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Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die Schatzinsel: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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gehabt hatte. Sobald dies geschah, würden neun oder zehn Zoll kaltes Eisen meine letzte Erfahrung diesseits der Ewigkeit gewesen sein! Ich legte meine Hände flach gegen den Hauptmast, der recht dick war, und wartete mit straff gespannten Nerven.
    Er merkte sofort meine Absicht und blieb ebenfalls stehen; ein paar Augenblicke vergingen mit Finten von seiner Seite und mit entsprechenden Bewegungen von der meinigen.
    Es war ein Spiel, wie ich es zu Hause unter den Felsen an der Bucht oft gespielt hatte, aber ganz gewiß niemals mit einem so wild klopfenden Herzen wie diesmal. Indessen, es war wie gesagt ein Knabenspiel, und ich dachte, ich könnte es darin wohl gegen einen ältlichen Seemann mit einem verwundeten Bein aufnehmen. Mein Mut war inzwischen so gewachsen, daß ich mir sogar ein paar blitzschnelle Gedanken an den mutmaßlichen Ausgang erlaubte; da sah ich allerdings, daß ich dieses Ende noch länger hinausziehen könnte, daß ich aber kaum eine Hoffnung hatte, schließlich mit heiler Haut davonzukommen.
    Während nun die Dinge so standen, stieß plötzlich die Hispaniola auf den Strand: sie bekam einen Ruck, streifte einen Augenblick knirschend über den Sand und legte sich dann blitzschnell nach Backbord über, bis das Deck einen Winkel von 45 Grad bildete; eine gute Menge Wasser drang durch die Speigatten ein und bildete eine Lache zwischen Deck und Schanzkleidung.
    Wir verloren beide den Halt und rollten fast gleichzeitig in die Speigatten hinein; hinter uns her der tote Pirat mit der roten Mütze! Wir waren einander so nahe, daß mein Kopf den Fuß des Schaluppmeisters anschlug. Ich bekam einen Stoß, daß meine Zähne klapperten.
    Trotz diesem Stoß war ich aber zuerst wieder auf den Beinen, denn Hands mußte sich erst von der Leiche losmachen. Infolge der schrägen Lage des Schiffes konnte ich auf dem Deck nicht mehr laufen; ich mußte einen anderen Rettungsweg finden, und zwar augenblicklich, denn mein Feind war unmittelbar bei mir. Schnell wie ein Gedanke, sprang ich in die Besan-Wanten hinein, klomm Hand über Hand hinauf, ohne einen Atemzug zu tun, bis ich auf der Rahe saß.
    Meine Schnelligkeit hatte mich gerettet, denn während ich hinaufkletterte, war Israels Dolch keinen halben Fuß unter mir vorbeigefahren; und da stand nun Israel Hands mit offenem Munde und sah zu mir hinauf – ein Bild der Überraschung und Enttäuschung.
    Da ich jetzt einen Augenblick Zeit hatte, so schüttete ich unverzüglich neues Pulver auf die Pfanne meiner Pistole; nachdem ich auf diese Weise eine schußfertig gemacht hatte, lud ich zur größeren Sicherheit die andere ganz frisch, nachdem ich die alte Ladung herausgezogen hatte.
    Als Hands dies sah, begann er zu merken, daß das Blatt sich gewandt hatte. Nach einem kurzen Zögern kletterte er selber schwerfällig, den Dolch zwischen den Zähnen, die Wanten hinauf; es ging langsam, er hatte offenbar viele Schmerzen. Mit lautem Stöhnen zog er sein verwundetes Bein nach; ich hatte in aller Ruhe meine Pistolen geladen, bevor er den dritten Teil der Strecke zurückgelegt hatte. Dann nahm ich eine Pistole in jede Hand und rief ihm zu:
    »Noch einen Schritt näher, Herr Hands, und ich schieße Ihnen eine Kugel vor den Kopf! Tote Hunde beißen nicht, wissen Sie!« setzte ich mit einem Kichern hinzu.
    Er machte sofort halt. Ich konnte ihm am Gesicht ansehen, daß er zu denken versuchte, und das ging so langsam und machte ihm offenbar solche Mühe, daß ich in dem Gefühl meiner Sicherheit laut auflachte.
    Er schluckte ein paarmal, und ich sah ihm an seinem verdutzten Gesicht an, daß er etwas sagen wollte. Um sprechen zu können, mußte er den Dolch aus dem Munde nehmen; sonst aber rührte er kein Glied. Endlich sagte er:
    »Jim, ich rechne, wir haben uns alle beide festgefahren, du und ich, und werden einen Vergleich schließen müssen. Ich hätte dich gekriegt, wenn nicht der Stoß gekommen wäre! Aber ich habe ja nun mal kein Glück! Und ich rechne, ich werde die Flagge streichen müssen, und das ist ein hartes Ding für einen alten, seetüchtigen Schaluppmeister einem Jüngelchen gegenüber, wie du’s bist, Jim!«
    Seine Worte waren für mich eine Wonne, und ich lächelte und war so eitel wie ein Hahn auf einer Gartenmauer. Da warf er plötzlich seine rechte Hand über die Schulter, etwas schwirrte wie ein Pfeil durch die Luft – ich fühlte einen Schlag und dann einen scharfen Schmerz, und siehe: ich war mit der Schulter an den Mast gespießt. In dem

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