Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwarze Festung

Die Schwarze Festung

Titel: Die Schwarze Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
weniger Tage zu Tode redeten. Aber das war lange her. Vieles von dem, was sie damals noch über Gurk geglaubt hatten, hatte sich als falsch erwiesen. Der Außerirdische mit dem zu groß geratenen Kopf und dem Gesicht eines griesgrämigen alten Mannes war alles andere als der Clown, den er so gern spielte. Er hatte Charity eine Menge über sich und sein Volk erzählt. Aber nicht alles. Längst nicht alles. »Glaubst du nicht, daß du uns allmählich ein paar Erklärungen schuldig bist, Gurk?« fragte sie. Im ersten Moment schien Gurk gar nicht auf ihre Worte reagieren zu wollen. Er starrte weiter mit leerem Blick an ihr vorbei, aber dann sah er  doch auf, straffte die Schultern und versuchte vergeblich, eine seiner Grimassen zu ziehen. »Ich wüßte nicht, warum.« »Was war mit diesem Transmitter los?« fragte Charity. »Was um alles in der Welt hat Leßter getan?« »Ich werde ihn fragen, wenn ich ihn treffe«, knurrte Gurk. In ärgerlichem Tonfall fügte er hinzu: »Woher zum Teufel soll ich das wissen?« »Du warst nicht besonders überrascht«, sagte Charity. Gurk zog wieder eine Grimasse zur Antwort. Auch in seinen Augen hatte sich eine tiefsitzende Furcht eingenistet, aber wieder hatte Charity das Gefühl, daß seine Angst einen anderen Grund hatte, als sie auch nur ahnte. »Bitte, Gurk«, sagte sie müde. »Hör auf. Ich bin es einfach leid, Verstecken mit dir zu spielen. Du weißt mehr über die Transmitter, als du zugibst.« Natürlich hatte sie damit gerechnet, daß Gurk das rundheraus abstreiten würde. Erstaunlicherweise aber blickte er sie nun an und lächelte plötzlich bitter. »Da hast du sogar recht«, sagte er. »Aber glaub es oder glaub es nicht – was vorhin passiert ist, das hat mich genauso überrascht wie euch. Ich habe eine Theorie, das ist alles.« »Und die wäre?« »Sie ist so gut oder so schlecht wie jede andere Erklärung, die du dir aus den Fingern saugen kannst«, antwortete Gurk. »Aber bitte – du weißt, wie diese Transportmaschinen funktionieren?« »Sicher«, antwortete Charity und schüttelte den Kopf. Gurk lächelte müde. »Ich weiß es auch nicht«, sagte er. »Ich meine – ich kenne das Funktionsprinzip, aber die Technik, die es möglich macht, ist mir genauso rätselhaft wie dir.« »Ich habe keine Konstruktionszeichnung von dir verlangt«, erinnerte ihn Charity mit sanftem Spott. »Im Grunde funktionieren die Dinge wie Radio- oder Fernsehsender«, erklärte Gurk. »Nur ein bißchen komplizierter.« Charity blickte zweifelnd. »Ein Radiosender überträgt Töne«, sagte sie. »Falsch«, antwortete Gurk. »Informationen, Kleines. Und mehr tun die Transmitter auch nicht. Eure Sender zerlegen das, was man hineingibt, in übertragbare Informationen und wandeln es im Empfänger wieder um. Genauso funktioniert ein Transmitter. Sie tasten jedes einzelne Atom eines Körpers ab, verschlüsseln die Informationen und schicken sie zum Empfänger. Dort wird er neu geschaffen – nach dem Muster, das empfangen wurde.« Charity war nicht sicher, ob sie begriff, was er sagte. »Du meinst, er ... überträgt nicht wirklich Materie?« Gurk schüttelte heftig den Kopf. »Das ist nicht möglich«, sagte er. »Die Dinge sind nicht wirklich Materiesender. Sie vernichten und schaffen neu.« Er kicherte, als er Charitys verblüfften Gesichtsausdruck bemerkte. »Ja, ja, es ist schon so – im Grunde stirbst du, wenn du einen Transmitter betrittst. Die meisten glauben, daß er das, was man hineinschickt, in seine Bestandteile zerlegt und irgendwie wieder zusammensetzt. Aber das ist Unsinn. Er vernichtet und schafft neu. Und jetzt frage mich bitte nicht, wie das funktioniert. Ich weiß es nämlich nicht.« Charity sah ihn weiter verwirrt an – und dann begriff sie den Fehler in dieser Theorie. »Das kann nicht sein«, sagte sie. »Ach?« entgegnete Gurk höhnisch. »Und wieso nicht?« »Vielleicht klappt das bei einem Stein – oder einem Buch oder meinetwegen sogar bei einer Pflanze. Aber du und ich, Gurk, wir bestehen nicht nur aus Materie.« Sie tippte sich mit den Fingerspitzen an die Schläfe. »Da ist noch etwas.« »Auch deine Erinnerungen sind nur Materie«, antwortete Gurk. »Chemie. Ziemlich kompliziert, zugegeben, aber trotzdem nur Chemie.« »Und der Rest?« fragte Charity. »Das Bewußtsein? Die ... Seele?« Gurk schwieg einen Moment. »Siehst du«, sagte er dann, »damit triffst du den Nagel genau auf den Kopf. Über diesen Punkt zermartere ich mir das

Weitere Kostenlose Bücher