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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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1. Kapitel
    Ein schweres Erbe
    U nfähig, sich zu bewegen, starrte Sebastian auf all das Blut und versuchte krampfhaft, nicht die Beherrschung zu verlieren. Er schaffte es nicht, den Blick abzuwenden. Franks Augen sahen ihn weiterhin vorwurfsvoll an. Mühsam schluckte er die aufkeimende Übelkeit hinunter, aber der Kloß in seinem Hals schnürte ihm die Kehle zu. Die Fassungslosigkeit im Gesicht des Toten jagte ihm einen Schauder über den Rücken.
    »Was ist? Bist du sauer, weil ich es getan habe? Ich weiß, das war eigentlich deine Show.« Lieblos griff sich Kira Franks linke Hand. »Kannst du mir mal die Zange geben? Ich habe sie dort hinten im Rucksack.«
    Die Kraft des neuen Talents floss durch seinen Körper, Sebastian erschrak vor Kiras Gefühlen. Unbekannte Empfindungen strömten auf ihn ein. Seltsam und zugleich berauschend. Er hatte sich nicht ansatzweise vorstellen können, was diese Gabe für Auswirkungen mit sich brachte. Vielleicht hätte er sie sonst nicht von Frank gestohlen, auf eine Art und Weise, wie es die Familie Fingerless seit Jahrhunderten tat.
    Kira verspürte Freude und Erregung. Eigentlich sollte Sebastian das Gleiche fühlen, aber diesmal war es anders. Er schloss die Augen und versuchte, ihre Emotionen abzublocken und sie aus seinem Körper zu verbannen. Er ertrug ihre Lust nicht.
    »Sebastian?« Kiras Geduld ließ wie gewöhnlich zu wünschen übrig. Sie legte Franks Arm beiseite und ging, um das Werkzeug zu holen.
    Endlich gelang es ihm, sich von dem entsetzlichen Anblick loszureißen. Er wandte sich ab. Mit weichen Knien bewegte er sich vorsichtig zum nächsten Baum und lehnte sich an. Eine Träne verlor sich aus seinem Augenwinkel, während er am starken Stamm der alten Eiche hinunterglitt. Das Geräusch, das verriet, dass Kira dem Leichnam den Finger abtrennte, ließ ihn würgen.
    »Ich hab alles. Was machen wir mit ihm?«
    Auch ohne sie anzusehen , wusste Sebastian, dass sie von Bob sprach. Bewusstlos lag Franks bester Freund vor dem Felsvorsprung, er hatte sich den Kopf hart am Stein aufgeschlagen. Auch Bob musste sterben, sie nannten das einen Kollateralschaden. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Sebastian bedauerte es nicht. Warum auch? Er kannte ihn kaum.
    Kira trat auf ihn zu und hockte sich vor ihn. Ihre kalten Finger umfassten sein Gesicht und drehten seinen Kopf in ihre Richtung. »Was ist denn los mit dir?«
    Er sah in ihre wunderschönen, dunklen Augen.
    »Alles in Ordnung?«
    Ihre Emotionen sprangen auf ihn über und nahmen ihn gänzlich ein. Er beherrschte das neue Talent noch nicht und hatte es nicht einmal ansatzweise verstanden. Aber wie sollte ein Magier auch eine Empathengabe verstehen, wenn er nicht in der Lage war, menschlich zu empfinden? Mitleid und Schmerz mischten sich zu den altbekannten Mordgelüsten. Franks Talent kontrollierte ihn und Kiras freudige Erregung strömte nun auch noch durch seine Venen, verdrängte die Gefühle, die er bei Frank aufgeschnappt hatte. Er konnte nicht länger zurückhalten, was ihn als Magier ausmachte. Die vertraute Empfindung breitete sich aus und er atmete tief durch. Der Drang, zu töten, ließ sein Herz schneller schlagen und der Knoten in seiner Brust löste sich. Sein Naturell siegte über die neue Gabe.
    »Ich kümmere mich um ihn.« Sebastian rappelte sich auf und bewegte sich raschen Schrittes auf Bob zu. Es war eine Schande, dass er bewusstlos dalag. Es gab schließlich nichts Besseres, als wenn sie um Gnade winselten, bevor er ihnen die Kehle durchschnitt.
    »Ich geh schon mal zum Wagen. Schaffst du das allein?«
    »Ja. Ja, geh schon.« Die Kraft in seiner Stimme war zurückgekehrt. Wie hatte er derart schwächeln können? Magier verspürten in der Regel keine menschlichen Emotionen, sie empfanden keine Schuld. Gier und das Verlangen, zu töten, gehörten hingegen zu seinen Grundessenzen.
    Sebastian rüttelte an Bobs Seite. »Hey, wach auf!« Aber Bob tat ihm den Gefallen nicht. Er zuckte die Schultern. Gut … würde es diesmal eben nur halb so spaßig werden.
    Er umfasste den schmiedeeisernen Griff des Messers und warf Bob einhändig auf den Rücken. Der erneute Aufprall auf dem spitzen Felsen ließ dem schweren Mann die Wirbelsäule brechen, das Knacken ging durch bis ins Mark und erheiterte Sebastian ein wenig. Schnell und routiniert zog er das Messer über die Halsschlagader.
    Bobs Herz schlug sehr langsam und schwach, das Blut sudelte nur stoßweise aus der Wunde.
    Sebastian machte sich nicht die Mühe,

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