Die Königin der Weißen Rose
Angst vor Kriegen aufwachsen.»
Ich nicke.
«Seid Ihr König Henry treu?», fragt er mich. «Folgt Ihr Eurer Familie als treue Lancastrianerin?»
Unsere Vergangenheit ist nicht zu leugnen. Ich weiß, dass es in Calais zwischen diesem König, der damals erst ein junger Sprössling aus dem Haus York war, und meinem Vater, zu jener Zeit einer der mächtigen lancastrianischen Lords, zu einem hitzigen Streit kam. Meine Mutter war die erste Hofdame von Margarete von Anjou; sie wird dem jungen, gutaussehenden Sohn des Hauses York ein Dutzend Mal begegnet sein und ihn von oben herab behandelt haben.Doch wer hätte damals ahnen können, dass die Welt auf den Kopf gestellt werden würde und dass die Tochter von Baron Rivers just diesen Jungen darum bitten müsste, ihr das eigene Land zurückzugeben? «Meine Mutter und mein Vater hatten herausragende Stellungen am Hofe von König Henry, aber meine Familie und ich haben uns jetzt Eurer Regentschaft unterworfen», antworte ich schnell.
Er lächelt. «Vernünftig von Euch allen, da ich gesiegt habe», findet er. «Ich nehme Eure Anerkennung an.»
Ich kann ein leises Lachen nicht unterdrücken, und sofort wird sein Gesicht weich. «Ich flehe zu Gott, dass es bald vorbei ist», sagt er. «Henry hat nur noch eine Handvoll Schlösser im gesetzlosen Norden. Wie jeder Vogelfreie kann er einen Haufen Banditen um sich scharen, aber er kann keine anständige Armee aufstellen. Und seine Königin kann nicht so weitermachen und die Feinde des Landes hier versammeln, um sie gegen ihr eigenes Volk antreten zu lassen. Wer für mich kämpft, wird belohnt werden, doch selbst die, die gegen mich gekämpft haben, werden sehen, dass ich ein gerechter Sieger bin. Ich setze meine Gesetze durch, auch im Norden Englands, selbst in ihren Festen, bis hinauf zur schottischen Grenze.»
«Zieht Ihr jetzt in den Norden?», frage ich und nippe an meinem Ale. Es ist das beste Ale meiner Mutter, aber es hat einen leichten Beigeschmack. Vermutlich hat sie ein paar Tropfen Tinktur hinzugefügt, einen Liebestrank, der Begierde wecken soll. Aber ich brauche nichts. Ich bin schon jetzt atemlos.
«Wir brauchen Frieden», meint er. «Frieden mit Frankreich, Frieden mit den Schotten und Frieden zwischen Brüdern und Cousins. Henry muss kapitulieren; seine Frau muss aufhören, französische Truppen ins Land zu holen, um gegen Engländer zu kämpfen. Wir sollten nichtmehr uneinig sein, York gegen Lancaster: Wir sollten alle Engländer sein. Nichts schwächt ein Land mehr, als wenn seine Bewohner gegeneinander kämpfen. Es zerstört Familien, es tötet uns jeden Tag. Dies muss ein Ende haben, und ich werde es beenden. Ich werde es dieses Jahr beenden.»
In mir steigt die Angst auf, die den Menschen in diesem Land nun schon seit einem Jahrzehnt allzu vertraut ist. «Muss es denn noch eine Schlacht geben?»
Er lächelt. «Ich werde versuchen, dafür zu sorgen, dass sie nicht vor Eurer Tür stattfindet, Mylady. Aber es muss sein, und zwar bald. Ich habe dem Duke of Somerset verziehen und ihm freundschaftlich die Hand gereicht, und jetzt ist er wieder zu Henry gelaufen, ein lancastrianischer Überläufer, treulos wie alle Beauforts. Das Haus Percy bringt den Norden gegen mich auf. Sie hassen die Nevilles, und die Nevilles sind meine stärksten Verbündeten. Es ist wie ein Tanz: Die Tänzer sind alle auf ihren Positionen, sie kennen ihre Schritte. Es wird zur Schlacht kommen, es ist unumgänglich.»
«Wird die Armee der Königin hier vorbeiziehen?» Auch wenn meine Mutter sie einst liebte und ihre erste Hofdame war, muss ich doch sagen, dass ihre Armee Angst und Schrecken verbreitet: Söldner, denen nichts an diesem Land liegt, Franzosen, die uns hassen, und Wilde aus dem Norden Englands, für die unsere fruchtbaren Äcker und wohlhabenden Städte nur zum Plündern gut sind. Das letzte Mal, als die Königin Schotten rekrutierte, durften sie alles, was sie stahlen, als Lohn behalten. Sie hätte genauso gut Wölfe anheuern können.
«Ich halte sie auf», sagt er einfach. «Ich trete ihnen im Norden von England entgegen, und ich werde sie besiegen.»
«Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein?», rufe ich aus.
Er schenkt mir ein Lächeln, und ich schnappe nach Luft. «Weil ich noch nie eine Schlacht verloren habe», sagt er schlicht. «Nie. Ich bin flink auf dem Schlachtfeld und geschickt, ich bin mutig, und das Glück ist mir hold. Meine Armee bewegt sich schneller als jede andere; ich lasse sie rasch marschieren, und
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