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Die gelöschte Welt

Die gelöschte Welt

Titel: Die gelöschte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Harkaway
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lange her! Wie schön, Sie zu sehen. O ja, aber natürlich, ganz recht, ich soll ganz still sein, mucksmäuschenstill oder noch leiser! Ha! Der Floh, der sogar dem Adlerauge der Maus entgeht, falls man überhaupt sagen kann, dass eine Maus, die ja kein Adler ist, ein solches Organ besitzt – jedenfalls soll ich äußerst leise sein. Was denn, wann denn? Sofort! Jetzt gleich! … O ja, ich verstehe, jaja, sch-scht …
    Endlich schweigt er, oder ihm ist vorübergehend die Luft ausgegangen. Er murmelt: Wir sollten wahrscheinlich gehen, ich habe mir ein schlimmes Fehlurteil erlaubt. Aus Vertrauen … Dann fällt sein Blick auf mich, er mustert mich und erkennt … etwas. Ich gebe ihm die Hand. Er schüttelt sie, und wir kommen uns beide bekannt vor.
    »Zaher Bey«, beginnt er vorsichtig.
    »Wir sind uns schon einmal begegnet, aber daran erinnern Sie sich bestimmt nicht. Es ist schon sehr lange her«, erkläre ich ihm.
    Zaher Bey hält meine Hand fest und betastet sie wie ein Metzger ein Bratenstück, dann begutachtet er meine Schultern, meine Haltung und meinen Gesichtsausdruck. Er schiebt ein wenig, und ich gebe nach, wie es dem weichen Stil entspricht. Dann zieht er und dreht sich, ich folge ihm so leicht wie ein Schmetterling. Unsere Hände bewegen sich nur ein paar Zentimeter weit. Er starrt mich an. »Ja, ich verstehe. Ich verstehe es. Ich bin ein Idiot, dass ich es nicht schon längst gesehen habe, als er kam. Sie und er sind derselbe, aber keiner von Ihnen ist noch das, was er früher war …« Er lächelt, als er meine entsetzte Miene bemerkt. »Ich habe Jahre mit den gefundenen Tausend verbracht. Man lernt schnell, die Neuen zu erkennen.«
    Weiter kommen wir nicht. Vasille und Samuel P. verpassen ihm eine Schutzweste und nehmen ihm den Bademantel weg, der eine für die Flucht eher ungünstige Farbe hat. Darunter trägt der Bey einen überraschend eleganten Seidenschlafanzug, der praktischerweise kastanienbraun ist (zweifellos passend zu seinem Rolls-Royce). Neben Schwarz ist dies in der Nacht die beste Farbe, und in diesen Räumen mit den üppigen Mahagonimöbeln ist er sogar noch schlechter zu entdecken als wir. Erfolg, Stufe eins. (Aber irgendetwas stimmt immer noch nicht.)
    Zurück auf die Hauptebene (noch einmal viele Treppen, der Bey ist überraschend agil, das ist gut so. Wir anderen keuchen vernehmlich. Verdammt, wenn man so etwas macht, muss man gut in Form sein. Ich schwitze. Samuel P. stinkt wie ein Schwein. Das schränkt seine Verwendungsfähigkeit bei Spezialeinsätzen erheblich ein. Man kann ihn jederzeit finden, wenn man weiß, wie er riecht. Andererseits riecht er auf längeren Einsätzen nach einer Weile wie eine Dschungelkatze mit Raubtieratem und verfilztem Pelz. Er fällt dann kaum noch auf, solange er im Dschungel oder in der Savanne bleibt. In einem Bürogebäude wirkt er dagegen eher unappetitlich.
    »Wo ist Gonzo?«
    Der Bey weiß es nicht. Er wurde hergebracht und eingesperrt. Ein großer Mann mit lässigem Lachen und Augen, wie sie eine Porzellanpuppe besitzt – leer und glänzend. Pistill. (Wo ist Pistill? Draußen ist nichts mehr von den Kämpfen zu hören – heißt das, wir haben gewonnen? Oder verloren? Steckt Jim Hepsobah in einer Zelle, oder ist er sogar schon tot? Ich sehe auf die Uhr. Vierzehn Minuten bis zur vollen Stunde. Wenn der große Zeiger die Zwölf erreicht, wird der Generator abgeschaltet, dann haben wir eine Minute lang Funk. Mit vorher abgesprochenen Signalen übermitteln wir dann den Stand der Dinge. Oder auch nicht, wenn wir bis dahin im Eimer sind. (Sind wir aber nicht. Noch nicht. Nein, ich glaube nicht. Aber es ist ein Tanz auf dem Drahtseil. Etwas, irgendwo … verdammt. Crispin Horton erklärte mir, dass Pont neben anderen unglaublichen genialen Tricks auch die Fähigkeit besaß, sich umfangreiche Reihen von Buchstaben, Zahlen, Wörtern, Spielkarten, Namen oder sonst etwas einzuprägen. Wenn er sich nicht erinnern konnte, dann sagte er nicht: »Ich kann mich nicht erinnern«, sondern: »Die Information kommt jetzt zumir zurück« – und schnippte mit den Fingern, weil das eine positive Verstärkung war, die ihm beim Erinnern half. Ich versuche es mit einer Abwandlung davon. Ich weiß, was falsch ist … jetzt. Leider und ärgerlicherweise weiß ich es danach aber immer noch nicht. Außerdem starren mich alle an, weil ich mir wie ein Fünfjähriger die Hand auf die Stirn geklatscht habe.)
    »Schon gut …«
    Na, wundervoll.
    Rasch durch die Haupthalle nach

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