Das Vermaechtnis der Hexen
Wie immer weckte mich das helle Sonnenlicht. Es fühlte sich angenehm an. Normalerweise würde ich länger schlafen, aber heute fing die Schule wieder an.
Mit einem leisen Aufstöhnen öffnete ich meine Augen und sah mich um. Ich lag in meinem riesigen Himmelbett. Das Gestell war aus Holz mit einem leichten dunklen Muster darauf. Im Halbschlaf blickte ich zu dem großen Bücherregal und dem Schreibtisch. Dazwischen war das Fenster mit den roten, halb offenen Gardinen davor. Das Laminat auf dem Boden reflektierte das Orange der Tapeten. An den Wänden hingen Porträts meiner Familie und Fotos von meinen Freunden. Mein Blick wanderte weiter zu dem roten Sofa, am Spiegel vorbei und zur Tür des riesigen, begehbaren Kleiderschranks gegenüber dem Fenster.
Ich stand auf, ging zuerst ins Bad und sah in den Spiegel. Mein Gesicht guckte verschlafen zurück. Es war etwas herzförmig, hatte eine kleine süße Stupsnase, einen vollen Mund mit feinen Lachfältchen an den Seiten und blaugrüne Augen mit dichten schwarzen Wimpern. Meine langen goldblond-braunen Haare waren zerzaust. Ich kämmte sie schnell durch, steckte sie hoch und putzte die Zähne. Danach zog ich meinen Pyjama aus und stieg unter die Dusche.
Deutlich wacher und im Bademantel ging es anschließend zurück in mein Zimmer zum Kleiderschrank. Man musste ja einen guten Eindruck am ersten Schultag hinterlassen. Ich suchte also etwas Niedliches aus. Einen rosafarbenen, knielangen Faltenrock und ein pinkes Top. Darüber trug ich eine weiße Jacke und dazu noch Sandaletten. Ich blickte in den Spiegel und überlegte, was ich mir für eine Frisur machen
sollte. Mir fiel keine ein, also ließ ich die Haare einfach offen. Alles in allem war ich sehr bereit für den ersten Schultag nach den langen Sommerferien. Ich sah einfach umwerfend aus. Und nein, an Selbstbewusstsein mangelt es mir nicht. Ich war früh zu der Überzeugung gelangt, dass man seine
Vorzüge nicht unter den Scheffel stellen sollte.
Ich schnappte meine Tasche und trabte die Treppe hinunter direkt in die Küche. Am Frühstückstisch saßen meine Eltern und warteten auf mich.
Meine Mutter sah mich zuerst, lächelte und sagte mit ihrer freundlich angenehmen Stimme: »Guten Morgen, Schatz. Du siehst entzückend aus ... wie immer.«
Ich lächelte sie an. Meine Mutter stand auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann ging sie rüber zu meinen beiden schlafenden Katzen Miu und Mia und gab ihnen etwas Futter. Beide lagen faul auf der Couch.
Ich sah ihr kurz nach. Viele fragten, ob sie ein Model wäre, denn sie war wunderschön und hatte einen umwerfenden Körper. Sie hatte herrliches goldblondes Haar, das ich von ihr geerbt habe. Ihr Gesicht war immer fröhlich und es waren immer Lachfältchen in den Mundwinkeln. Das Kinn war etwas kantig, die Nase schmal und kurz. Sie hatte hohe Wangenknochen, ihr Mund war klein, aber die Lippen voll und elegant geschwungen. Ihre Augen waren himmelblau mit langen dunklen Wimpern, ähnlich den meinen.
Ich drehte mich wieder um und sah meinen Vater auf mich zu kommen. Er war sehr groß, gute 1.90 Meter und ziemlich muskulös. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und stand immer ein kleines bisschen unordentlich von seinem Kopf ab. Manchmal trug er eine Brille - meistens zum Lesen. Er gab mir auch einen Kuss auf die Stirn und verschwand in seinem Arbeitszimmer.
Ich finde meine Eltern großartig. Wir sind eine ganz normale, aber reiche Familie. Geld ist nicht alles, sagte mein Vater mal, aber es mache einiges sehr viel einfacher.
Meine Mom kam zurück. »Na los Vanessa, iss etwas. Ihr fahrt in zehn Minuten los.«
Mit einem Seufzen setzte ich mich an meinen Lieblingsplatz. Meine Mom stellte mir Cornflakes hin. Ich aß und schaute gedankenverloren im Raum umher. Unsere Küche war weiß-rot eingerichtet. Meine Mutter hatte irgendwie diesen Tick - Rot und Orange waren ihre Lieblingsfarben. Die Schränke waren weinrot, der Boden weiß gefliest, die Wände rotweiß tapeziert und die Decke eine Mischung aus Rosa und hellem Orange. Eine seltene, aber hübsche Farbe.
Aber am eindrucksvollsten war der Tisch. Er war aus dunklem Holz und komplizierte geschnitzte Muster waren darauf zusehen.
Ich bemerkte meine Mutter nicht. Erst als sie mit der Hand vor meinem Gesicht herumwedelte, schreckte ich auf.
»Vanessa. Also wirklich. Ich stehe hier schon eine Minute und rufe deinen Namen. Du musst los Schatz.«
Ich sah auf unsere Wanduhr. Noch fünfzehn Minuten bis acht und um
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