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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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weil Endicott jetzt, nachdem Warren gesprächig geworden war, so viel über alles erfuhr, was in Cap City vor sich ging. Niceville und Cap City schienen für einen begabten und unternehmungslustigen Psychopathen voller Möglichkeiten zu stecken. Was Delores anging, die konnte er nach dem Sex immer noch aufschlitzen. Er war sich ziemlich sicher, dass es irgendwo in dieser Wohnung einen Jacuzzi geben musste. Die waren für so etwas hervorragend geeignet. Während sie fortfuhr, ihn zu verführen, betrachtete er sie mit neu erwachtem Interesse.
    Sie trug ein schwarzes Kleid. Sie schlug höchst wirkungsvoll die Beine übereinander und beugte sich vor, um ihm Pellegrino nachzuschenken und ihm einen Blick auf ihre herrlichen Brüste zu gönnen. Sein Blickwinkel erlaubte ihm den Schluss, dass sie keinen Büstenhalter trug. Sie reichte ihm das Glas, noch immer vorgebeugt, und öffnete dabei leicht die Beine.
    Endicott wurde ganz kribbelig.
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und schlug erneut die Beine übereinander, noch langsamer, noch wirkungsvoller.
    »Sie sehen heute Abend perfekt aus, wenn ich das sagen darf, Delores. Trauer lässt eine Frau oft …«
    Delores war aufgestanden.
    »Ich ziehe mir schnell etwas Bequemeres an, Harvill. Ich brauche fünf Minuten.«
    Er gab ihr drei. Als er mit dem linken Fuß die Tür zu ihrem Schlafzimmer aufschob, trug er noch Socken und Boxershorts, aber sonst war er nackt. In jeder Hand hatte er ein Glas Weißwein, also konnte er nicht viel machen, als Desi Munoz ihm den Lauf von Frankie Maranzanos 44er Dan Wesson über den Hinterkopf zog.
    Die Gläser flogen durch die Luft und Mr   Endicott lag platt auf dem Boden. Er drehte sich auf den Rücken und blinzelte zu Desi hinauf, der sich massig über ihm auftürmte. Selbst mit guter Laune war Desi Munoz nicht schön anzusehen, und gute Laune hatte Desi Munoz im Augenblick wirklich nicht.
    »Desi. Ich dachte, du bist in Leavenworth.«
    »Ach ja? Das ist ja komisch, wo ich doch hier bin.«
    Delores stand hinter ihm, halbnackt.
    Anders als Desi sah sie sehr gut gelaunt aus.
    »Sie sitzen in Leavenworth, haben Sie gesagt. Ich habe mich umgehört und erfahren, dass Desi schon draußen war. Ich musste ihn einfach anrufen, Harvill. Wir sind doch alle eine große Familie , nicht wahr, Desi?«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Desi hat sich bereiterklärt, meine Geschäfte für mich zu führen. Er kennt sich da aus. Mr   La Motta und Mr   Spahn fliegen wir später ein. Ist das nicht aufregend? Und alles Ihretwegen, Harvill. Willst du ihn gleich hier erschießen, Desi? Ich meine ja nur, wegen dem Teppich.«
    Desi verzog das Gesicht.
    »Okay. Wo hättest du ihn denn gerne?«
    »Wie wäre es mit der Wanne im Gästebad? Ein Jacuzzi. Wegen dem Blut und dem ganzen Ekelzeug und so.«
    »Okay. Ins Bad. Aufstehen, Harvill.«
    Auf dem Weg ins Bad rasten Mr   Endicott die Gedanken durch den Kopf. Er wusste, ihm würde schon etwas einfallen. Und siehe, das tat es auch, und es war wirklich genial, aber bevor er richtig loslegen konnte, schoss Desi ihm eine Kugel in den Hinterkopf. Und wenn man aus kurzer Distanz eine Kugel aus einem 44er-Revolver in den Hinterkopf bekommt, wird die ganze Vorstellung, einen Kopf zu haben, irgendwie rückwirkend überflüssig.
    Weil er ein Gentleman war, zumindest halbnackten dreißig Millionen Dollar schweren Ex- goo-mays gegenüber, warf Desi Munoz Harvill Endicotts Überreste zum Ausbluten in den Jacuzzi.
    Dann ging er mit Delores zurück ins Wohnzimmer, damit sie einander besser kennenlernen konnten.
    (Als Fußnote zu Harvill Endicotts verfrühter Enthauptung soll angemerkt sein, dass das Fehlen von Warren Smoles im wilden gesellschaftlichen Leben von Niceville fast drei Wochen lang unbemerkt blieb. Seine Partner bei Smoles Heimroth Cotton & Haggard wussten, dass er vom Terriblen Teddy ordentlich abgewatscht worden war – unter Juristen war die Anhörung lange Tagesgespräch gewesen – alle hatten Judge Monroes Ausdruck »Oberschleimbolzen« auf den Lippen –, und niemand war überrascht, dass er sich bedeckt hielt.
    Smoles hatte keine Freunde, und als die Putzfrauen sein Haus am Mittwoch verschlossen und mit geändertem Zugangscode vorfanden, strichen sie ihn einfach von der Kundenliste. Ansonsten ging er so ziemlich allen am Arsch vorbei.
    Außer den Katzen natürlich.
    Als nach einer Weile klar war, dass der neue Mann nicht zurückkommen würde, das Trockenfutter alle war, der elektrische Dosenöffner sich

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