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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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verschwindet in den roten Saal.
    Mit einem Beckenschlag Ottokars hat ein ganzes Potpourri von Stücken geendet. Die Läufer auf der Tanzfläche traben weiter; Stephan schaut auf seine Uhr, Andi liest mit ab: „Zwanzig vor zehn!“ Die Musikanten legen ihre Instrumente weg, um zu verschnaufen. Aus dem Halbdunkel tauchen Schreckensteiner und Rosenfelserinnen auf, umdrängen die Band. Sie soll weiterspielen. Strehlaus Einwand, sie würden ja doch nicht tanzen, beantwortet Elke. „Ohne Musik krieg ich hier Gänsehaut.“
    Und sie schüttelt sich.
    Die Kühle, die Zeit, Ritter und Mädchen, alles schleicht. Und weil nichts zu erwarten ist, was Stimmung machen könnte, fangen die ersten an, sich für die Nacht einzurichten.
    Neben dem Buffet hocken Bettina und Irene in ihren Schlafsäcken auf einer quergelegten Luftmatratze. Die zweite steht als Rücklehne an der Wand.
    „Wir bleiben hier!“ sagt Irene. „Drüben ist es uns zu unheimlich ohne Licht.“
    Mit besorgten Gesichtern kommen der Rex und Fräulein Doktor Horn.
    „Möchte jemand doch lieber im Dorfgasthaus übernachten?“ fragt die Leiterin.
    Manchen ist anzusehen, daß sie möchten. Sie sagen es aber nicht, wegen der andern, die’s auch nicht sagen, dabei nicht weniger möchten.
    „Wer in seiner Miefwurst noch friert, kann sich ja rüber vors Kaminfeuer legen“, meint Witzbold Klaus. Fräulein Doktor Horn schenkt ihm ein beruhigtes Lächeln, obwohl ihr die Bezeichnung Miefwurst für Schlafsack äußerst mißfällt . Der Rex hat sich weiter umgesehen und kommt aus dem grünen Saal zurück.
    „Wo ist denn Dampfwalze?“
    „Der motzt irgendwo rum“, erklärt ihm Fritz.
    „Das Tanzglück war ihm nicht hold“, fügt Mücke gespreizt hinzu. Da schmunzelt der Rex. Er weiß bei wem und wendet sich mangels Schulkapitän an dessen Vorgänger.
    „Wir ziehen uns jetzt zurück“, flüstert er Ottokar zu. „Am besten ihr geht in die Bibliothek und heizt ordentlich ein. Sollte irgendwas sein, weckt mich!“
    Ottokar nickt verständig. Für den Rex liegt auch was in der Luft.
    Die beiden Schulleiter trinken nebenan ein letztes Glas Glühwein. Strehlau klimpert weiter, nur von Oskar begleitet. Wie ein Geisterpaar schweben Mauersäge und Fräulein Doktor Horn tanzend herein und wieder hinaus.
    Nicht weniger unwirklich steht auf einmal die Rülpshexe da und krächzt: „Wir gehen jetzt schlafen! Und ihr dürft feiern. Die ganze Nacht. So laut ihr wollt!“
    „Na... ks... ist das ein... ks... Angebot?“ Auch Mauersäge wirkt nicht unbedingt wie ein zeitgenössisches Wesen. Er hebt die Hand. „Sodann... ks... angenehme Unruhe!“
    „Keine Müdigkeit. Sonst kommen sie!“ warnt die Rülpshexe, bevor sie mit ihm entschwebt. Kaum hat sich die Glühweinrunde verzogen — Sonja und Schießbude sitzen noch auf dem Sofa — , bemächtigen sich die Minis des offenen Kamins, in dem es bald brennt wie das Feuer unter dem Kessel eines alten Dampfschiffs bei der Fahrstufe Äußerste Kraft voraus.
    Pummel, Eugen, Ingrid sind herübergekommen, Ritter und Mädchen werkeln wie die Wühlmäuse.
    jeder möchte sich in der Bibliothek einrichten. Doch ohne Festsaal kommen sie nicht unter, so eng sie zusammenrücken. Ihre Stimmung ist merkwürdig gereizt.
    „Nicht drängeln!“ sagt Mücke. „Die Geister kommen zu jedem.“

    Niemand denkt mehr an Tanzen oder Essen. Wie Hunde sich verkriechen, sucht jeder im Schlafsack
    Schutz vor der schleichenden Kühle. Dabei ist es gar nicht kalt.
    „Ich hab nicht verstanden“, sagt Sophie plötzlich.
    „Ich hab nichts gesagt, antwortet Ottokar.
    „Komisch“, sagt sie. „Mir war so.“
    Beni , Esther, Andi, Martina und Dieter rollen sich zusammen, schließen die Augen, versuchen abzuschalten, die Umwelt auszuklammern — vergeblich.
    Die Unruhe kommt von innen. Und von außen.
    Zwar hat Ralph einen Sessel mit hoher Lehne vor das klappernde Fenster geschoben. Aber da sind noch andere Geräusche, Knarzen , Fauchen, Ächzen, Bersten, dumpfes Stoßen, und sie kommen nicht nur aus dem Kamin. Wer ins Feuer schaut, dem dreht sich alles, er denkt, das ganze Schloß brenne.
    Und hinten läuft’s ihm eiskalt den Rücken hinunter. Besonders, wenn er auf die Geräusche achtet. War das eben nicht wie fernes Gelächter mit Widerhall? Die Rülpshexe? Nein, es kam von der anderen Seite! Was zischt da? Bewegt sich die Tür? Oder der ganze Saal? Wieso schwebt der Mini vor dem Feuer? Da sticht mich doch was?
    „Macht Musik!“ bittet Beatrix.
    Stephan

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