Die Stunde des Verfuehrers
dieselbe wie früher war? „Rory, ich bin für eine Familienfeier angezogen, erinnerst du dich? Nicht für die Party des französischen Teams.“
Die Siegesfeier fand im Ballsaal des luxuriösen Four Season-Hotels in der Innenstadt von Dublin statt. Die meisten Frauen trugen äußerst figurbetonte, zumeist glitzernde Kleider. Ihr Kleid war hingegen sehr schlicht. Und das war auch besser so. Sie besaß zu viele unschöne Erinnerungen an Designerkleider, die zu eng, zu schmal, zu … alles waren.
Rory legte beide Hände auf ihre Schultern, als wäre sie ein kleines Kind. „Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig dieser Mann ist. Abgesehen von seiner Rolle beim Six Nations Turnier, ist er Vorstandsvorsitzender einer der größten Banken der Welt. Ich stelle dich ihm vor, dann kannst du gehen, okay?“
Wieder fasste er sie an der Hand. Bevor Alana noch Einspruch erheben konnte, zog er sie auf einen Mann zu, der ihnen den Rücken zuwandte. Er trug einen dunklen Anzug und war umgeben von offensichtlichen Bewunderern und Frauen in aufreizenden Kleidern. Plötzlich wurden Alanas Knie weich. Noch bevor sie bei der Gruppe angekommen waren, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Und es wurde noch schlimmer, als Rory ihr ins Ohr flüsterte: „Sein Name ist Lévêque. Pascal Lévêque.“
„Ich glaube, ich habe Sie bei der Berichterstattung im Stadion gesehen“, sagte er unschuldig, als seien sie einander nie begegnet.
Zum zweiten Mal an diesem Tag schaute Alana in seine braunen Augen. Augen, die ihr nicht mehr aus dem Sinn wollten. Ihr Mund wurde trocken, ihre Hände feucht. Sie verstand nicht, warum dieser Mann eine solche Reaktion bei ihr auslöste. Andere Männer flirteten mit ihr, baten um Verabredungen, und sie lehnte ohne mit der Wimper zu zucken ab.
Schweigen senkte sich über sie, bis Rory sie unauffällig anstupste. Mechanisch reichte Alana ihrem Gegenüber die Hand. „Ja, wahrscheinlich.“
Pascal Lévêque ergriff ihre Hand, doch anstatt sie zu schütteln, neigte er den Kopf. Sein Blick hielt den ihren gefangen. Alles geschah wie in Zeitlupe. Alana wusste genau, was er vorhatte. Trotzdem sandte der angedeutete Handkuss einen Schauer über ihren Körper. Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, aber er gab sie nicht frei. Langsam richtete er sich wieder auf. Sie spürte, wie er mit dem Zeigefinger über die sensible Haut an der Innenseite des Handgelenks strich. Erst danach ließ er sie los. Die flüchtige Berührung übte eine unglaubliche Wirkung auf Alana aus.
Er unterbrach den Augenkontakt, was Alana sich seltsam leer fühlen ließ. Rory murmelte etwas davon, dass er Drinks für alle holen wolle, und verschwand in der Menge. Auch der Rest des Pascal eben noch umgebenden Grüppchens schien sich in Luft aufzulösen.
„Wie ich sehe, hatten Sie Zeit, sich umzuziehen“, wandte er sich wieder an Alana. „Sagen Sie, zählt die Party immer noch als Arbeit?“
„Natürlich habe ich mich umgezogen“, fuhr sie ihn wütend an. „Das hier ist eine Party! Und ja, es ist Arbeit.“
Er ließ seinen Blick über sie wandern, über ein dem Anlass angemessenes, wenn auch unspektakuläres Kleid. Schwarz, hochgeschlossen, mit passendem Jackett.
„Sie haben sich auch umgezogen“, sagte sie. Auf einmal fühlte sie sich merkwürdig verunsichert. Denn im Gegensatz zu ihr, die sie in der Menge unterging, gelang es ihm, trotz der vielen anderen, einen schwarzen Anzug tragenden Männer, herauszustechen.
Bevor sie wusste, was sie tat, hob sie die Hand und strich sich eine vorwitzige Haarsträhne, die sich aus ihrem französischen Zopf gelöst hatte, hinter das Ohr zurück. Eine nervöse Angewohnheit. Die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, verfolgte er die Bewegung. Alana errötete. Verdammt! Er sollte doch nicht ahnen, dass er ihr so zusetzte!
„Stimmt es, dass Sie nach mir für ein Interview verlangt haben?“
Nonchalant zuckte er die Schultern. „Ich empfinde es als sehr ermüdend, aber hin und wieder ist es notwendig, den Wünschen der Presse nachzugeben. Also, ja, ich habe um Sie als Partnerin gebeten … in der Hoffnung, dass es, wenn Sie die Fragen stellen, für mich eine erfreulichere Erfahrung als sonst wird.“
Seine Augen funkelten heiß und sinnlich. Aber Alana konzentrierte sich ganz auf sein selbstherrliches Verhalten. Sie lächelte zuckersüß. Dummerweise erwiderte er das Lächeln, worauf sich ein Feuer tief in ihrem Innern entzündete. Sie ignorierte die Reaktionen ihres Körpers. „Mr.
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