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Die letzte Flut

Die letzte Flut

Titel: Die letzte Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Findley
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an.
    Da.
    Nun gut. Wenn er dorthin gegangen war – würde er dort bleiben. Bärtig; alt und rubinäugig. Mit goldener Haut und schwarzen Roben würde er nach zerkrümeltem Weihrauch riechen. Nach Glocken und Gebeten klingen. Seine Freunde im Stich lassen – sie verderben lassen – allein…
    Noah setzte sich und wickelte sich in seine Roben.
    Er wartete eine halbe Stunde.
    Dann stand er auf.
    Er ging zur Ikone, die ihm am nächsten war – einer Ikone, die Jahwe zornig und mit weit geöffneten Augen darstellte. Noah trug ihn zum Altar, schob das silberfarbene Kätzchen beiseite und legte die Ikone an seine Stelle.
    Dann zog er noch mehr Weihrauch heraus, zündete ihn an, streute chinesisches Pulver auf die Ikone, zündete es ebenfalls an und begann die Glocke zu läuten.
    Dann ging er hinaus, um seinen Leuten mitzuteilen, was Jahwe gesagt hatte.
     
     
    Alle waren auf Deck in der Sonne versammelt.
    Noah stand da, einen Raben auf dem Arm, und er erzählte ihnen vom Bund zwischen Noah und Jahwe: vom Versprechen, dass es nie mehr eine Sintflut geben würde; vom Dekret, dass alle die Arche verlassen und sich auf Erden mehren sollten; und dass alles, was lebte und atmete und sich bewegte, in ihre Hände gegeben wurde – für immer. Und er wies auf das Symbol des Bundes und sagte zum Raben: »Geh, sei frei! Komm zurück, wenn du gefunden hast, was wir suchen!«
    Und jeder schaute und jeder lauschte und manche hatten Zweifel und manche glaubten.
    Und Japeth hämmerte an seine Tür.
    Noah befreite ihn.
     
     
    Emma sagte: »Ich fand den Regenbogen wunderschön, du nicht?«
    Luci sagte: »Ja. Er war schön wie ein Papierwal.«
    Der Rabe kam nicht zurück.
    Sie warteten.
    Eine ganze Woche.
    Er kam nicht.
    Noah schickte eine Taube hinaus.
    Und sie warteten.
    Es war Emmas Taube.
    Wieder warteten sie eine ganze Woche.
    Und sie kam nicht zurück.
    Also schickte Noah eine weitere Taube hinaus. Und noch eine. Und noch eine.
    Und keine kam zurück.
    Eine Woche – zwei Wochen – drei Wochen.
    Schließlich schickte er eine eigene Taube hinaus – sie war besser dressiert als die anderen.
    Und diese Taube kam zurück. Mit einem Ölzweig im Schnabel.
    Und Noah sagte: »Seht ihr?«
    »Ja«, sagte Luci. »Wir sehen.«
    Mrs Noyes holte Mottyl aufs Deck der Arche und eines Nachts saßen sie zusammen im Mondlicht. Ganz still lag die alte Katze auf dem Schoß der alten Frau. Siebenhunderteinundzwanzig Jahre zusammen.
    Mrs Noyes musste an Noahs Regenbogen denken, der aus Papier war – an seinen Bund mit Gott und an den Ölzweig, der früher einmal der Ölzweig war, auf dem die Taube in ihrem Käfig saß, durch den Emma sie fütterte. Und sie dachte: Es wird nie aufhören. Die Fahrt wird nie, nie zu Ende sein. Und wenn doch…
    Sie legte die Hand auf Mottyls Kopf. Hier war die Katze, deren Augenlicht Doktor Noyes zerstört hatte, und dort unter ihnen war die Welt, die von Noah (mit Hilfe seines erlauchten Freundes) zerstört worden war, und alles, was von dieser Welt übrig blieb, war nicht mehr als das, was diese alte blinde Katze und sie selber gesehen hatten – als sie vor langer Zeit im Schaukelstuhl auf ihrer Veranda über dem Tal saßen. Und jetzt wollte Noah wieder eine Welt und wieder Katzen, die er blenden konnte. Nein – verdammt, nein, dachte sie.
    »Nein!«, sagte sie.
    Mottyl hörte es – und regte sich.
    Mrs Noyes sagte: »Ich wollte dich nicht wecken. Tut mir Leid. Leid – aber auch nicht Leid. Halte mit mir Wache, Motty – du blind und ich sehend, hier im Mondlicht. Wir sind hier, Liebes. Trotz allem – wir sind hier. Und – verdammt noch mal – ich nehme an, hier werden wir bleiben.«
    Mrs Noyes suchte den Himmel ab.
    Keine einzige Wolke.
    Sie betete. Doch nicht zum abwesenden Gott. Nie, nie wieder würde sie zu einem Gott beten, der abwesend war. Zu den abwesenden Wolken betete sie. Und zum leeren Himmel.
    Sie betete um Regen.

D ANKSAGUNG
     
     
     
    Neben vielen anderen Menschen danke ich besonders David Staines, dessen Sachkenntnis und Hilfe mir beim Schreiben dieses Buches unentbehrlich waren; auch Phyllis Webb, deren Gedicht Leaning den ersten Anstoß für dieses Buch gab und die, ebenso wie E. D. Blodgett, meinen Geschichten über Katzen und Einhörner sehr geduldig zugehört hat. Mein Dank gilt auch Keith und Catherine Griffin, die mir ihre Scheune als Arche und ihre Tiere als deren Bewohner zur Verfügung stellten. Wie immer bin ich auch Stanley und Nancy Colbert zu großem Dank verpflichtet, und ganz

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