Die Stunde der Wahrheit
und der verzierte Riemen schlug gegen seinen Nacken, doch er sah keineswegs wie ein Narr aus. Eher wie ein Herrscher, der viele Jahre hinter sich und weitere vor sich hat, im Vollbesitz seiner Erfahrung, seiner Weisheit und seines Wissens, ein Meister seines Amtes. »Ihr seid eine wahre Tochter des Kaiserreiches, Mara von den Acoma.«
Mara stand keine Erfahrung oder Erinnerung zur Verfügung, aus der sie eine Antwort hätte ziehen können, und so konnte sie sich nur tief verbeugen und das Lob wortlos annehmen. Überwältigt von ihren Gefühlen sah sie Tecuma zu seiner Gefolgschaft zurückkehren. Jetzt ganz allein, betrat sie den heiligen Hain ihrer Ahnen.
Der Pfad zum Natami schien so unveränderlich wie die Zeit zu sein. Sie ließ sich auf die kühle Erde hinabsinken, wo bereits so viele Ahnen vor ihr gekniet hatten, und strich mit den Fingern über den Shatra-Vogel, der in den Stein gemeißelt war. »Ruhe sanft, mein Vater, und auch du, mein Bruder. Er, der euer Leben nahm, ist jetzt nichts als Asche, und euer Blut ist gerächt. Die Ehre der Acoma ist wiederhergestellt, und eure Blutslinie ist gesichert«, sagte sie mit ruhiger, doch vor Freude zitternder Stimme.
Dann kamen unaufgefordert die Tränen. Jahre voller Angst und Qual wichen von Maras Geist.
Über ihr forderte ein Shatra-Vogel mit flötendem Ruf seinen Schwarm auf, die Flügel zur Feier des Sonnenuntergangs zu erheben. Mara weinte hemmungslos, bis das Laternenlicht durch die Hecken strahlte und die entfernten Klänge der Festlichkeiten den Hain erfüllten. All ihre Kämpfe hatten Früchte getragen. Zum ersten Mal, seit Keyoke sie aus dem Tempel geholt hatte, fühlte sie so etwas wie Frieden, und irgendwo auf dem Großen Rad ruhten die Schatten ihres Vaters und ihres Bruders, deren Stolz und Ehre wiederhergestellt waren.
Mara erhob sich; die tiefe Zufriedenheit ihres Sieges durchströmte sie. Ein ganzes Haus voller Gäste wartete auf sie … und das Spiel des Rates würde weitergehen.
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