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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gestohlenen Pferden und banden sie fest. Die Piraten brachen auf.
    Als sie endlich anhielten, wäre Teleri am liebsten ebenso bewußtlos gewesen wie Dierna.
    Die Piraten hatten ihre Boote in einer geschützten Bucht an Land gezogen und dort ein Lager aufgeschlagen. Unter Fellen und in einfachen Zelten sammelten sie die Beute; andere, weniger empfindliche Dinge verstauten sie in der Nähe des Feuers. Die Gefangenen wurden achtlos neben Säcke mit Getreide auf den Boden gelegt und offenbar vergessen. Die Männer warfen Holz in das Feuer und verteilten die eßbaren Dinge, die sie erbeutet hatten. Vor allem tranken sie Wein.
    »Wenn wir Glück haben, vergessen sie uns«, murmelte Lewal. »Bis morgen früh werden sie uns bestimmt in Ruhe lassen, denn sie müssen zuerst ihren Rausch ausschlafen.« Er richtete sich auf und legte Dierna besorgt die Hand auf die Stirn. Sie hatte leise gestöhnt, als die Männer sie vom Pferd hoben, aber nicht die Augen aufgeschlagen. Lewal hatte jedoch den Eindruck, daß ihr Bewußtsein langsam zurückkehrte.
    Es wurde dunkel. Die Piraten saßen um das Feuer. Neben den blonden Köpfen der Sachsen und Friesen sah Teleri auch Männer mit schwarzen und braunen Haaren. Es waren offenbar desertierte Legionäre oder geflohene Sklaven, die sich den Piraten angeschlossen hatten. Bei ihnen zählten nur Brutalität und Kraft. Wer ein Ruder oder ein Schwert halten konnte, war willkommen.
    Der Geruch von gebratenem Fleisch und säuerlichem Wein verursachte Teleri Übelkeit. Sie drehte den Kopf nach der anderen Seite und schloß die Augen.
    Offensichtlich war sie vor Erschöpfung eingeschlafen, denn das Geräusch von Schritten weckte sie plötzlich auf. Sie drehte sich erschrocken um, aber ein Tritt in die Rippen ließ sie aufschreien. Der Pirat, der sie getreten hatte, lachte. Abgesehen von einer dicken Goldkette um den Hals unterschied er sich nicht von den anderen. Er packte Teleri an den Schultern und zog sie hoch. Als sie sich wehrte, preßte er sie mit einem Arm gegen seinen Oberkörper und machte sie so bewegungsunfähig. Mit der anderen Hand fuhr er ihr über die Haare, lachte noch einmal und drückte dann seine Lippen auf ihren Mund.
    Die Männer am Feuer sahen es, grölten und machten anzügliche Bemerkungen. Teleri rang nach Luft. Sie konnte nicht glauben, was er mit ihr vorhatte. Aber ohne auf ihren Widerstand zu achten, griff er mit seiner derben Hand nach ihren Brüsten.
    »Bitte ... « stieß sie verzweifelt hervor.
    Teleri konnte sich nicht wehren. Sie wandte den Kopf ab und rief mit erstickter Stimme: »Wenn er mir etwas antut, bekommt ihr kein Lösegeld. Helft mir doch ... «
    Einige der Männer schienen ihr Latein zu verstehen. Zwei oder drei erhoben sich und kamen auf sie zu. Der Mann, der sie festhielt, richtete sich drohend auf und griff nach seinem Schwert. Er knurrte den anderen etwas zu, so daß sie stehenblieben und etwas verlegen lachten. Teleri wußte, ihr Schicksal war damit besiegelt.
    Sie wand sich und schrie, als er sie hochhob, aber der Mann ließ sich nicht beirren. Er schleppte sie zu einem Stapel Felle auf der anderen Seite des Feuers.
    Dierna irrte lange durch eine Welt aus Nebel und Schatten. Sie wußte nicht, ob es die Sümpfe von Avalon waren - über der Grenze zu der Welt der Menschen hingen stets dichte Nebel. Bei diesem Gedanken hellte sich die Umgebung etwas auf. Sie stand an einer der vielen kleinen Buchten, wo sich Weiden über das hohe Schilf neigten. Federn lagen auf der schlammigen Erde. Sie nickte. Das Nest der Ente mußte ganz in der Nähe sein. Sie war barfuß, und ihr Rocksaum klebte naß an den Beinen. Aber als sie auf die kleinen braunen Füße starrte, fiel ihr etwas ein. Sie sah sich unruhig um.
    »D’rna ... warte auf mich!« hörte sie in ihrem Rücken jemanden rufen.
    Dierna drehte sich ärgerlich um. Sie hatte ihrer kleinen Schwester ausdrücklich verboten, ihr zu folgen, wenn sie Vogeleier suchte. Die Kleine hatte wieder einmal nicht auf sie gehört.
    »Becca! Ich komme ... bleib, wo du bist!«
    Die elfjährige Dierna kannte die Sümpfe gut. Sie hatte keine Mühe, sich mühelos und sicher durch das gefährliche Gebiet zu bewegen. Sie wollte Eier für eine der Priesterinnen suchen, die krank war. Die sehr viel jüngere Becca konnte jedoch nicht wie sie von einem Grasbüschel zum nächsten springen. Aber seit ihre Mutter vor einem Jahr gestorben war, wich die kleine Becca nicht mehr von Diernas Seite.
    Dierna watete durch das dunkelbraune Wasser

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