Die Ruhe Des Staerkeren
die Kehle strich.
Vor zwölf Jahren hatte Goran Newman, den alle Dukenannten, einmal mit den drei Geschäftemachern zusammengearbeitet und sehr schnell ihre Schwächen entdeckt. Schladerer verfügte über sehr gute Kontakte zu einigen Finanzinstituten in Österreich und Italien, die sich überall im Osten unübersehbar breitgemacht hatten und riskante, aber lukrative Geschäfte betrieben, die nicht immer imagefördernd gewesen wären, hätten sie ans Licht der Öffentlichkeit gefunden. Ihr Zugang zu der Clearingbank in Luxemburg, die über verdeckte Unterkonten den Geldfluß regelte, war unverzichtbar. Sie übernahmen die Absicherung der Vorfinanzierung der Grundstückskäufe, und manch einer der Vorstände war prozentual an der Wertsteigerung beteiligt. Nur hatte Schladerer den großen Nachteil, daß er sich zu oft mit den Erfolgen brüstete, von denen er glaubte, daß sie niemand anderem als ihm allein zu verdanken waren. Immer wieder tauchte sein Name im Zusammenhang mit der Übernahme großer Terrains auf, die er angeblich im Auftrag eines öffentlichkeitsscheuen Hintermanns an der ausgedehnten kroatischen Adriaküste erstand. Kaum war der Handel besiegelt, wurden die Grundstücke dank der Intervention korrupter Lokalpolitiker zu Bauland umgewidmet. Vor dem fünfundvierzigjährigen Mervec mit seinen kantigen Gesichtszügen zitterten alle, er galt dank seiner Verbindungen zu den ehmaligen Geheimdienstabteilungen als Garant für den Durchsetzungswillen der Gruppe. Wenn jemand eingeschüchtert werden mußte, um ihn zur Unterschrift zu motivieren, brauchte es seinerseits nur einen Anruf und etwas Bargeld. Lebeni aber war es, der offiziell als Wohltäter auftrat und die Vorteile der Übernahmen verkaufte. Er wußte rhetorisch geschickt zu begründen, weshalb es vor allem für die Allgemeinheit besser war, große Naturschutzflächen in Bauland für touristische Anlagen umzuwandeln, wobei er mit keinem Wort darauf einging, daß die Erstinvestition sich oft in fünfzigfache Rendite verwandelte. Schladerer, Mervec und Lebeni waren skrupellosund nicht besonders elegant in ihren Vorgehensweisen. Duke sagte immer, daß man die größten Renditen nur als Gentleman erwirtschaften dürfe, wenn man sich vor unnötigen Nachforschungen schützen wollte. Doch diesen Männern fehlte es an Feinfühligkeit und Instinkt. Sie gebrauchten Gewalt, wo es auch anders ging. Vor allem stiller. Als Duke über Nacht aus der gemeinsamen Firma AdriaPro ausstieg, verzichtete er auf sechzehn Millionen Dollar. Ab diesem Moment schloß die großen Geschäfte fast ausschließlich seine Firma AdriaFuture ab, mit Sitz in der York Street in London. Seine ehemaligen Geschäftspartner schauten jedesmal in die Röhre und schäumten begreiflicherweise vor Wut. Die Muttergesellschaft der AdriaFuture firmierte als Dukefutures1 Trader AG im steuergünstigen Kanton Zug in der Schweiz und managte dreizehn Tochterfirmen, von denen die meisten im weltweiten Rohstoffhandel gefürchtet waren. »Stoß ab, was Verlust macht – halte, was Gewinn bringt«, stand eingraviert unter dem Firmennamen am Eingang, und das Abbild der römischen Göttin Ceres mit dem Füllhorn im Arm zierte Geschäftspapier und Visitenkarten.
Der brutale Mervec war zwar gegen Kaution aus österreichischer Untersuchungshaft entlassen worden und stritt juristisch gegen seine Auslieferung nach Kroatien, wo er in einem ersten Prozeß wegen Veruntreuung von Staatseigentum bereits zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt war. Er, der andere das Fürchten lehrte, fürchtete nun selbst um sein Leben und hatte auch Duke damit gedroht auszupacken. Doch außer daß dieser zwei Jahre lang formal als Geschäftsführer einer Abwicklungsgesellschaft in Wien eingetragen war, wo er in genau dieser Zeit nachweislich nie gesehen wurde, konnte Mervec keine weiteren Verbindungen benennen. Aber aufgegeben hatte er noch nicht. Seine Kontakte zu finsteren Figuren in seinem Heimatland bestanden nach wie vor – zumindest solange er seine Handlanger bezahlte. Daß er aber –zusammen mit Schladerer und Lebeni – nun mit primitiven Mitteln gegen seinen ehemaligen Partner vorgehen wollte, zeichnete ihn in den Augen Dukes als miserablen Verlierer aus.
Auf der dalmatischen Insel Hvar hatte Duke kürzlich sechshundert Hektar Land erstanden und – kaum daß der Bebauungsplan geändert war – wie abgesprochen an einen internationalen Hotelkonzern weiterveräußert. Dabei strich er einhundertsechsundzwanzig Millionen Euro ein,
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