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Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Titel: Die geschwätzigen Kleinode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Diderot
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von ebenso erlauchten als glücklichen Eltern geboren, sein Schicksal kann nicht anders als groß und glücklich sein; nur würd’ ich Ew. Hoheit hintergehn, wenn ich mich vor Ihr mit einer Wissenschaft brüsten wollte, die ich nicht besitze. Die Gestirne gehn mir auf und unter wie andern Menschen und erhellen mir so wenig die Zukunft, als dem allerunwissendsten Ihrer Untertanen.«
    »Wie?« versetzte der Sultan, »sind Sie kein Sterndeuter?« – »Großmächtigster Fürst,« antwortete Codindo, »die Ehre hab’ ich nicht.«
    »Was Teufel sind Sie denn?« erwiderte der alte aber aufbrausende Ergebzed. »Vogeldeuter!« – »Wahrhaftig! es kam mir nicht bei, daß Sie sich das träumen ließen. Glauben Sie mir, Herr von Codindo, lassen Sie Ihre Hühner in Frieden essen, und entschließen Sie sich über das Schicksal meines Sohnes zu sprechen, wie letzthin über das Schnupfenfieber des Papageis meiner Frau.«
    Sogleich zog Codindo eine Lupe aus der Tasche, ergriff das linke Ohr des Kindes, rieb sich die Augen, setzte seine Brillen herüber und hinüber, betrachtete dieses Ohr genau, dann das rechte, und sprach: »die Regierung des jungen Prinzen wird glücklich sein, wenn sie lang ist.«
    »Ich verstehe,« nahm Ergebzed das Wort: »Mein Sohn wird herrliche Taten verrichten, wenn er Zeit dazu hat. Aber Sackerlot! das will ich ja eben wissen, ob er Zeit haben wird. Was liegt mir daran, wenn er tot ist, daß er der erste Fürst der Erde gewesen wäre, wenn er gelebt hätte? Ich berufe Sie, um das Leben meines Sohnes vorherzusehen, und Sie halten mir seine Leichenrede!«
    Codindo antwortete dem Fürsten, es tue ihm leid, nicht mehr zu wissen. Aber er bat Seine Hoheit zu bedenken, daß es wohl genug sei, für die kurze Zeit die er Wahrsager wäre. Und in der Tat, was war Codindo einen Augenblick vorher?
    Man erlaube mir über Mangoguls erste Jahre wegzuschlüpfen. Die Kindheit der Fürsten ist wie die Kindheit anderer Menschen; mit dem Unterschiede freilich, daß es ihnen gegeben ist, eine Menge witziger Sachen zu sagen, ehe sie reden können. Kaum war auch Ergebzeds Sohn vier Jahr alt, als eine ganze Sammlung derselben, den hundertvierundsiebzigsten Teil der Kinderbibliothek ausmachte. Ergebzed war ein verständiger Mann und wollte nicht, daß seines Sohnes Erziehung so vernachlässigt werden sollte, wie die seinige. Daher berief er sehr frühzeitig um ihn und besoldete ansehnlich an seinem Hofe, was Congo an großen Männern jeder Art besaß: Maler, Weltweise, Dichter, Tonkünstler, Baumeister, Tanzmeister, Mathematiker, Geschichtslehrer, Fechtmeister usw. Mangogul hatte sehr glückliche Anlagen, und der anhaltende Unterricht seiner Lehrer trug dazu bei, ihn alles wissen zu lassen, was ein junger Fürst in den ersten fünfzehn Jahren seines Lebens zu lernen gewohnt ist. In seinem zwanzigsten Jahre trank er, und aß, und schlief, so vollkommen, als irgendein Gewalthaber seines Alters.
    Ergebzed fühlte an der Last seiner Jahre die Last seiner Krone. Er war es müde, die Zügel des Reiches zu halten. Drohende Unruhen schreckten ihn, Mangoguls hervorragende Talente erweckten sein Vertrauen, fromme Gefühle drangen auf ihn ein, bei den Großen sichere Verboten ihres nahen Todes oder ihres Blödsinns, und darum stieg er vom Thron, um seinen Sohn darauf zu setzen: und dieser gute Fürst glaubte der Einsamkeit zu bedürfen, um die Verbrechen einer Verwaltung abzubüßen, deren die Jahrbücher Congos als der allergerechtesten Meldung tun. Also begann im Jahre der Welt 150000003200001, des Reiches Congo 390000070003, die Regierung Mangoguls in direkter Linie des 1234500sten seines Stammes. Häufige Sitzungen im Staatsrat, Kriege, die er bestand, und Betreibung der Geschäfte, lehrten ihn bald, was ihm noch zu wissen übrig blieb, da er aus den Händen seiner Schulmeister kam, und das war etwas.
    Unterdessen erlangte Mangogul in weniger als zehn Jahren den Ruf eines großen Mannes. Er gewann Schlachten, eroberte Städte, vergrößerte sein Reich, gab seinen Provinzen Frieden, hob die Unordnung der Staatseinkünfte, ließ Künste und Wissenschaften wieder aufblühen, errichtete Gebäude, machte sich unsterblich durch nützliche Anstalten, befestigte und verbesserte die Gesetze, errichtete sogar Akademien. Das alles tat er, und dennoch – seiner Universität blieb es ewig unbegreiflich! – und dennoch verstand er kein Wort Latein.
    Mangogul war nicht minder liebenswürdig in seinem Serail, als groß auf dem Thron. Es fiel ihm

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