Die Schlacht der Trolle
Druan.
»Wir müssen den Graben erreichen.«
Mit einem Nicken setzte sich Druan wieder in Bewegung, doch anstatt zu rennen, schlich er leise in Richtung des Grabens.
»Vielleicht ist es Pard«, vermutete Kerr. Doch der ältere Troll antwortete nicht. Kerrs Haut prickelte, und seine Rückenmuskeln verkrampften, da er jeden Augenblick mit einem Angriff rechnete. Unbewusst öffnete und schloss er die linke Hand, während er mit dem kleinen Pilzlicht in der Rechten den Weg erleuchtete. Die schweren Tritte der rennenden Verfolger ließen den Felsboden vibrieren. Kerr konnte es mit seinen bloßen Sohlen spüren. Dort draußen in der undurchdringlichen Dunkelheit bewegte sich noch etwas, leise, fast unhörbar. Noch ehe er Druan warnen konnte, knurrte dieser schon kehlig und fletschte die Zähne. Angestrengt starrte Kerr in die Finsternis. Einen Herzschlag lang glaubte er, eine huschende Bewegung zu sehen, dann war es vorbei, und er wusste nicht, ob er es sich nur eingebildet hatte. Unvermittelt zischte Druan: »Lauf!«
Verwirrt blickte Kerr den älteren Troll an, der sich mit einem Schrei nach vorn warf. Aus den Schatten lösten sich zwei Gestalten, groß und ungeschlacht, die Druans kämpferisches Brüllen erwiderten. Die zwei Angreifer stürzten sich auf Druan, der sich unter dem Schlag des einen hinwegduckte und den anderen ansprang. Dumpf prallten die Leiber aufeinander, Klauen kratzten über harte, hornige Haut, Fangzähne gruben sich in Fleisch. Obwohl sein Gegner größer als er selbst war, gelang es Druan, ihn zum Taumeln zu bringen, und schließlich gingen die beiden Kontrahenten in einem Gewirr aus Gliedmaßen zu Boden. Der andere Gegner wandte sich den Kämpfenden zu, sodass er Kerr den Rücken zudrehte. Ohne an Druans Befehl zu denken, warf sich der junge Troll auf den Feind, gerade als dieser Druan packen wollte. Der Klumpen Pilze klatschte auf den Boden und ließ die Schatten tanzen.
Die raue Haut schmeckte bitter, als Kerr seine Fänge in die Schulter des Angreifers grub. Zähflüssiges, dunkles Blut quoll aus der Wunde und hinterließ einen seltsam erdigen, unbekannten Geschmack auf Kerrs Zunge, doch er kümmerte sich nicht darum, sondern riss seinen Kopf zurück und einen Brocken Fleisch aus der Schulter des Feindes, der schmerzerfüllt aufbrüllte.
»Lauf!«, erklang Druans Stimme seltsam gedämpft, doch Kerr hörte nur das Brüllen seines Gegners, dem er wieder und wieder die Pranken in den Rücken schlug. Nichts war wichtig, außer seinen Feind zu töten, zu zerfetzen, Blut zu schmecken und seine Schmerzen und seine Angst zu riechen. Druan war vergessen, die eigene Furcht war vergessen, als der gegnerische Troll herumwirbelte und die Zähne fletschte. Kerr beantwortete die Herausforderung mit einem Brüllen und sprang in die ausgebreiteten Arme seines Feindes. Die Wucht des Aufpralls trieb den großen Troll einige Schritte zurück, seine Klauen rissen Haut und Fleisch von Kerrs Rücken und gruben sich in seine Seite. Wieder biss der junge Troll zu, diesmal in den Hals, seine Arme drückten den Feind an sich, ließen ihn nicht zurückweichen, während Kerrs Fänge Muskeln und Sehnen durchtrennten.
Schläge prasselten auf Kerr nieder, trieben ihm die Luft aus der Brust, aber er ließ nicht los, schnappte immer wieder zu, grub sein Maul tiefer. Schließlich packte sein Feind Kerrs Kopf und drückte ihn zurück, weg von dem Hals, von dem Fleisch und dem Blut. Aufheulend wand sich der junge Troll, doch die Pranken seines Gegners waren unerbittlich stark.
Mit einem Ruck riss der andere Troll Kerr von sich weg und schleuderte ihn zu Boden. Hustend blickte der junge Troll auf und sah, wie sein Feind eine Hand, zwischen deren Fingern dunkles Blut hervorquoll, auf die klaffende Wunde presste. Noch einmal musste Kerr husten und spuckte einen Schwall Blut aus. Verwundert fragte er sich, ob es seines oder das des Feindes war, in dessen Miene sich Verachtung zeigte. Kerrs Zorn und Wut waren plötzlich verflogen, ebenso schnell, wie sie über ihn gekommen waren. Irgendwo in der Dunkelheit knurrten und keuchten Druan und dessen Gegner.
Vorsichtig richtete sich Kerr auf, jederzeit auf einen Angriff gefasst, doch sein Feind grinste nur bösartig.
»Steh auf«, fauchte der große Troll mit rauer Stimme. »Lass es uns zu Ende bringen!«
Ohne die Augen von seinem Gegner zu nehmen, streckte Kerr seine Arme aus und ballte die Hände zu Fäusten. Unbewusst knirschte er mit den Zähnen, während er die mächtigen
Weitere Kostenlose Bücher