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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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sage euch, wenn ich nur ein Fuder von diesem Wein hätte, was könnte ich damit für ein Geschäft machen! Sagen wir, pro Lögel einen Schilling … oder auch zwei …«
    »Mich dünkt, es gibt Dinge, die sind nicht zu verkaufen.«
    »Wie wahr, wie wahr«, seufzte der Handelsherr. »Tatsächlich ist die Flasche ein altes Erbstück meiner Familie, und sie war so gut versteckt, dass selbst die plündernden Bolgs sie nicht gefunden haben. Dafür soll der Trank uns jetzt guttun«, und er klopfte sich den feisten Bauch und nahm einen weiteren Schluck.
    »Marti«, sägte Kim mit leisem Lächeln, den verhassten Kosenamen des Händlers benutzend, »ich habe den Verdacht, du verbirgst uns etwas.«
    Marten Kreuchauff verschluckte sich und musste husten. »Aber wie kommst du … ähem … denn darauf?«, keuchte er, als sich der Anfall gelegt hatte.
    »Nun ja«, meinte Kim, »ich kann mir nicht vorstellen, dass du zu allen deinen Wählern gehst, um sie mit den Schätzen deines Weinkellers zu beglücken. Und so sehr ich dich schätze, auf deine Art«, er überhörte geflissentlich das ›Hrmmpf!‹ von Seiten Frau Metas, »so weiß ich doch, dass du selten etwas tust, ohne dass du einen Nutzen darin siehst. Also, was verschafft mir die Ehre deines Besuches? Sprich frei heraus!«
    Der Handelsherr war rot geworden. »Nun«, begann er umständlich, »du bist Mitglied des Rates von Elderland, und ich vielleicht bald auch, und da möchte man … wegen der alten Zeiten … und die gutnachbarlichen Beziehungen pflegen … und«, er wand sich, »da ist da noch die Sache mit dem Brief.«
    »Ein Brief?« Kim runzelte die Stirn. »Was für ein Brief?«
    »Nun ja, vor … ahm … nicht allzu langer Zeit, als ich geschäftlich in Eldermünde zu tun hatte – wegen der Verteilung von Nahrungsmitteln, weißt du; ich kümmere mich nämlich ein bisschen darum, dass alle zu essen haben –, da dachte ich, es sei vielleicht sinnvoll, auch dem Pater einen Besuch abzustatten. Immerhin ist er ja auch Mitglied des Rates, und er ist ein so netter, bescheidener Mann, klug und verständig …«
    »Er hat nicht so gut über ihn gesprochen, Herr Kimberon, als die beiden sich das erste Mal begegnet sind«, bemerkte Frau Meta, die dem Kaufherrn immer noch nicht ganz verziehen hatte.
    »Wie das?« Kim zog die Brauen hoch. »Ich wusste gar nicht, dass du den Pater schon von früher kennst, Marti.«
    Mart war das sichtlich peinlich. »Ach, das ist längst vergessen, dachte ich.«
    Doch die Gutsfrau war nicht mehr aufzuhalten. »Damals war Vader Odilon allerdings noch ein Schustermeister aus Eldermünde, und er ist Gevatter Kreuchauff in die Parade gefahren, als der beim Bier im ›Goldenen Pflug‹ über Euch herzog, Herr Kimberon, obwohl er Euch noch gar nicht kannte, und …«
    »Genug!«, sagte Kim streng; was ihm etwas schwerfiel, weil er innerlich grinsen musste, als er sah, wie der Kaufherr sich wand. »Lass den Gevatter fortfahren mit seinem Bericht.« Er zog an seiner Pfeife, die ihm fast ausgegangen war, und stieß den Rauch aus. »Was hat es mit diesem Besuch auf sich?«
    »Nun denn, als ich und der Pater … ich meine, als Vader Odilon und ich so beim Tee zusammensaßen, da kam dieser Bote. Und da habe ich ihm halt erzählt, wie gut wir beide uns kennen, und mich entboten, ihm den Weg nach Aldswick abzunehmen.«
    Kim verstand immer noch nicht so recht. »Was für ein Bote?«
    »Ein Bote des Kaisers. Er hatte einen Brief für den Pater und einen weiteren für Juncker Rederich und einen dritten für den Kustos des Ffolksmuseums«, erklärte der Kaufherr.
    »Und wo ist jetzt dieser Brief?«
    »Oh, ich habe ihn bei mir.« Umständlich nestelte Kreuchauff an seinem Rock und brachte aus diversen Taschen weitere Gegenstände zum Vorschein: ein Schnupftuch mit eingesticktem Monogramm, eine goldene Taschenuhr, eine Geldbörse aus Hirschleder, ein Bündel Quittungen, die mit einer Silberklammer zusammengehalten wurden, und ein fleckiges Stück Pergament.
    Kim traute seinen Augen nicht. »Das soll der Brief des Kaisers sein?«
    »Seht doch!«, staunte Frau Meta. »Er trägt das Kaiserliche Siegel.« Dem triumphierenden Klang in ihrer Stimme war die Freude darüber anzumerken, was sie morgen auf dem Markt wieder alles zu erzählen haben würde.
    Kim drehte den Brief unschlüssig in der Hand. Auf der Rückseite war in einer feinen, geradezu kalligrafischen Handschrift zu lesen: Ad Kimberonum Vitum B. A. Custodem.
    Kim schossen die Tränen in die Augen. Er

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