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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorbeigekommen waren, waren ausnahmslos verseucht gewesen, und ihre Vorräte waren bereits bedenklich geschrumpft. Und nicht nur, was das Wasser anging. Überhaupt war ihre Lage alles andere als rosig, ganz vorsichtig ausgedrückt. Die Lebensmittel, die sie aus der Bunkerfestung mitgenommen hatten, waren schon vor drei Tagen zur Neige gegangen, und in den Tanks der drei Harleys schwappte nur noch ein kümmerlicher Rest Benzin. Wenn sie die Rebellen nicht im Laufe dieses oder spätestens des nächsten Tages fanden, dann würden sie die Welt zu Fuß befreien müssen . . .
    Falls sich die Welt nicht vorher von ihnen befreite, dachte sie, wofür eine Menge mehr sprach als für die andere Möglichkeit. Es war ein kleines Wunder, daß sie überhaupt noch lebten. Ohne Skudders fast schon unheimliche Instinkte, ohne Nets hervorragende Ortskenntnis, ohne Barts Kraft und vor allem ohne ein schon fast aberwitziges Glück wären sie niemals so weit gekommen. Es war eine Woche her, daß sie das Shark-Lager verlassen hatten, und sie waren allein in den beiden ersten Tagen fast ein dutzendmal angegriffen worden; acht- oder neunmal von Reitern, die Daniel gleich zu Hunderten losgeschickt zu haben schien, und zweimal von kleinen, scheibenförmigen Fluggeräten, die aus dem Himmel stürzten und auf alles schössen, was sich bewegte. Skudder hatte ihr erklärt, daß diese winzigen fliegenden Killer vielleicht das einzige waren, was die überlebenden Menschen noch mehr fürchteten als die Reiter. Und nachdem Charity das erste Mal ihre ungeheuerliche Feuerkraft gesehen hatte, glaubte sie ihm. Skudder sah ihr eine Weile schweigend beim Essen zu und schien darauf zu warten, daß sie etwas sagte. Als Charity nur genüßlich weiterkaute, brach er schließlich von sich aus das Schweigen. »Du hast es gesehen, nicht wahr?« Charity antwortete nicht. Eigentlich war Skudders Frage ziemlich blödsinnig. Aber Charity sprach die scharfe Antwort, die ihr auf der Zunge lag, nicht aus; schon, weil sie einfach keine Lust mehr hatte, Net und den beiden anderen eine weitere Runde in ihrem und Skudders kleinen Machtkampf vorzuspielen. Und sie hatte sich Skudders Zynismus redlich verdient — verdammt, was mußte noch passieren, bis ihr Stolz ihr gestattete, endlich zuzugeben, daß sich Skudder in dieser Welt besser auskannte als sie? Trotzdem: Der Gedanke, daß er bei ihrem kleinen Katz-und-Maus-Spiel schon wieder einen Punkt gutgemacht hatte, ärgerte sie noch mehr. Doch diesmal zog sie es vor, zu schweigen. Sie war gereizt, aber das war auch nur zu verständlich. Sie war nur ein Mensch. Manchmal fragte sie sich allen Ernstes, ob er einer war. »Wir sollten von hier verschwinden«, sagte sie. »Ich fühle mich nicht wohl, in der Nähe dieses ... Dinges.« »Warum?« fragte Gurk. »Er tut dir nichts, solange du ihm nicht zu nahe kommst. Außerdem sind wir hier sicher. Die Ameisen suchen uns überall, aber bestimmt nicht in der Nähe eines Shaitaan.« Charity blickte den Zwerg einen Moment lang feindselig an. Er irritierte sie noch immer, trotz all der Zeit, die sie jetzt zusammen waren, und es war ganz und gar nicht nur sein absurdes Aussehen, obwohl dies allein schon lächerlich genug war: El Gurk — Abn El Gurk Ben Amar Ibn Lot Fuddel Der Vierte, Informationen und Schwarzmarktwaren aller Art, Mietkiller und Drogen gegen Aufpreis, wie sein korrekter Name lautete — war knapp anderthalb Meter groß, dabei aber so unproportioniert, als hätte jemand drei völlig verschiedene Körper genommen und versucht, einen vierten daraus zusammenzubasteln. Gurks Arme und Beine waren dürr und knochig, dafür hätte sein Kopf einem Riesen gehören können. Seine Augen waren groß und ganz eindeutig nicht menschlich: Es gab kein Weiß darin, sondern nur verschiedene Schwarztöne. Charity hatte ihn nie gefragt — warum eigentlich nicht? —, aber sie war sehr sicher, daß Abn El Gurk Ben Amar Ibn Lot Fuddel Der Vierte nicht auf der Erde geboren war. Und trotzdem war es nicht sein Aussehen, das Charity auch jetzt noch manchmal schaudern ließ, wenn sie ihn ansah. Auf die eine oder andere Weise bot keiner von ihnen einen normalen Anblick. Skudder, ein reinrassiger Hopi-Indianer, sah in seiner schwarzen Lederkleidung und mit dem dunklen, streng aus der Stirn gekämmten Haar stets irgendwie hilflos aus, wie ein Tier, das in eine Haut geschlüpft war, die ihm nicht paßte. Vor acht Tagen noch war er Herrscher über eine kleine Armee und treuester Handlanger

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