Die Mauern von Logghard
die Schwarze Hand über uns bringen wird und welche Ungeheuer in der Bucht ohne Wiederkehr darauf lauern, sich gegen die Seewälle zu werfen. Aber einige der Gefahren kennen wir bereits. Da sind die Drachen und die Blitzbäume, die den Ostwall berennen. Gegen sie sind wir einigermaßen gewappnet. Aber unsere Kundschafter haben gemeldet, dass sich von See eine riesige Nebelbank nähert, die eine eisige Kälte mit sich bringt. Boote, die in diese Nebelbank einfahren, verschwinden auf Nimmerwiedersehen. Diese Bedrohung können wir noch nicht abschätzen, wie so manche andere auch nicht. Und es ist zu befürchten, dass die Dämonen all ihre Schrecken gleichzeitig gegen Logghard loslassen. Ich fürchte, dass wir dem nicht gewachsen sein werden.«
»Wenn Logghard fällt, dann sind die Großen dafür verantwortlich«, behauptete Sadagar und ballte die Hände. »Sie stellen ihre eigenen Interessen über das Wohl der Lichtwelt.«
»Es scheint so«, sagte Vangard. »Aber erzählt, was ihr auf dem Weg vom Koloss von Tillorn nach hier erlebt habt.«
»Beim Kleinen Nadomir, das ist allerhand!« rief Sadagar aus und begann zu erzählen. Er war mit seinem Erlebnisbericht noch nicht lange fertig, als Gamhed zurückkam.
Der Silberne war sehr ernst. »Euer Freund Mythor ist nicht mehr«, sagte er.
»Nein!« rief Luxon erschüttert. »Ich kann es nicht glauben. Aber sollte es stimmen, dann werden die Großen für diese Schandtat büßen müssen, das schwöre ich!«
»Du tust den Großen unrecht«, sagte Gamhed. »Es war ein Drachenreiter, der mit dem Schwarm aus Erham kam, der Mythor auf dem Gewissen hat. Er lähmte euren Freund mit einem Dämonenstein und tötete ihn, bevor er mit dem Drachen wieder floh.«
»Oburus!« riefen Sadagar und Luxon wie aus einem Mund. Sie sahen einander an und nickten. Sadagar sagte:
»Es kann sich nur um den letzten Todesreiter Drudins handeln, der mit den Drachen aus Erham kam. Aber ich kann es trotzdem nicht glauben, dass Mythor sich von Oburus überwältigen ließ. Ich glaube den Großen nicht. Sie haben dich belogen!«
»Das dachte ich auch«, sagte Gamhed. »Aber es gibt einen unparteiischen Zeugen für dessen Vorfall. Die Frau Nayna. Sie bestätigte, dass Mythor in voller Lichtbotenausrüstung von einem schwarzen Drachenreiter gelähmt wurde. Was weiter geschah, hat sie nicht mehr beobachtet, weil sie floh, um Hilfe zu holen.«
»Wo ist Mythors Leichnam?« fragte Luxon herausfordernd. »Und was ist aus seiner Ausrüstung geworden?«
»Die Großen haben sie Albion übergeben, er ist jetzt der Sohn des Kometen«, sagte Gamhed.
»Was für eine glückliche Fügung!« rief Sadagar zornig aus. Der Schmerz über den Verlust des Freundes war bei ihm noch nicht in die Tiefe gegangen, er begann erst allmählich zu wirken. »Das ist den Großen aber sehr gelegen gekommen. Merkt ihr nicht, wie das zum Himmel der Lichtwelt stinkt?«
»Ich fühle mit euch«, sagte Vangard. »Aber wir müssen uns mit den Tatsachen abfinden. Seht es so, dass das Schicksal darüber entschieden hat, wer der Sohn des Kometen ist. Bei allem Schmerz, den Mythors Tod auch mir verursacht, aber hier geht es um mehr. Um Logghard und den Fortbestand der Lichtwelt. Darum muss Albion als Sohn des Kometen anerkannt werden.«
Seinen Worten folgte Schweigen. Sadagar, Luxon und auch Kalathee begannen nun langsam in vollem Umfang die ganze Tragweite des tragischen Schicksalsschlags zu verstehen: Mythor war nicht mehr…
Und der 250. Jahrestag der Belagerung Logghards durch die Dunkelmächte stand bevor.
*
»Vor uns ist Land!«
Durch die Düsternis war ein heller Streifen zu sehen. Die Konturen waren verschwommen, so dass keine Einzelheiten zu erkennen waren. Aber es war keiner unter den Geisterreitern aus dem Hochmoor von Dhuannin, der die verheißungsvolle Oase aus Licht und Formen nicht sehen konnte.
»Es ist nur ein Trugbild!« sagte Cesano. »Macht euch nicht zu große Hoffnungen.«
»Schweig!« wies ihn Herzog Horvand von Nugamor zurecht. »Das ist unser Ziel! Dort erwartet uns der FEIND! Wenn wir nur fest daran glauben, dann wird es wahr.«
Die Geisterreiter näherten sich hoffend und bangend der Erscheinung aus Licht.
»Das ist kein Trugbild«, sagte Engor, der Venduse aus Salamos. »Ich sehe einen gewaltigen Berg, der nicht wie gewachsen erscheint.«
»Es ist eine von den Dämonen mit Schwarzer Magie erschaffene Erhebung«, sagte Graf Helvion von Quinlor bestätigend.
»Eine Dämonenfestung!« fügte Jamis von
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