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Die Monster von Templeton

Die Monster von Templeton

Titel: Die Monster von Templeton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Groff
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meinem Namen und meiner Adresse nur ein einziges Wort:
Sorry.
    Einen Moment lang erwachte der Kummer in mir und streckte sich wie eine Katze.
Primus,
dachte ich, und sah ihn vor mir, in seiner Kröterichweste, wie er klammheimlich die Postkarte in den Briefkastenwarf und dann ganz schnell in der kalifornischen Sonne davoneilte. Doch dann schaute ich genauer hin und erkannte die Schrift. Ordentlich und gerade. Die Schrift eines Architekten. Sully, aus seiner kleinen Stadt in Arizona.
    Ich hielt die Postkarte und schaute nach draußen, wo Clarissa dabei war, meiner Mutter und Reverend Milky vorzuspielen, wie sie ihre Fäuste erhoben hatte. Die beiden lachten so sehr, dass sie sich die Bäuche halten mussten. Clarissa grinste und zeigte dem Gegner aus ihrer Erinnerung den Stinkefinger; ihr Lachen schallte in die Dämmerung hinein. Ich hätte die Postkarte hinausbringen und sie ihr zeigen können, hätte sie ihr aufs Kopfkissen legen können, damit sie sie später fand; das war, denke ich, auch Sullys Absicht gewesen, als er sie geschickt hatte, und was ich vor diesem Sommer getan hätte. Stattdessen jedoch schleuderte ich die Karte quer durchs Zimmer wie einen Frisbee in den Mülleimer, wo sie inmitten von Kaffeesatz liegen blieb und sich bräunlich verfärbte und unleserlich wurde. Dann schob ich die große Glastür auf, trat hindurch und schloss sie hinter mir. Ich ging auf Clarissa zu, die ihre Geschichte gerade zu Ende erzählte und deren Gesicht vor Vorfreude gerötet war, und begann schon mal mit dem Applaus.
    Ich verließ Templeton, als in den Kronen der Bäume über den West Lake Hills die Sonne unterging. Im Rückspiegel sah ich, wie meine Mutter Clarissa an sich zog und sich die kleine Gestalt meiner besten Freundin an ihren ausladenden Körper schmiegte. Reverend Milky hatte meiner Mutter seine plumpe Hand auf die Schulter gelegt, und dieses kleine Grüppchen kam mir so richtig und gut vor, dass ich fast den Motor ausgemacht hätte und ausgestiegen wäre, um mich in der großartigen Augustdämmerung von Templeton wieder zu ihnen zu gesellen. Doch ich tat es nicht. Ich legte einen Gang ein und rollte die Lake Street hoch, während sie im Rückspiegel immer kleiner und kleiner wurden und schließlich ganz verschwanden.
    Während mein Wagen summend über den Susquehanna fuhr, standmir deutlich das Bild vor Augen, wie ich wieder nach Hause zurückkehren würde. Und anders als in meinen Fantasien, wo ich wesentlich glamouröser und schöner aussehe, als ich es bin, wusste ich, dass das, was ich sah, wirklich war: Da lag ein Kind in meinen Armen, mein Bauch war noch ein wenig dick, es war Nacht, und die Lichter von Templeton glitzerten auf dem tiefen Schwarz des Sees. Neben mir ging mein Ehemann, ein dunkler Schatten noch, vielleicht sang er, und obwohl ich weder seine Stimme noch den Wortlaut hören konnte, wusste ich, dass er mich mit seinem Lied beruhigte.
    Sie blieb in meinem Gedächtnis haften wie ein Lied, diese Vorstellung meiner selbst, während ich an jenem Abend aus Templeton herausfuhr. Die Luft, die durch mein Autofenster hereinströmte, roch frisch und sauber, wie nach Kiefernnadeln. Ich dachte an Primus Dwyer, der in seinem kleinen Büro in Stanford auf mich wartete, und obwohl ich mich bemühte, mit mir selber streng zu sein, konnte ich nicht verhindern, dass sich ein winziges kleines Lächeln in mein Gesicht stahl, bevor ich es wieder auslöschte. Diesen Knoten der Verderbtheit, der in mir aufstieg, konnte ich einfach nicht ganz schlucken.
    Doch dann erstreckte sich die Straße vor mir, lang und schattig, und vor mir lag diese herrliche Welt mit ihrer ewigen Fäulnis, eine konstante Talfahrt, diese ganze Welt lag vor mir, in ihrem flammenden Fall kopfüber begriffen, und ich wusste immer noch nicht, wann uns der dunkle Boden entgegenkommen würde. Aber in diesem Moment war es mir auch schnuppe. Hinter mir glitzerte meine Stadt. Unter dem Boden meines Bodens summte der Asphalt. Und die Sonnenstrahlen, die auf dem See glitzerten, blinzelten mir ein letztes Mal zu, zwischen den Bäumen hindurch, die an mir vorbeirasten.

Die Laufkumpels (Big Tom, Little Thom, Johann, Sol, Doug, Frankie), ein letztes Mal
    In diesem Morgengrauen sahen wir es alle, wir haben es gesehen, wir wissen es; wir alle sahen dieses goldene Blatt, wie es vom Baum fiel. Wir liefen darauf zu, liefen darunter hindurch, daran vorbei und wurden still. Es war der Vorbote des Herbstes, und wir verfolgten seinen langen, langsamen,

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