Die Hoehle der Traenen
herbeizuwinken, sah jedoch, dass sie gerade einer Gruppe Bediensteter aus Turvite entgegentrat, die Saker festnehmen wollten. Saker leistete keinen Widerstand, doch Martine erhob eine Hand.
»Wartet«, sagte sie. Sie nahm Saker und führte ihn auf die Klippe zu. Wollte sie ihm die Gelegenheit geben, sich hinunterzustürzen? Das hätte ihr nicht ähnlich gesehen.
Die Menge fing an, Saker laut zu verfluchen und zu bedrohen.
Arvid ging auf sie beide zu. Er wirkte beunruhigt. Ash stimmte ihm zu. Saker musste verhaftet werden. Natürlich. Es war irgendwie eine Verschwendung, aber … Plötzlich meldete sich der Fluss bei ihm, sprach ihn so vorwurfsvoll an wie noch nie zuvor.
Wir halten nichts von Verschwendung , sagte sie.
Der Boden um Sakers Füße begann sich heftig zu bewegen, genau wie der Boden um den Altar herum sich bewegt hatte.
»Martine!«, rief Ash und rannte auf sie zu. Sie sprang zurück und machte ein paar Schritte den Hang hinab, doch Saker blieb reglos stehen und starrte verständnislos auf die Erde unter sich. Er wirkte so müde, dass es ein Wunder war, dass er sich überhaupt noch auf den Beinen hielt.
Dann brachen die Höhlenwesen aus der Erde hervor und umzingelten ihn.
Die Menge verstummte. Einige liefen davon, andere beteten. Zu Ashs Verwunderung trat Ranny vor. Sie stellte sich neben Ash und Martine. Safred schloss sich ihnen ebenfalls an, machte jedoch einen hilflosen Eindruck.
»Ich kann sie nicht aufhalten«, sagte sie entschuldigend zu Saker.
Er wird zum Heilen mitgenommen werden , sagte der Fluss zu Ash. Und zur Strafe.
Dann riss der Erdboden um Saker auf, und er und die Höhlenwesen verschwanden, genau wie der Altar verschwunden war, so wie Cael verschwunden war, nur gepflügte Erde hinterlassend.
Ash räusperte sich und wandte sich der Menschenmenge zu.
»Er ist zur Bestrafung mitgenommen worden«, sagte er. Nach kurzem Schweigen brach die Menge in Jubelrufe aus. Ash wurde übel, doch natürlich war dies töricht. Schließlich hatten diese Menschen wegen Saker alles verloren. Natürlich wollten sie, dass er bestraft wurde. Aber als er sich an die unmenschliche Macht erinnerte, welche die Höhle der Tränen zerstört hatte und an die kalten, wunderschönen Augen der Wassergeister, lief ihm ein Schauer über den Rücken.
Sorn trat vor und hob die Hand, woraufhin die Menge neugierig wurde und verstummte.
»Vor Zeugen in dieser vergangenen Nacht hat der Geist von Acton verkündet, dass er die Absicht gehabt hatte, dieses Land von Räten und nicht von Kriegsherren regieren zu lassen.« Sie wartete, bis sich die Aufregung in der Menge gelegt hatte, und fuhr dann fort, den Blick auf Thegan geheftet. »Als Lady der Central Domain habe ich die Absicht, seinen Wünschen zu entsprechen. Der Rat der Kriegsherren
ist hier bereits zusammengekommen. Ich schlage vor, dass es ein ständiger Rat wird, sodass die Elf Domänen wahrhaftig vereint werden können, und dass jede Domäne ein Beratergremium einrichtet, wie es in der Last Domain bereits existiert, ähnlich den Räten in den freien Städten. Was sagt ihr dazu?«
Die Menge brachte lautstark ihre Zustimmung zum Ausdruck, woraufhin Sorn sich lächelnd den Kriegsherren zuwandte. Thegan trat vor, um Einwände zu erheben. Doch Merroc brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Ihr habt keine Stimme in diesem Rat, Thegan. Euer Neffe ist Lord der Cliff Domain. Sorn ist die Lady der Central Domain. Ihr habt nichts, und Ihr werdet nicht gehört werden.«
Ranny räusperte sich. »Es ist mehr als das, Lord Merroc. Der Offizier Thegan steht unter Anklage wegen Mordes an Horst, dem Bogenschützen, und Zel, der Wandrerin. Wir alle sind Zeugen.«
Thegan lächelte sie verächtlich an. »Horst gehörte zu mir. Sein Tod geht euch nichts an.«
Er wird damit durchkommen, dachte Ash. Wieder einmal. Wie es immer gewesen ist, seit die Kriegsherren das Land übernommen haben. Aber dies hier war nicht mehr die gleiche Gruppe Menschen, die am Tag zuvor die Landspitze erklommen hatte.
»Für den Mord an Zel werdet Ihr hängen«, sagte Ranny. »ich habe versprochen, dass Euch gegenüber Recht gesprochen werden wird, und dieses Versprechen werde ich halten.«
Garham blickte auf die Bediensteten der Stadt und deutete auf Thegan. »Nehmt den Offizier fest und bringt ihn in die Zellen neben der Versammlungshalle.«
Sie umstellten Thegan, und Boc streckte die Hand aus, um Thegans Schwert entgegenzunehmen. Widerwillig händigte dieser es ihm aus.
Ash
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