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Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund

Titel: Die Saga vom Eisvolk 03 - Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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ist wahr!«
    »Ja. Doch es stimmt, sie sieht Heming ähnlich. Oh, was für ein Unglück!«
    Tengel war vor Wut außer sich. »Dann mußte dieser Teufel unsere Wege doch noch einmal kreuzen - und Sorgen in unser Haus bringen. Aber dich darf er nicht zerstören, Sol, das darf er nicht!« Er zog sie hoch und drückte sie an sich.
    »Du bist die Tochter meiner Schwester, und ich habe dich geliebt wie mein eigenes Kind. Sollte er es denn sein, der böse Geist des Eisvolkes unserer Zeit, der dich am Ende zu Fall bringen würde? Das darf nicht geschehen, Sol!« »Nein, ich hatte nicht vor, mich wie ein Lamm zur Schlachtbank führen zu lassen«, sagte sie, während ihr die Tränen kamen. »Ich habe vor, nach Schweden zu fliehen. Ich mußte nur erst mit Sunniva hierher.«
    Silje versuchte, ein Gefühl von Müdigkeit zu unterdrücken, das sie bei dem Gedanken überkam, noch ein Kind aufziehen zu müssen. Jetzt, in ihrem Alter. Doch sie zögerte nicht.
    »Wir werden uns um Sunniva kümmern, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte sie. »Wir alle hier auf Lindenallee und Grästensholm werden nach ihr sehen. Aber du hast noch nicht zu Ende erzählt. Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?« Tengel und Silje setzten sich wieder.
    »Ja, nachdem ich Heming umgebracht hatte, zog ich weiter zu den Schwenderfinnen. Ich mußte lange suchen, bis ich sie fand. Sie wohnten wirklich weit verstreut in den großen Wäldern, und zu Anfang begegneten sie mir mit Mißtrauen. Wir verstanden einander nicht, ihre Sprache ist nicht die meine. Doch zum Schluß wurde ich akzeptiert. Bei ihnen habe ich gewohnt, und ich fand Leute unter ihnen, die die Zauberei beherrschten.«
    Sol zögerte, als fiele es ihr schwer, fortzufahren. »Aber wegen des Kindes, das ich erwartete, wurde ich ausgestoßen. Sie wollten mich an den Pranger bringen. Angst vor meinen Hexenkünsten hatten sie obendrein. Weil ich mehr konnte als sie, und ich … Ja, ich habe einen Mann verzaubert, den ich nicht ausstehen konnte.« Sie biß sich auf die Lippe und fuhr fort:
    »Nicht alle waren so intolerant, aber die konnten mich vor den Gerechten nicht beschützen. Da bin ich von dort geflohen, und seitdem habe ich mit dem Kind allein in einer abgelegenen Kate gewohnt. Ich ernährte mich von dem, was die Natur hergab, und das Kind bekam natürlich Milch von mir. Aber dann kam der Winter, und da wußte ich mir keinen anderen Rat, als hierher zu kommen, wie gefährlich es auch sein mochte. Futter für das Pferd hatte ich nicht mehr, und mit der Kleinen nach Schweden ziehen konnte ich auch nicht.« »Nein, natürlich nicht«, murmelte Silje.
    »Doch östlich von Oslo ging ich mit der Bitte um Milch auf einen Bauernhof. Das hätte ich nicht tun sollen. Ich bin erkannt worden. Ich kann doch meine Augen nicht verstecken«, sagte sie bedauernd. »Und als ich weitergeritten war, wurde der Landvogt gewarnt. Seine Landsknechte verfolgten mich, aber ich konnte sie abschütteln. Und hier bin ich nun. Aber sie werden bald herausfinden, wo ich bin. Ich verschwinde morgen früh wieder.«
    »Gibt es denn keine Häuslerstelle, wo sie sich verstecken könnte?« fragte Silje Tengel.
    Er dachte nach. »Soweit ich weiß, sind im Moment alle besetzt. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das Gerücht herumgesprochen hat. Schweden ist deine einzige Rettung, Sol.« »Ich weiß. Aber ich bin so müde.«
    Sie wußten, daß sie nicht von körperlicher Müdigkeit sprach. Diese Nacht durfte sie zu Hause schlafen. Sie lag im Bett und dachte in der Dunkelheit nach.
    Schweden… Was hatte das Land ihr zu geben? Neuen Ärger, neue Enttäuschungen. Nichts. Nichts hatte sie jetzt mehr. Nur noch eins war übrig. Der Haß auf Heming Vogtmörder war doppelter Natur gewesen, da er ihr auch das ekstatische Erlebnis der Ritte zum Blocksberg genommen hatte. Sie hatte nicht gewagt, es noch einmal auszuprobieren. Etwas Schlimmeres, als ihm dort zu begegnen, konnte sie sich nicht vorstellen. Doch sie hatte in der ersten Zeit mit einer alten Finnin über all das gesprochen. Und das alte Finnenweib hatte zu den Erfahrenen gehört. Sie hatte genickt und in ihrem singenden Schwedisch gesagt: »Versuch es wieder! Um nichts auf der Well wirst du den Mann jetzt auf dem Blocksberg sehen! Der Fürst der Finsternis weist niemanden ab, der ihn sucht.«
    Nach geraumer Zeit hatte sie es wieder gewagt. Als sie allein mit dem Kind in der Kate lebte, hatte sie sich mit der Salbe eingerieben und einen Ausflug wie in alten

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