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Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen

Titel: Die Katzen von Ulthar: Und andere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Musik abbrach und die Nebel stiegen, schauten wir nicht das Land Cathuria, sondern eine reißende, unwiderstehliche See, über die unsere hilflose Barke zu einem unbekannten Ziel getragen wurde. Bald drang an unsere Ohren der ferne Donner stürzender Wasser, und vor unseren Augen tauchte voraus am fernen Horizont die Gischt eines monströsen Kataraktes auf, in dem die Ozeane der Welt ins bodenlose Nichts taumeln. Da sprach der bärtige Mann mit Tränen auf den Wangen zu mir: »Wir haben das schöne Land Sona-Nyl verschmäht, das wir nie mehr schauen werden. Die Götter sind mächtiger als die Menschen, und sie haben gesiegt.« Und ich verschloß die Augen vor dem Krachen, von dem ich wußte, es würde kommen, und verbannte den Anblick des himmlischen Vogels, der seine spöttisch-blauen Schwingen über dem Rand des Sturzbachs schlug.

    Aus jenem Krachen erwuchs Dunkelheit, und ich hörte das Kreischen von Menschen und von Wesen, die keine Menschen waren. Aus Osten tosten stürmische Winde heran, die mich vor Kälte erstarren ließen, als ich mich auf der klammen Steinplatte zusammenkauerte, die unter meinen Füßen entstanden war. Beim zweiten Krachen schlug ich die Augen auf und fand mich auf der Plattform jenes Leuchtturms wieder, von dem ich vor so vielen Äonen abgesegelt war. Unten in der Dunkelheit zeichneten sich die gewaltigen, verschwommenen Umrisse eines Schiffes ab, das an den grausamen Felsen zerschellte; und als ich über die Verheerung hinblickte, sah ich, daß das Licht zum erstenmal erloschen war, seit mein Großvater seine Wartung übernommen hatte.

    Und in den späteren Nachtwachen, als ich das Turminnere aufsuchte, entdeckte ich einen Kalender an der Wand, der noch dasselbe Datum zeigte wie zu der Stunde, da ich davonsegelte. Mit der Dämmerung stieg ich den Turm hinab und suchte auf den Felsen nach Schiffstrümmem, doch ich fand nur dies: einen seltsamen toten Vogel, dessen Farbe die des azurnen Himmels war, und eine einzige, zerbrochene Spiere von einem Weiß, das das der Wellenkämme oder das des Bergschnees übertraf.

    Und danach erzählte mir der Ozean seine Geheimnisse nicht mehr; und obwohl der Mond seitdem viele Male voll und hoch vom Himmel schien, kehrte das Weiße Schiff aus dem Süden nie wieder.

    Celephais

    Im Traum sah Kuranes die Stadt im Tal und die Meeresküste dahinter und den schneeigen Gipfel, der die See überschaut, und die buntbemalten Galeeren, die aus dem Hafen nach entfernten Gefilden segeln, wo sich die See dem Himmel vermählt. Im Traum auch war es, daß er seinen Namen Kuranes erlangte, denn im wachen Leben trug er einen anderen. Vielleicht war es ganz natürlich für ihn, daß er sich einen neuen Namen erträumte; denn er war der letzte Sproß seiner Familie und allein unter den gleichgültigen Millionen Londons; und also gab es nur wenige, die mit ihm sprachen und ihn an seine Herkunft erinnerten. Sein Geld und seine Ländereien hatte er verloren, und um die Leute aus der Nachbarschaft scherte er sich nicht, sondern zog es vor, zu träumen und über seine Träume zu schreiben. Die Leute, denen er seine Arbeiten zeigte, lachten darüber, so daß er nach einer Weile nur noch für sich selbst schrieb und schließlich ganz damit aufhörte. Je mehr er sich von seiner Umwelt zurückzog, desto wundervoller wurden seine Träume; und es wäre völlig nutzlos gewesen, sie zu Papier bringen zu wollen. Kuranes war nicht modern, und er dachte auch nicht wie andere Menschen, die schrieben. Während sie sich bemühten, das Leben von seinen bestickten Roben des Mythos zu entkleiden und in nackter Häßlichkeit jenes widerwärtige Ding mit Namen Realität zu zeigen, suchte Kuranes ausschließlich nach Schönheit. Wo Wahrheit und Erfahrung sie nicht zu enthüllen vermochten, suchte er sie in der Phantasie und Illusion und fand sie vor seiner eigenen Türschwelle zwischen den verschwommenen Erinnerungen an die Geschichten und Träume seiner Kindheit.

    Nur wenig Leute wissen um die Wunder, die sich ihnen in den Geschichten und Träumen ihrer Jugend offenbaren; denn wenn wir als Kinder lauschen und träumen, denken wir halbbewußte Gedanken, und wenn wir uns als Männer zu erinnern versuchen, macht uns das Gift des Lebens stumpf und prosaisch. Doch einige von uns erwachen des Nachts mit sonderbaren Phantasmen von verwunschenen Hügeln und Gärten, in der Sonne singenden Fontänen, goldenen Klippen, die über murmelnden Meeren hängen. Ebenen, die sich hinuntererstrecken zu Städten

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