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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Nur eines noch: Darf ich hier denn auch wirklich so richtig böse sein wie in meiner alten Heimat?«, fragte Apophis zweifelnd.
    »Du musst sogar böse sein! Das ist deine Aufgabe. Allein dein Name verbreitet so viel Angst und Schrecken, dass man dir unablässig opfert. Und nicht nur Tiere jeder Größe, sondern insgeheim sogar Menschen.«
    »Sehr schön. Ich denke, ich werde Freude an meinen neuen Aufgaben haben.«
    »Über einen Mittelsmann habe ich auch schon neues Personal für dich einstellen lassen. Die alte Priesterschaft hatte Mot damals wegen ihres Versagens noch persönlich zur Rechenschaft gezogen.«
    »Fein! Und wann geht es los?«, fragte Apophis.
    »Sofort! Heute Nacht werden die neuen Priester initiiert. Lass dir etwas einfallen, wie du sie beeindruckst!«
    Apophis dachte kurz nach, dann erschien ein Lächeln auf seinem sonst so starren Schlangengesicht. Ja, er hatte da so eine Idee, die dem Mot-Kult in Byblos völlig neues Gewicht geben würde. Schließlich besaß er etliche Jahrtausende Erfahrung in Sachen »Angst und Schrecken«, und die würde er seinen Priestern und Gläubigen schon bald zukommen lassen.
     
    *
     
    Der Vollmond stand hell leuchtend über dem Horizont. Obwohl es immer noch angenehm warm war, ging Seshmosis mit einem leichten Zittern vor dem Tor von Kalalas Palast auf und ab. Denn er wartete schon mehr als eine Stunde aufgeregt auf den Abgesandten der Schreibergilde, der ihn abholen wollte. Wo blieb der nur? Ob sie ihn vergessen hatten? Oder wollte man ihn, den Fremden aus Ägypten, in Wirklichkeit gar nicht aufnehmen? Hatte irgendwer seine Aufnahme hintertrieben? Oder war er einfach nicht gut genug für die Gilde der Eliteschreiber? Genau! Das war es! Sie wollten ihn nicht!
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter.
    »Bist du Seshmosis?«
    Fahrig drehte sich der Angesprochene um. »Ja, ich bin es. Was willst du?«
    »Ich denke, du willst etwas von uns. Der Meister der Schreiber schickt mich, dich zu deiner Aufnahme in die Gilde der vollkommenen, und auserwählten Schreiber im Orient Byblos abzuholen.«
    »Oh, entschuldige bitte. Ich war in Gedanken. Es ist mir eine Freude, dir zu folgen.«
    Schweigend folgte Seshmosis dem Fremden hinunter auf die vierte Terrasse von Byblos, wo sich das Gildenhaus befand.
    Am Eingang wachten zwei Männer in Kapuzenumhängen. Nach einigem Hin- und Hergeflüster ließ man Seshmosis und seinen Begleiter ein. Drinnen führte der Fremde ihn in eine kleine, dunkle Kammer, die nur von einem einzigen Öllämpchen spärlich beleuchtet war. Auch die Einrichtung war mehr als karg: ein Hocker, ein kleiner Tisch, ein Skelett.
    Seshmosis zuckte erschreckt zusammen. Ein Skelett! Fragend blickte er zu seinem Begleiter. Der sah ihm tief in die Augen, dann sagte er mit sonorer Stimme: »Nur einer, der den Weg vor uns vollendet hat. Nimm doch Platz! Schau in dich und beantworte dann die dir gestellte Frage. Ich werde dich bald dem Aufseher über die Schreiber zuführen.«
    Seshmosis setzte sich stumm auf den Hocker. Auf dem Tisch lagen die üblichen Schreibutensilien – Tinte, Schreibried und Papyrus.
    Reflexartig ergriff er das oberste Blatt. Schriftzeichen aus der gesamten bekannten Welt versammelten sich darauf. Ägyptische Hieroglyphen, phönizische Buchstaben, assyrische Keilschrift und kretische Zeichen.
    Und immer formten sie in der jeweiligen Sprache die gleiche Frage:
    »Was ist Wahrheit?«
    Seshmosis dachte nach, und Homeros fiel ihm ein. Der unterschied zwischen der Wahrheit, die er in seinem Epos beschrieb, und der Wahrheit, wie sie sich ereignet hatte, aber wegen seiner Auftraggeber verschwiegen werden musste.
    Er, Seshmosis, hatte oft genug erlebt, dass Sieger festlegten, wie die Geschichte angeblich verlaufen war, und auf die wirklichen Ereignisse keine Rücksicht nahmen. Langsam begann er zu begreifen. Die Schreiber dieser Gilde verpflichteten sich, die Wahrheit zu überliefern, und wenn sie es nur in verborgenen Schriften taten. Es war seine Aufgabe, sein Auftrag, Wahrheit zu überliefern, und sei es im Geheimen.
    Einige passende Zeilen, die er nach seiner Reise nach Knossos und Troja notiert hatte, fielen ihm wieder ein, und Seshmosis schrieb auf einen Papyrusbogen:
     
    Das Feuer der Wahrheit
     
    An manchen Tagen
    brennen die Dornbüsche
    auf den Bergen,
    an anderen
    ist es nur eines Menschen Herz.
     
    Die Erkenntnis ist ein Schwelbrand,
    den der Alltag zu ersticken droht,
    so dass von der Glut
    nur kalte Asche bleibt.
    Dabei sollte die

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