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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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die Patienten in den Tagesbereich und zurück auf ihre Zimmer geführt werden, muss man sie dazu ermuntern, an dem Zimmer vorbeizugehen, ohne hineinzuschauen, und sie weinen und zittern. Selbst AJ fällt es schwer, daran zu denken, was diesen Monat hier passiert ist.
    Vor ungefähr drei Wochen hat es angefangen. Es war zehn Uhr abends, und AJ machte Überstunden und arbeitete ein paar Personalunterlagen durch. Er saß deshalb noch im Büro, als der Strom ausfiel und das Licht ausging. Er und der diensthabende Haustechniker suchten nach Taschenlampen, und bald darauf hatten sie die Ursache des Problems gefunden: Ein Trockner im Wäscheraum hatte einen Kurzschluss. Die meisten Patienten merkten gar nichts davon; viele schliefen, und diejenigen, die wach waren, nahmen kaum Notiz. Innerhalb von vierzig Minuten brannte das Licht wieder, und alles war wie immer. Nur Zelda nicht. Sie war in ihrem Zimmer am oberen Korridor auf der Station Löwenzahn, und die Schreie, die sie ausstieß, als das Licht wieder anging, waren so schrill, dass AJ im ersten Moment glaubte, durch das Einschalten des Stroms sei ein Alarm ausgelöst worden.
    Die Mitarbeiter der Nachtschicht waren so sehr an Zeldas Geschrei und Gejammer gewöhnt, dass sie nicht gleich zu ihr hinaufliefen. Sie hatten inzwischen gelernt, dass es einfacher war, mit ihr fertigzuwerden, wenn man ihr Zeit ließ, sich auszutoben. Aber diese Entscheidung erwies sich als Fehler. Als AJ schließlich zusammen mit einem Pfleger oben ankam, um nach ihr zu sehen, stellten sie fest, dass sie nicht die Ersten waren. Die Zimmertür stand offen, und die Klinikdirektorin, Melanie Arrow, saß auf dem Bett und hielt Zeldas Hände umfasst, als wären es zerbrechliche Eier. Zelda war im Nachthemd und hatte ein Handtuch um die Schultern gelegt. Ihre Arme waren blutüberströmt, und sie weinte. Zitterte, bebte.
    AJ war bestürzt. Sie hätten sehr viel schneller reagiert, wenn sie gewusst hätten, dass so etwas passiert war. Zumal wenn sie gewusst hätten, dass die Direktorin im Gebäude war und die Sache miterlebte. Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie über diese Situation nicht glücklich war. Überhaupt nicht.
    »Wo sind Sie gewesen?« Ihre Stimme klang beherrscht. »Warum war niemand auf der Station? Steht das nicht in der Dienstvorschrift? Dass auf jeder Station jemand zu sein hat?«
    Der Oberarzt wurde aus dem Bereitschaftsdienst gerufen, und man brachte Zelda ins Untersuchungszimmer neben AJs Büro. AJ hatte sie noch nie so kleinlaut gesehen, so ehrlich erschüttert. Beide Arme bluteten an den Innenseiten, und als man die Wunden untersuchte, stellte man fest, dass sie mit einem Kugelschreiber zerschnitten worden waren. Die Innenseiten ihrer Arme waren von oben bis unten mit Schriftzeichen bedeckt. Melanie Arrow und der Oberarzt steckten die Köpfe zusammen und berieten sich im grellen Licht der Leuchtstofflampen, und AJ lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und trat beklommen von einem Fuß auf den anderen. Der Oberarzt hatte noch vor zwanzig Minuten geschlafen und gähnte ständig. Er hatte die falsche Brille mitgebracht und musste sie sich zwei Handbreit vor die Augen halten, um Zeldas Arme zu untersuchen.
    »Zelda?«, fragte Melanie. »Haben Sie sich verletzt?«
    »Nein. Ich habe mich nicht verletzt.«
    »Aber jemand hat es getan. Oder?« Melanie ließ den Satz in der Schwebe und wartete auf eine Antwort. »Zelda?«
    Sie rutschte voller Unbehagen hin und her und rieb sich die Brust, als sei sie zu eng. »Jemand hat mich verletzt. Oder etwas .«
    »Wie bitte? Etwas? «
    Zelda fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schaute in die Runde der besorgten Gesichter. Sie war rot im Gesicht – ein Spinnennetz von Adern zog sich über ihre Wangen –, aber ihre sonst so kämpferische Haltung war dahin. Völlig weg. Sie war ratlos.
    »Hundert Milligramm Acuphase«, murmelte der Arzt. »Und Beobachtungsstufe eins bis morgen früh – in doppelter Besetzung, bitte. Vielleicht können wir morgen auf Stufe zwei heruntergehen.«
    Jetzt schiebt AJ den Kopf durch die Tür und sieht sich im Zimmer um, und er fragt sich, was hier wirklich passiert ist. Was hat Zelda in der Nacht wirklich gesehen? Hat etwas auf ihrer Brust gesessen? Etwas Kleines, Entschlossenes? Das dann unter der Tür hindurch davongehuscht ist?
    Ein Geräusch. Er hebt den Kopf. Es kommt aus dem letzten Zimmer auf der rechten Seite. Monster Mother. Er geht hin, klopft leise an die Tür und

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