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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht, ich bin auch nur ein Mann und ganz bestimmt nicht weniger…« Die Bitterkeit seiner Worte schnitt ihr ins Herz. »Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut, und ich liebe dich, Nimue. Du spielst mit
    mir, als sei ich ein Schoßhund und erwartest, daß ich so zahm bin wie ein verschnittener Hengst… Glaubst du, ich sei kein Mann, nur weil ich ein Krüppel bin?«
    Nimue las seine Gedanken und wußte, er erinnerte sich, daß er diese Worte auch zu der ersten Frau gesagt hatte, die zu ihm kam. Morgaine spiegelte sich in seinen Augen und in seinen Gedanken wider – nicht die Morgaine, die sie kannte, sondern eine dunkle, verführerische Frau mit sanfter Stimme, die aber auch schrecklich sein konnte. Er verehrte und fürchtete sie, denn durch den Schleier der Leidenschaft drang ihm ins Bewußtsein, daß der Blitz ihn plötzlich treffen konnte… Nimue streckte die Hände nach ihm aus und wußte, daß sie zitterten.
    Aber er würde den Grund dafür nie erfahren. Sie hütete ihre Gedanken und sagte: »Das habe ich nie geglaubt. Vergib mir, Kevin. Ich… ich konnte nicht anders…«
    Und es ist wahr. Göttin, es ist wahr. Aber nicht auf die Weise, wie er vermutet. Er hört in meinen Worten eine andere Bedeutung.
Aber in ihr Mitleid und ihr Verlangen mischte sich auch eine Spur Verachtung.
Sonst könnte ich nicht ertragen, was ich tue… Aber ein Mann, der sich so nackt seinem Verlangen ausliefert, ist verachtenswert… Auch ich zittere, auch ich bin aufgewühlt… aber ich liefere mich nicht dem Hunger meines Körpers aus…
Deshalb hatte Morgaine ihr den Schlüssel zu diesem Mann in die Hand gegeben und ihn ihr damit ausgeliefert. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, die Worte auszusprechen, die den Zauber besiegelten und ihn mit Leib und Seele zu ihrem Sklaven machten. Dann konnte sie ihn nach Avalon bringen und ihn seinem Schicksal überlassen.
Gib vor, eine dieser dümmlichen Jungfrauen zu sein, mit denen Gwenhwyfar sich umgibt, die ihren Verstand zwischen den Beinen haben!
    Nimue sagte bebend: »Es tut mir leid… Ich weiß, du bist wirklich ein Mann… Es tut mir leid, ich habe mich gefürchtet…« Sie sah durch den Vorhang ihrer Haare zu ihm auf und fürchtete, er könne ihr in die Augen blicken und ihr doppeltes Spiel durchschauen. »Ich… ich… ja, ich sehnte mich nach deinem Kuß. Aber du warst so stürmisch, und ich
    fürchtete mich plötzlich. Hier ist weder der Ort noch die Zeit… jemand könnte uns überraschen. Die Königin wäre zornig auf mich, denn ich bin eine ihrer Hofdamen. Und sie hat uns ausdrücklich verboten, uns mit Männern einzulassen…«
    Ist er so blind, mir diesen Unsinn zu glauben?
    »Mein armes Vögelchen!« Kevin bedeckte ihre Hände mit reumütigen Küssen. »Oh, was bin ich für ein Ungeheuer, dich so zu erschrecken. Ich liebe dich so… Ich liebe dich so sehr, daß ich es nicht ertragen kann! Nimue, Nimue, fürchtest du den Zorn der Königin? Ich kann nicht…« Er atmete schwer. »Ich kann so nicht weiterleben… Möchtest du, daß ich Camelot verlasse? Ich habe niemals, niemals…« Er schwieg, drückte ihre Hände und sagte dann: »Ich kann ohne dich nicht leben. Ich muß dich haben oder sterben. Hast du kein Mitleid mit mir, Geliebte?«
    Sie senkte mit einem tiefen Seufzer die Augen und beobachtete sein verzerrtes Gesicht und sein heftiges Atmen. Schließlich flüsterte sie: »Was möchtest du von mir hören?«
    »Sage, daß du mich liebst!«
    »Ich liebe dich.« Sie wußte, sie sprach wie hypnotisiert. »Du weißt, daß ich dich liebe.«
    »Sage, daß du mir all deine Liebe schenkst. Sage es… Ah, Nimue, Nimue, du bist so jung und schön. Ich bin so häßlich und entstellt. Ich kann nicht glauben, daß du etwas für mich empfindest. Selbst jetzt glaube ich zu träumen. Ich fürchte, du willst mich aus irgendeinem Grund in diese Raserei versetzen und dich dann über dieses Ungeheuer lustig machen, das wie ein Hund zu deinen Füßen winselt…«
    »Nein«, sagte sie schnell, und als sei sie über ihren eigenen Mut erschrocken, beugte sie sich über ihn und hauchte zwei Küsse auf seine Augen – so leicht und schnell wie zwei Schwalben.
    »Nimue, wirst du zu mir in mein Bett kommen?«
    Sie flüsterte: »Ich fürchte mich… Man könnte uns entdecken. Ich wage es nicht… jemand könnte uns sehen.« Sie machte einen Schmollmund. »Wenn man uns überrascht, kommt es nur deiner Männlichkeit zugute. Niemand wird dich tadeln oder anklagen. Aber ich bin eine Jungfrau. Sie werden

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