn Uthman. Mit der Zeit begann Mohammed, die neue Lehre auch öffentlich in Mekka zu verkünden. Doch von seinem Stamm, den Quraisch, überzeugte Mohammed mit seinen Predigten nur wenige. Selbst bei den Mitgliedern seiner eigenen Sippe fand er kaum Zuspruch. Allerdings fand der Prophet Anhänger unter den ärmeren Schichten der Stadt, was wiederum dazu führte, dass die Reichen ihn allmählich als Bedrohung empfanden und bekämpften. Die Versammlungen seiner Gefolgsleute wurden gestört und Mohammed am Predigen gehindert, seine Anhänger waren Verunglimpfungen und Angriffen ausgesetzt.
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